"Du brauchst sie nicht zu finden", entgegnte Rhagal ruhig und sah auf einen Punkt hinter meiner Schulter. "Sie ist bereits hier und wartet auf dich."
Mit einer schnellen Bewegungen wirbelte ich herum und und konnte gerade noch meine Augen zusammen kneifen, bevor ein strahlend goldenes Licht den Ozean erhellte und sich wie ein warmer Schleier um meinen Körper legte.
Einige Sekunden lang hielt das Licht noch an, bevor es sich langsam zurückzog und mit ihm auch die Wärme. Wage nahm ich war, wie sich die Finsternis wieder um mich legte und die Kälte wie ein nächtlicher Schatten von hinten an mich heran gekrochen kam.
Vorsichtig spähte ich erst zwischen meinen Augenlidern durch, bevor ich meine Augen komplett öffnete und voller Ehrfurcht die golden schimmernde Feder vor mir schweben sah.
"Sie ist wunderschön", murmelte ich staunend ich ließ meine Finger durch das warme Wasser fahren, das die Feder wie eine Schutzhülle umschloss.
"Das ist sie", stimmte mir Rhagal zu und ich bemerkte, wie sich seine Augen ein Stück weit von dem nur noch schwachen Licht entfernt hatte. "Ich weiß, wozu du die goldene Feder brauchst. Ich beobachtete dich. Und obwohl du sympathischer bist, als jedes andere Lebewesen in diesem Universum, kann ich sie dir nicht einfach so überlassen. Wenn du sie dieser Frau gibst, bringt das Unglück über alle von uns. Sie ist zu gefährlich und angetrieben von Hass und Neid. Sie darf die goldene Feder nicht bekommen."
"Und wie soll ich Aiden dann retten? Er wird sterben, wenn ich ihr nicht die goldene Feder gebe. Rhagal bitte. Ich liebe ihn", flehte ich die grünen Augen an, die mich nachdenklich musterten.
"Nun gut. Wenn du es für Richtig hältst, dann werde ich dir vertrauen müssen. Doch ich kann dich nicht einfach so gehen lassen. Du musst dich entscheiden. Diese Entscheidung ist Teil der Suche und ich kann sie nicht beeinflussen."
"Sagt es mir. Ich werde mich entscheiden", antwortete ich entschlossen und straffte tapfer meine Schultern.
Ich meine, wie schlimm kann so eine Entscheidung schon sein oder?
"Lass die Feder hier und geh ohne Schwierigkeiten wieder in die Welt der Lebenden oder nimm die Feder und schick sie an deinen Geliebten, damit er frei gelassen wird und in Sicherheit ist. Doch wenn du das tut, wirst du für immer hier unten bleibe müssen, bei den anderen."
Zitternd atmete ich aus. Rasend schlug mein Herz gegen meine Brust und ich spürte, wie das Blut durch meine Ohren rauschte.
"Bei-bei den anderen?" Meine zitternde Stimme war nicht mehr, als ein Flüstern.
Ein letztes Mal sah mir Rhagal fest in die Augen, bevor er einen Schritt bei Seite trat und den Blick auf einen leichten Abgrund hinter sich freigab.
Schluchzend ließ ich mich auf meine Knie fallen, als ich Tausende von Engeln sah, die aneinandergereiht mit ausgebreiteten Flügeln auf dem kalten Meeresboden lagen. Ihre Augen waren geschlossen. Ihre Körper regungslos.
"Oh Gott", wimmerte ich leise und erinnerte mich an dem Traum, der mir genau dieses Bild schoneinmal gezeigt hatte. "Sind-sind sie tot?"
"Ihr werdet es erfahren, wenn Ihr bei ihnen bleibt", ertönte seine tiefe Stimme sanft hinter mir und gab mir das tröstende Gefühl nicht alleine auf dieser Welt zu sein.
"Was ist mit ihnen passiert?" Flach atmete ich ein und aus, während sich meine Lunge bei jedem Blick, den ich auf die regungslosen Engel warf, ein kleines Stück weiter zuzuschnüren schien.
"Sie begaben sich auf die Suche und sie scheiterten. Keiner von ihnen hat es nicht bis hier her geschafft. Entweder wurden sie von ihren Ängsten überwältigt, oder ihre Flügel berührten das Wasser und die wurden hier auf den Meeresgrund gezogen", erklärte mir Rhagal ohne den Blick von ihnen abzuwenden.
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The angel's feather
Fantasy»Und das Einzige, das du tun musst, ist deine Augen zu schließen und an die eine Sache zu denken, die dein Herz schneller schlagen lässt.« Skyla Rose. Ein hübsches, junges Mädchen, welches ein völlig normales, durchschnittliches Leben führt. Sie hat...