Chapter 16

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"Wenn du keine Lust darauf hast gleich ein paar böse Jungs zu treffen, solltest du den Mund halten und rennen.", flüsterte Aiden in mein Ohr, drehte mich vorsichtig um und deutete in die Richtung, aus der man dumpfe Schreie und schwach die Leuchten von Taschenlampen erkennen konnte.

Ohne zu zögern ergriff ich wieder seine Hand und rannte mit ihm zusammen so leise es ging durch das Unterholz Richtung Internat.

"Und was machen wir, wenn die zu unseren Zimmern kommen?", fragte ich panisch, während wir die Treppen weiter hochsprinteten.

"Werden sie schon nicht.", entgegnte Aiden and spurtete mit mir im Schlepptau ungehindert die Treppenstufen nach oben.

Wie konnte dieser Junge noch normal reden? Er war noch nichtmal ansatzweise außer Atem, während ich hier hinten halb erstickte und mein Gesicht mit Sicherheit einem Stoppschild Konkurrenz machen könnte.

"Und was wenn doch?", fragte ich schwer atmend und blickte immer wieder nach hinten, um zu gucken, ob uns jemand folgte.

"Beruhig dich Skyla. Solange James die Klappe hält, haben die keine Ahnung, dass ich dahinter stecke. Er hat ziemlich was abbekommen. Wenn ich Glück habe, hat er mich entweder kaum erkannt, oder er will einfach nur nicht noch mehr Stress mit mir bekommen.", antwortete er, als wäre er die Ruhe selbst und verlangsamte seinen Gang ein wenig, als er mich in einen der bewohnten Flure zog.

"Und was, wenn er nicht seine Klappe hält? An mich kann er sich hundert prozentig erinnern."

"Was soll da schon passieren? Du hast doch nichts gemacht.", gab er genervt zurück, während er an einer Tür stehen blieb und sie aufschloss.

"Ich hab nichts gemacht? Der Typ sah nicht gerade so aus, als würde er es toll finden, dass ich einfach so abgehauen bin.", platzte es aus mir heraus.

"Das wird schon Skyla.", sagte er bloß gelassen und ging in das große Zimmer hinein.

"Das wird schon Skyla. Ach halt doch die Klappe. Weißt du eigentlich, was für eine scheiß Angst ich habe?", entgegnte ich verzweifelt und fuchtelte mit meinen Händen hysterisch in der Luft herum, während eine einzelne Träne aus meinem Augenwinkel kullerte.

"Skyla, ich- ach- komm jetzt bitte erstmal hier rein.", bettelte er förmlich und sah plötzlich mindestens genau so verzweifelt und hilflos aus wie ich.

Ohne, dass ich überhaupt auf seine Bitte reagieren konnte, packte er mein Handgelenk und zog mich in das Zimmer.

Scharf zog ich die Luft zwischen meinen Zähnen ein und kniff meine Augen zusammen, als der Druck auf meinem Handgelenk schmerzhafte Stromschläge durch meinen Körper schoss.

Verwirrt zogen sich Aiden's Augenbrauen zusammen und er packte meinen Unterarm, um meine Strickjacke nach oben zu ziehen.

Ich versuchte ihm noch schnell meinen Arm zu entziehen, doch er hielt ihn mit einem eisernen Griff fest.

Als er die dunkelroten Abdrücke erkannte, verfinsterte sich seine Miene augenblicklich und er funkelte mich wütend an.

"Warum hast du mir das nicht direkt gezeigt? Dann hätte ich dem Typen noch eine reinhauen können.", keifte er mich an und murrte den letzten Satz mehr zu sich selbst, als zu mir.

"Du hast ihn doch auch so schon fast tot geprügelt.", murmelte ich leise und riss meinen Arm aus seinem Griff, während weitere Tränen über meine Wangen rollten.

Ich wusste gar nicht wieso ich weinte. Vielleicht, weil mein Handgelenk ziemlich weh tat, vielleicht weil es ziemlich spät war und ich einfach nur verzweifelt und müde war, oder vielleicht, weil ich in Aiden's Anwesenheit einfach keine Kontrolle über meine Gefühle hatte.

The angel's featherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt