Chapter 23

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Teil 3 der Lesenacht💃

"Mach's dir gemütlich. Ich muss schnell duschen.", sagte Aiden, als wir sein Zimmer betraten und ehe ich mich versehene hatte, war er durch die braune Holztür ins Badezimmer verschwunden.

Leise seufzte ich auf und ließ meinen Blick durch sein Zimmer schweifen. Es war größer als meins und Jasmin's zusammen. Das war mir schon bei meinem ersten Besuch hier aufgefallen. Aber jetzt machte es erst Sinn. Jetzt wusste ich, dass er hier schon mehrere Jahre verbringen musste.

Und obwohl die Erinnerungen an das letzte Mal in diese Zimmer mich hätten unwohl fühlen lassen müssen, spürte ich nichts außer eine angenehme Wärme.

Ein paar Schulbücher waren neben seinem überfüllten Schreibtisch auf den Boden gefallen. Aus Langeweile hob ich die Bücher auf und legte sie einzelnd auf den Tisch zurück.

"Naturwissenschaften ProEx, Mathematik Stufe 12, Religiöse Lehre, La langue française-", murmelte ich die Titel der Bücher leise vor mir her, als mir ein kleines, schwarzes Buch, mit einem dicken Verband in den Blick fiel.

Neugierig legte ich den restlichen Stapel bei Seite und schlug die erste Seite auf.

The sunshine in her eyes, stand in fein säuberlicher Handschrift mitten auf der Seite geschrieben. Darunter zwei Wörter, die mich verblüfft nach Luft schnappen ließen.

Aiden Mallory.

Gespannt blätterte ich eine Seite weiter.
Das Erste, das mir ins Auge fiel, war eine perfekte Bleistiftzeichnung, die meinem Portrait zum verwechseln ähnlich sah.
Danach bemerkte ich den kurzen Text darunter.

Tag 1
Tag der Prophezeiung. Ich wurde vor einen kalten, mit Silber verzierten Spiegel gestellt und alle haben den Raum verlassen. Mein Spiegelbild sah alleine und hilflos aus, aber dann wurde der Raum in ein goldenes Licht getränkt und ich habe ein wunderschönes Mädchen neben meinem Spiegelbild stehen sehen. Sie hatte schwarze Haare, rote, volle Lippen und braune Augen. Selbst ohne Flügel war sie die schönste Kreatur, die ich jemals gesehen hatte. Ich bekomme sie nicht mehr aus meinem Kopf heraus. Ich werde sie finden. Auf der Erde. Mit meinem Freund Taylor. Das Mädchen mit den braunen Augen. Skyla Rose.

Während ich durch die Zeilen las, bildete sich ein Lächeln auf meinen Lippen und in meinem Bauch breitete sich ein kaum wahrnehmbares Kribbeln aus.

Ich übersprang ein paar Texte und schlug wahllos eine andere Seite auf.

Tag 575
Sie ist immer noch nicht aufgetaucht und Taylor und ich sind schon 575 Tage in diesem Internat gefangen. Andauernd der gleiche Stoff, den man uns schon im Himmel, als Vorbereitung für die Erde gelehrt hat. Die Tage vergehen wie in Zeitlupe. Man hat uns nicht sagen können, wie lange es dauert, bis wir sie finden würden. Das einzige was wir wissen ist, dass sie irgendwann hier sein wird. Das Fliegen vermisse ich am meisten. Aber sie ist es wert. Sie ist alles wert. Manchmal verbringe ich Stunden damit in meinem Zimmer zu sitzen und mir vorzustellen wie sie wohl ist. Wie ihre Stimme klingt, ihr Lachen, wie sich ihre Berührung anfühlt, wie ihr Charakter ist. Ob sie verschlossen und distanziert ist? Oder offen und direkt? Ob sie viel Lacht? Oder sich lieber zurückzieht? Ich könnte ewig über dieses geheimnissvolle Mädchen nachdenken. Ich kann es kaum erwarten sie endlich zu treffen.
Wir werden es nicht aufgeben.

Tag 717
Langsam verlieren wir die Hoffnung. Wird sie überhaupt noch auftauchen? 717 Tage.
17 208 Stunden. 1 032 480 Minuten. Und jede einzelne kommt mir wie eine Ewigkeit vor.

Als ich weiterblätterte fand ich keine weiteren Texte mehr, sondern drei Zeichnungen. Um genauer zu sein, Zeichnungen von mir. Wie ich im Klassenzimmer aus dem Fenster sah, wie ich in der Cafeteria saß und auf dem letzten sah man, wie ich genau in Augen des Betrachters lächelte.

My angel stand in geschwungener Schrift darunter geschrieben.

"Was machst du da?", hörte ich plötzlich Aiden fragen und zuckte so heftig zusammen, dass mir beinahe das Buch aus den Händen fiel.

Ich war so sehr in diese wunderschönen Zeichnungen vertieft, dass ich meine Umgebung komplett vergessen hatte.

Ich wollte es ihm schnell erklären. Nicht, dass er dachte, dass ich ihm nachschnüffeln würde. Aber als ich meinen Blick hob, schien mein Gehirn keinen kompletten Satz mehr bilden zu können.

Nur mit einer grauen Jogginghose bekleidet stand er vor mir. Seine nassen Haare fielen ihm dunkel in die Stirn und auf seinem Oberkörper zeichneten sich zahllose Muskeln ab.

Achtung du sabberst!

Ein leises Lachen seinerseits katapultierte mich wieder in die Realität zurück und ich sah ertappt zurück in sein Gesicht hoch.

Grinsend zwinkerte er mir zu, doch als sein Blick auf meine Hände schweifte, in denen ich das geöffnete Buch hielt, verschwand das Lächeln auf seinen Lippen.

"Wo hast du das her?", fragte er leicht wütend und riss es mir aus den Händen, um es hinter sich auf den Schreibtisch zu legen.

"Ich-als- da lagen ein paar Bücher auf dem Boden und ich wollte sie nur aufheben und dann lag das dazwischen."

"Und dann dachtest du: 'ach les ich doch einfach mal, was Aiden da so alles reingeschrieben hat. Scheiß drauf, ob er es will oder nicht.' Schon mal darüber nachgedacht, dass das privat ist und sich nichts angeht?", keifte er mich an und ahmte mich mit einer viel zu hohen Stimme nach.

Langsam keimte die Wut in mir auf und ich sprang empört von seinem Bett auf.

"Warum darfst du Sachen über mich wissen und wenn ich etwas von dir erfahren möchte, wirst du immer direkt wütend und weist mich ab? Was ist dein Problem? Ja, vielleicht hätte ich dich vorher fragen sollen, aber ganz nebenbei, dass dieses Buch über mich ist, kannst du dir Mal überlegen, wie man mit seinem Gegenüber redet. Deine Art kann manchmal ziemlich verletzend sein. Schönen Tag noch.", schrie ich ihn an und ging zu seiner Tür, um in mein eigenes Zimmer zu gehen.

Den Mist lasse ich mir nicht gefallen.

Aber bevor ich nach der Türklinke greifen konnte, wurde ich an meinem Unterarm nach hinten gezogen und spürte kurz darauf warme, starke Arme und meinen Körper gelegt.

"Es tut mir leid. Es ist nicht so einfach zwei Jahre lang seine Gedanken und Gefühle wegschließen zu müssen und dann plötzlich einer Person alles zu offenbaren.", murmelte er in meine Haare und drückte mich fester an sich.

"Ich war vielleicht auch ein bisschen fies und zu neugierig. Ich hätte dir mehr Zeit geben sollen, bis du es mir von selbst gezeigt hättest. Tschuldigung.", nuschelte ich beschämt in seine Brust und lauschte seinem regelmäßigen, langsamen Herzschlag.

"Wie wär's, wenn wir uns einen gemütlichen Abend machen und ein bisschen mehr über den anderen erfahren? Oder möchtest du lieber in dein Zimmer.?", schlug er zögerlich vor.

"Nein. Nein, das hört sich perfekt an."

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So meine lieben Freunde, das war's mit der Lesenacht. Leider habe ich es zeitlich nur geschafft drei Kapitel hochzuladen. Als Entschädigung gibt es aber am Montag wieder eins und ab da an geht es dann regulär weiter.

In den folgenden Tagen werde ich auf eure Kommentare antworten.

Ich hoffe euch hat die Lesenacht und vorallem die geposteten Kapitel gefallen und wünsche euch eine wundervolle Nacht🌹

(Extra ohne einen ultra blöden Cliffhänger, damit ihr gut schlafen könnt(eigentlich Zufall, aber ich zu jetzt einfach Mal so, als wäre das eingeplant gewesen))

The angel's featherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt