Chapter 17

2.3K 150 126
                                    

"Wunderschön, wie ein Engel."

Wie auf einen Blitzschlag kamen die Erinnerung an den Tag zurück, als ich den Jungen gerettet hatte und mir in Wasser plötzlich diese wunderschönen, silbernen Flügel gewachsen sind.

"Wo-Wovon sprichst du?", fragte ich verwirrt und richtete mich auf.

Für einen Wimpernschlag lang legte sich ein ertappter Ausdruck auf sein Gesicht, bevor er von einer ebenso verwirrten Miene verdrängt wurde.

"Was sollte ich meinen?", fragte er ruhig, aber ich konnte ich seinen Augen erkennen, dass er etwas verheimlichte.

"Sag du es mir."

"Ich meine- du-. Es war ein einfaches Kompliment. Was soll schon damit sein?", entgegnte er mit zusammengezogen Augenbrauen und ging kopfschüttelnd aus dem kleinen Badezimmer heraus.

War es vielleicht nur ein Zufall, dass er genau das gesagt hatte oder wusste er mehr, als er zugab? Ich muss es irgendwie herausfinden! Wenn ich noch länger mit meinem Problem alleine bleibe, drehe ich irgendwann komplett durch.

Für einen Augenblick blieb ich auf den kühlen Fliesen sitzen und sammelte meine Gedanken zusammen, bevor ich die Handtücher von meinen Handgelenken abwickelte und ihm nachging.

Als ich die Badezimmertür leise öffnete, stand er vor seinem geöffneten Fenster und ich konnte nur sein Profil sehen. Er sah nachdenklich aus und irgendwie abwesend.

"Spürst du das auch manchmal?", fragte ich und trat aus dem Türrahmen heraus. Erschrocken zuckte er zusammen und blickte mich über seine Schulter an, bevor er wieder seinen Blick der Außenwelt widmete.

"Was meinst du?"

"Da ist irgendetwas zwischen uns.", entgegnte ich, während ich langsam näher auf ihn zuging, bis ich schließlich neben ihm stand und meinen Blick über die bunt gefärbten Bäume und leeren Bänke und Tische schweifen ließ. Der Mond warf einen silbernen Schimmer über die idyllische Aussicht. "Wenn ich in deiner Nähe bin, dann spüre ich etwas, was ich noch nie vorher gefühlt habe. Es fühlt sich so lebendig an. So als wäre ich endlich frei."

Aus dem Augenwinkel sah ich, wie er mir kurz ins Gesicht sah und dann wieder aus dem Fenster blickte.

"Menschen nennen das Liebe.", murmelte er gedankenverloren.

"Nein es ist stärker. Viel stärker. So als würde man-"

"Es tut mir leid, aber ich weiß nicht, was du damit meinst. Ich denke das beste wäre, wenn du jetzt gehen würdest.", unterbrach er mich plötzlich monoton und drehte sich zu mir um.

Geschockt viel mir die Kinnlade herunter und ich sah ihm ungläubig in seinen braunen, fast zugefroren Augen, die gerade, bis vor ein paar Minuten noch flüssiger Schokolade geähnelt hatten.

"Das ist doch jetzt nicht dein Ernst. Erst lässt du mich stehen und jetzt wirfst du mich raus?", fragte ich fassungslos und sah ihn mit hochgezogen Augenbrauen an.

"Ich werfe dich nicht raus. Ich bitte dich zu gehen. Deine Wunden sind gereinigt, mein Job erledigt. Ich will dich gerade nicht hier haben.", korrigierte er mich stumpf und ich schnaufte empört auf.

"Und ich dachte du hättest mid nicht nur geholfen, weil du musstest. Ich hatte echt ein anderes Bild von dir. Machst du das auch zu mit anderen Mädchen? Zu dir holen, wenn du Mal Lust auf die hast und danach einfach wieder wegschicken?", entgegnte ich enttäuscht.

"Jetzt stellst du mich als Flittchen dar? Du bist doch die jenige, die andauernd einen neuen Typen hat. Du sahst doch schon nach ein paar Stunden, nachdem du Taylor kennengelernt hast so aus, als würdest du ihn am liebsten anspringen wollen und der Typ im Wald war bestimmt einfach auch nur jemand den du toll und genügend für deine Ansprüche fandest, oder nicht? Bevor du mir irgendwelche Sachen vorwirfst, sieh zu, dass du deine eigenen unter Kontrolle bekommst.", schrie er mir ins Gesicht und bevor ich überhaupt darüber nachdenken konnte, schnellte meine Hand nach oben und ich knallte ihm eine harte Backpfeife, sodass sein Kopf nach links flog und dort verweilte.

"Ich dachte wirklich du wärst anders, aber du bist auch nur einer von denen. Keine Sorge, ich gehe schon von alleine. Mit so Arschlöchern wie dir muss ich mich keine Sekunde länger abgeben.", keifte ich außer Kontrolle und starrte ihm noch für eine Sekunde lang in seine plötzlich so eiskalten Augen und stürmte aus der Tür heraus.

Was fällt ihm eigentlich ein? Einfach genau die gleiche Scheiße wieder abzuziehen. Und wieder ohne erkennbaren Grund.

Wütend über mich selber, weil ich meine Gefühle nicht unter Kontrolle hatte, wischte ich mir die kleine Träne weg, die sich gerade ihren Weg über meine Wange bahnte und rannte durch den stillen Flur in Richtung Treppenhaus.

Das musste ich mir doch nicht gefallen lassen! Er konnte mich doch nicht einfach andauernd küssen und dann stehen lassen oder wegschicken oder was auch immer dieses Arschloch noch bei anderen Mädchen macht.

Wutgeladen schubste ich mit beiden Händen so fest es ging die Glastür auf, die zum Treppenhaus führte, sodass sie mit einem Knall an dem Stopper aufschlug und rannte die Treppen nach unten.

Noch eine weitere Chance würde ich ihm nicht geben. Er war sowas von unten durch bei mir.

Und ich dachte wirklich, dass er etwas besonderes wäre und, dass er mich mögen würde, aber solche Art von Jungs konnte ich in meinem Leben gar nicht gebrauchen.

Aber trotzdem tat es weh von ihm solche Sachen ins Gesicht gesagt zu bekommen. Und ich wusste auch warum es so weh tat.

Es war deswegen, weil mir etwas an seiner Meinung über mich lag, weil mir etwas an ihn lag.

Es wäre kindisch zu verleugnen, dass ich mich seit dem ersten Augenblick in ihn verschossen hatte und mich seine Vorwürfe nicht kalt ließen, so wie ich es mir eigentlich gewünscht hätte.

"Skyla Rose.", ertönte plötzlich eine strenge Stimme und schallte in dem schwach beleuchteten, leeren Treppenhaus wieder.

Wie versteinert blieb ich stehen und hörte die hellen Absätze auf den Steinstufen auf mich zubekommen, bis Miss Niviria um die Ecke trat.

Sie trug ein pechschwarzes Gewand, was in Kombination mit ihrer blassen Haut und den schneeweißen Haaren, mysteriös und ein wenig angsteinflößend auf mich wirkte.

"Ihnen ist aufgrund der Schulregeln doch mit Sicherheit bewusst, dass es unzulässig ist, sich um solche Uhrzeiten nicht auf den Zimmern zu befinden, nicht wahr?", fragte sie mit hochgezogener Augenbraue und sah mich tadelnd an.

"Natürlich Miss Niviria. Es tut mir leid, es wird nicht nocheinmal vorkommen.", entschuldigte ich mich mit gesenktem Kopf und spielte nervös mit meinen Fingern herum.

"Schon gut Skyla. Dieses eine Mal lass ich es noch durchgehen. Du bist schließlich neu hier und manchmal muss man wichtigeren Dingen nachforschen, als der Kernphysik, richtig?", fragte sie mit einem geheimissvollen Lächeln un zwinkerte mir zu, bevor sie sich von mir abwandte und wieder um die Ecke verschwand.

Völlig durcheinander gebracht und verwirrt starrte ich ihr hinterher.

Was war das?

Love all of you guys🌹

The angel's featherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt