Kapitel 11

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Was zur Hölle habe ich bitte geträumt?!
Ich und Elliot?
Niemals!

"Hey."
Genervt schaue ich auf.
"Wer bist du?!", frage ich den Typen vor mir.
"Luke."
"Geh weg du Loser."
Ich bin zur Zeit ziemlich genervt von allem und jeden.

Plötzlich packt er mich am Kragen und zieht mich vom Stuhl, woraufhin ich überrascht aufkeuche.
"Nenn mich nie wieder Loser, hast du verstanden, du Wichser?", zischt er aggressiv.
Erst jetzt fallen mir seine braun - grünen Augen auf, die aussehen, als wäre man in einem Wald, der einen verschlingt.

"Hast du verstanden?", wiederholt Luke.
"Äh..."
Ich bin so sehr in seine Augen vertieft, sodass ich gar nicht merke, wie er mich anguckt.
Wütend schüttle ich den Kopf, sodass ich wieder klar denken kann.
"Nicht? Tja... Falsche Antwort!"

Seine Faust saust auf mein Gesicht zu; augenblicklich kneife ich meine Augen zu.
"Große Klappe und nichts dahinter", seufzt er auf und lässt mich los, ohne einem Schlag.
Überrascht schaue ich auf.
"Du könntest in die Gruppe von mir... Wenn du willst", stellt er fest.

"Was?!"
"Du kannst in meine Gruppe!"
"Äh... Ich dachte, du hasst mich?"
"Tja... Dachte ich auch... Aber du bist ziemlich cool drauf, also... Willst du jetzt oder nicht?"
"Ja?"
"Sollte das jetzt eine Frage sein?", fragt Luke spöttisch.

"Nein."
"Aber nur, wenn du zu meiner Bitch hingehst, und sie küsst. Sie ist eine ziemliche Schlampe, ich möchte wissen, ob die mich betrügt."
Was ist das denn jetzt?!
Ich soll ein Mädchen küssen?!
Ich bin schwul!
"Okay..."

Wie dumm bin ich eigentlich?
Wieso mache ich das denn jetzt?!

"Und wann?"
"Jetzt."
Er zeigt auf ein blondhaariges Mädchen, das sehr stark geschminkt ist.
"Sie", grinst er boshaft.

Zögernd gehe ich auf die Tussi zu, die sich gerade die Nägel feilt.
"Hey", bringe ich gepresst hervor.
"Hey, du Hübscher!", grinst sie.
Innerlich kommt mir jetzt schon das Kotzen, doch ich muss da jetzt durch. Schließlich habe ich doch schon begonnen...

"Wie heißt du?", reißt sie mich aus den Gedanken.
"Noah."
"Noah... Ich bin Emely... Was hältst du davon, wenn wir was gemeinsam machen?", fragt sie mit ihren dunkelroten Lippen.
"Was willst du denn machen?", frage ich zögernd.

Plötzlich reißt mich die Blonde zu sich herunter und legt ihre hässlichen Lippen auf meine.
Natürlich spiele ich mit, obwohl mir ziemlich schlecht wird.
"Man sieht sich", sagt Emely verführerisch zu mir und verschwindet.

Verwirrt und angeekelt gehe ich zurück zu Luke, dessen Gesicht verrückt grinst.
"Ich wusste es!", lächelt er mich warm an.
"Was denn?"
"Du bist nicht normal... Irgendwas macht dich besonders. Ich werde es schon noch herrausfinden!", zwinkert Luke.

"Ich bin normal!", protestiere ich.
"Nein. Du hast dich geekelt, ich habe es genau gesehen."
"Das heißt noch lange nichts!"
Meine Stirn habe ich in Falten gelegt, während ich ihn beobachte.
"Du bist gayyyyyyyyyyy!", lacht er los und zeigt mit dem Finger auf mich, während er sich mit der anderen Hand Lachtränen wegwischt.

"Äh... Nein?"
"Schon wieder eine Frage, oder was? Man hat es dir angesehen", lacht der Braunhaarige.
"Na und? Hast du was gegen Schwule?!"
Panisch schaue ich ihn an.
"Nein. Weißt du, ich bin Bi."
Wieder versucht er, sich ein Lachen zu unterdrücken, schafft es aber nicht.

"Lass mich."
"Aww schmollt da jemand?"
"Ich sagte, dass du mich in Ruhe lassen sollst!"
Langsam braust Wut in mir auf.
"Ich dich auch."

Ich dich auch.

Dieser Satz erinnert mich an meinen scheiß Traum.
Wo ist Elliot eigentlich?

"Du kennst doch bestimmt Elliot, oder nicht?", frage ich vorsichtig.
"Wer kennt ihn denn nicht? Mobbingopfer der Schule", sagt er kopfschüttelnd.
"Wieso schüttelst du den Kopf?"

"Weil ich es nicht witzig finde, dass du ihn mobbst."
"Was?!"
"Du mobbst ihn."
"Er liebt mich!", schreie ich nun.
Erschrocken und überrumpelt von meiner Reaktion blickt er in meine Augen.

"Das ist kein Grund, ihn zu mobben! Außerdem geht da so ein Gerücht herum, dass du ihn sowieso schon mal geküsst hast."
"Das war... Ach vergiss es!"

Wütend drehe ich mich um, um zu gehen, doch der Junge packt mich aggressiv am Arm.
"Er kann nichts dafür. Schließlich ist er auch nur ein Mensch, der keine Schuld an seiner Sexualität trägt."

"Hab' ich nie gesagt! Ich bin doch selbst schwul!", eskaliere ich nun endgültig.
Scheiße.
Jetzt weiß das die ganze Schule!

Ein paar kichern, andere schauen mich angeekelt an.

Tränen der Verzweiflung steigen in meine Augen, als ich mich ihm entreiße.
Wieso habe ich das nur gesagt!

"Und ich bin Bi!", brüllt Luke nun durch den Gang.
Augenblicklich drehe ich mich zu ihn um.

Noah.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt