Chapter 20

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Engel können doch bekanntlich fliegen.", beendete ich meinen Satz, breitete meine Arme aus und ließ mich nach hinten fallen.

Ich konnte noch Aiden's geweitete Augen erkennen und wie er mit ausgestreckten Armen einen Satz nach vorne machte, bevor ich einen freien Fall geriet und mit dem Blick zum Himmel in die Tiefe stützte. Unter mir das tobende, schwarze Meer.

Friedlich schloss ich meine Augen, während der eiskalte Wind durch meine Klamotten fegte und meine Haare verwüstete.

Ich vertraute einfach und dabei wusste ich noch nicht einmal genau worauf.

Vielleicht darauf, dass ich in allem richtig lag und Aiden wirklich ein Engel war.
Vielleicht darauf, dass meine Flügel zurück kamen und ich mich selber retten konnte.

Oder vielleicht einfach nur darauf, dass es schnell vorbei sein würde. Ich hatte alles aufs Spiel gesetzt. Wenn ich falsch lag, würde man mich eh in die Klapse stecken oder ich würde unter einem Mikroskop landen, also was soll's?

Es hat gestimmt, was ich gesagt hatte. Es war die Wahrheit. Ohne ihn wollte ich nicht mehr leben. Ich konnte es einfach nicht. Und schon lange bevor ich zu dieser Erkenntnis gekommen war, seitdem ich das erste Mal seinen Namen gehört hatte, das erste Mal in seine Augen sehen hatte, das erste Mal deine Lippen berühren durfte, war mein Herz ihm schon verfallen.

Der Wind rauschte an meinen Ohren vorbei und ich schien ewig zu fallen, während man unter mir die Wellen hörte, wie sie kraftvoll gegen die Felsen schlugen.

Plötzlich, als ich schon dachte bald in das eisige Wasser eintauchen zu müssen, legten sich zwei starke Arme unter meine Kniekehlen und an meinen Rücken und ich wurde an eine harte Brust gepresst. Ein leichtes Lächeln schlich sich auf meine Lippen, als es sich anfühlte, als würde ich in Richtung Wolken schweben.

Meine Augen hielt ich geschlossen. Ich genoss das Gefühl der Wärme, die mich wie ein einemtes Kitzeln durchströmte.

Vielleicht war ich schon tot. Vielleicht war das der Weg in den Himmel.

Doch als ich meine Augen vorsichtig öffnete, blickte ich in strahlend braune Augen, die nie lebendiger aussehen könnten, als in diesem Moment.

Hinter ihm ragten prächtige, weiße Flügel aus seinem Rücken heraus, die uns mit eleganten Schlägen zurück auf den Felsvorsprung brachten.

Automatisch streckte ich meinen Arm aus und strich über die weichen, dichten Federn.

Behutsam landete Aiden vor dem Dornenbusch und ließ mich runter, sodass ich wieder festen Boden unter meinen Füßen hatte.

Seinen einen Arm verweilte er auf meiner Taille, während er mich fasziniert seine Flügel betrachten ließ.

"I-Ich hatte Recht.", murmelte ich unglaubwürdig und blickte zu ihm hoch. Mein Blick suchte seinen.

Liebevoll musterte er mein Gesicht.

"Ja das hattest du.", entgegnte er sanft und fuhr mit seiner Hand vorsichtig über meine Haare, als wäre ich das kostbarste, was er jemals in den Händen gehalten hatte.

"Warum hast du immer dagegen angeredet, als ich mit dir darüber reden wollte?" Meine Stimme war nicht mehr als ein Flustern, obwohl meine Angst vollkommen verflogen war.

The angel's featherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt