The angel's feather

Chapter 12

Erschrocken blieb ich wie angewurzelt stehen und starrte ihn an.

Hatte er etwas gehört? Was hatte er gesehen?

"Skyla? Alles okay bei dir?", wiederholte er nocheinmal mit seiner tiefen Stimme, die jetzt mehr Besorgnis in sich trug.

"Ehm- also, ja.", stotterte ich überrumpelt und schüttelte gleich darauf innerlich meinen Kopf. Seid wann war ich so verunsichert und schüchtern? Was war nur los mit mir? "Warum fragst du?", führte ich fort, als ich meine richtige Stimme wieder gefunden hatte.

"Naja, also ich hab gesehen, wie du plötzlich aus der Cafeteria gestürmt bist. Ich war mir nicht sicher, ob du irgendwelche Probleme hast, wegen deinem Unfall letztes.", erklärte er, aber irgendwas in meinem Inneren sagte mir, dass er nur die halbe Wahrheit erzählte.

"Außerdem-", fuhr er fort und kam noch einen Schritt näher, bis er unmittelbar vor mir stand. "- hast du sehr rote Augen und genau da", murmelte er und strich mit dem Finger vorsichtig über meine Wange, "ist eine vergessene Träne."

In den Moment, in dem seine Finger meine Haut berührten, jagten kalte Schauer meinen Rücken herunter und zauberten eine feine Gänsehaut über meinen gesamten Oberkörper.

Bewegungslos starrte ich voller Faszination in seine Augen, die von nahem noch tausend mal atemberaubender aussahen, als von weitem.

Und dann, für einen kurzen Augenblick, einen einzigen Wimpernschlag lang, wurde die braune, sättigende Farbe aus seiner Iris plötzlich verdrängt und ein strahlendes, helles Blau blitzte in seinen Augen auf.

Verwirrt blinzelte ich ein paar Mal, aber genau so schnell wie es gekommen war, war es auch schon wieder verschwunden.

"D- de deine Augen. Sie waren blau.", murmelte ich leise und für eine Sekunde lang trat ein verärgerter und ernster Ausdruck auf dein Gesicht, der aber im gleichen Moment wieder verschwand.

"Meine Augen sind braun Skyla. Ist das nicht offentlich?", antwortete er mit einem spöttisch Grinsen und zog eine Augenbraue in die Höhe.

"Sie waren aber blau. Gerade eben. Ich bin mir hundert prozentig sicher.", entgegnte ich stur und starrte in seine Augen, die nichts mehr von Bläue aufwiesen und wieder in dem schönen Braun strahlten.

"Das Licht muss dir einen Streich gespielt haben oder einfach nur mein Aussehen.", gab er selbstsicher von sich und grinste mich mit einem schiefen Lächeln verführerisch an.

"Lass den Scheiß.", keifte ich, eher wütend auf mich selbst, als ich merkte, wie sich meine Knie in Wackelpudding verwandelten.

Warum hatte er so eine besondere Wirkung auf mich? Warum bekam ich meinen Herzschlag nicht mehr unter Kontrolle, sobald er den gleichen Raum betrat? Warum fühlte ich mich so hingezogen zu ihm?

"Oder-", sagte er und kam noch näher, wodurch er meinen Herzschlag in die Höhe trieb,"-wir diskutieren diese Frage in meinem Zimmer aus.", flüsterte er in mein Ohr und ungewollt schlossen sich für einen kurzen Augenblick meine Augen, als sein warmer Atem auf meinen Hals traf.

"Mhh.", murmelte ich ich mit geschlossenen Augen, als er in der Position verharrte, bloß seinen Kopf zurückzog und ich seinen Blick in meinem Gesicht spürte.

Ich merkte, wie ich langsam aber sicher die Kontrolle über meinen Körper verlor. Er schien sie mir Stück für Stück zu entziehen. Aber was war schon dabei? Ich denke es war ziemlich offensichtlich, dass ich ihn attraktiv fand. Und attraktiv war noch eine Untertreibung.

'Vielleicht finde ich ja so mehr über mein Geheimnis mit den Flügeln heraus.', sprach ich mir selber zu, aber tief in meinem Inneren wusste ich, dass es nur eine Ausrede für mein Ego war, da ich es nicht leiden konnte, wenn ich so leicht um den Finger gewickelt wurde.