Chapter 53

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Langsam und vorsichtig tastete ich mich in dem endlos scheinenden, dunklen Tunnel voran.

Meine Hände glitten links und rechts von mir an kalten, unebenen Wänden entlang, um mir so viel Orientierung wie möglich zu verschaffen.

Die Luft war warm und feucht und erinnerte mich an eine schwüle Sommernacht.

Je weiter ich nach vorne ging, desto dichter wurde die Luft und lag schwer in meiner Lunge.

Gerade wollte ich überlegen stehen zu bleiben, als ein schwaches Licht zu mir drang.

Meine Schritte wurden schneller und ich stolperte in die Richtung, aus der der unscheinbare Schimmer kam.

Als ich nur wenige Schritte später um eine Ecke abbog, erkannte ich in der Wand vier Lichtstreifen, die zu einem Rechteck angeordnet waren.

Eine Tür!

Schnell hastete ich ihr entgegen, aus Angst sie würde wieder verschwinden und lehnte mich vorsichtig gegen das warme Holz.

Mit einem leisen Klacken gab das Schloss nach und die Tür öffnete sich.

Stöhnend kniff ich meine Augen zusammen, als mir ein heller Lichtstrahl ins Gesicht schienen und mich stickige Luft empfing.

Blinzelnd öffnete ich meine Augen und schirmte mit meinen Händen das grelle Licht ab.

Erst jetzt drang die laute Musik zu mir, die mit den riesigen Boxen alle Fenster und Spiegel dieses Hauses zum erzittern brachten.

Der Raum war gefüllt mit Leuten, deren Gesichter mir irgendwoher bekannt vorkamen.

Ich musste nicht lange überlegen, da fiel es mir wieder ein.

Highschool.

Genervt verdrehte ich meine Augen. Ich hatte nicht geplant diese Menschen nocheinmal wiederzusehen.

Der beißende Geruch von Alkohol und Erbrochenem stieg in meine Nase. Mehrmals wurde ich von schwankenen Teenagern angerempelt und verlor haltlos mein Gleichgewicht. Panisch suchte ich nach einem Ausweg, doch ich konnte nur die taktlos tanzenen Menschen um mich herum erkennen, die mich wie eine Mauer eingekesselt hatten.

Mein Atem ging schneller und ich hörte das Blut in meinen Ohren rauschen. Entschlossen lieber wieder in den dunklen Flur zu gehen, als hier zu sein, drehte ich mich um und wollte wieder durch die Tür gehen. Doch vor mir war keine dunkle Holztür mehr, hinter der sich der schwarze, unheimliche Gang befand. Jetzt war da nur noch ein edler Kamin, in dem selbst die Feuerzungen zu tanzen schienen. Erschrocken sprang ich einen Schritt zurück und prallte gegen irgendjemand, als ich bemerkte, wie nah ich dem Feuer war und wie warm es sich schon auf meinen nackten Armen angefühlt hatte.

Okay, dann muss ich hier irgendwie anders rauskommen. Irgendwo wird schon eine Tür sein!

Wild entschlossen hier endlich rauszukommen, drängte ich mich durch die tanzene Menge und steuerte auf die gegenüberliegene Seite des Raumes zu.

"Tschuldigung", murmelte ich ununterbrochen, während ich mich mit meinen Ellenbogen voranarbeitete, bis ich plötzlich gegen einen harten Oberkörper stieß und sich keine Sekunden später eine klebrige Flüssigkeit auf meinem Oberteil verteilte.

"Oh das tut mir wirklich leid. Geht's dir gut?", fragte eine männliche Stimme besorgt und ich erstarrte zu Salzsäure.

Diese Stimme.
Dieser Ton.

Mit rasenem Herzschlag hob ich meinen Kopf.

Diese Augen.
Sie verfolgten mich in meinen Albträumen.

The angel's featherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt