Kapitel 22

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Ich bin auf Flucht.
Aber nicht alleine.
Nachdem mich der Alpha wieder geschlagen hatte, waren Jamie und ich nun entgültig abgehauen.
"Wo sollen wir bloß hin?", fragt Jamie traurig an mich gewandt.
"Wir gehen zu meinen Eltern. Sie werden uns bestimmt helfen."

Sanft lecke ich mit meiner Zunge über sein Fell, während wir durch den Schnee laufen.

Nach einiger Zeit kommen wir an dem Haus an.
Sogleich treten meine Eltern in mein Sichtfeld und schließen mich in ihre Arme.
"Mein kleiner Omega! Wo warst du?!", fragt meine Mutter.
"Ich war in einem anderem Rudel, aber... Dort habe ich meinen Mate kennengelernt, aber er hat mich betrogen. Dann bin ich weitergezogen und wurde anschließend entführt von einem anderen Rudel.
In diesem Rudel habe ich meinen jetzigen Mate Jamie kennengelernt."

"Kommt mal rein", meint mein Vater verwirrt.
Drinnen, setzen wir uns auf die Couch und reden über die letzten Jahre, dass sie mich gesucht, aber nie gefunden haben.
Nach einer Weile ergreift meine Mutter das Wort.
"Du wirst doch jetzt hierbleiben, mit deinem Freund? Wir werden euch eine Wohnung besorgen", beschließt sie.

"J- ja? Aber das mit der Wohnung ist doch nicht nötig!"
"Doch! Wir haben hier keinen Platz mehr... Ist es für euch okay, wenn ihr zu einem guten Freund von uns zieht, bis wir eine Wohnung für euch gefunden haben?", fragt meine Mutter.
"Äh... Okay?"
Ich bin ein bisschen verunsichert, da ich damit nun nicht gerechnet habe.

"Du bist ein guter Junge", sagt sie lächelnd und wuschelt durch meine Haare.
Mein Vater steht auf und geht in einen anderen Raum. Vermutlich telefoniert er.
"Er regelt die Situation mit unserem Freund. Bestimmt ist es okay für ihn", teilt sie uns mit.

Nach kurzer Zeit kommt mein Vater zurück und strahlt mich an.
"Ihr dürft für eine Woche bei ihm bleiben", lächelt er.
"Danke!", meine ich verwirrt.
"Los, fahren wir!", sagt er sichtlich motiviert.

Nachdem wir das Haus verlassen haben, steigen wir in das Auto meiner Eltern und fahren zu einem Haus, das mir eigentlich ziemlich bekannt vorkommt.
Mit gerunzelter Stirn steige ich aus und versuche, mich zu erinnern, wessen Haus das ist.
"Noah? Geht es dir gut?", fragt Jamie besorgt.
"Ja. Alles bestens."

Langsam nähere ich mich dem Haus. Mein Unterbewusstsein verrät mir, dass ich hier schon mal war und es mir nicht gefällt.
Angespannt blicke ich zu meinem Vater, als er die Klingel drückt.
Die Tür öffnet sich, und ein junger Mann tretet vor.

"Hallo Luke! Es freut mich sehr, dich zu sehen!", begrüßt mein Vater den Typen.
Ich überlege, bis bei mir plötzlich der Groschen fällt.
Zögernd mache ich einen Schritt nach hinten, ehe mich Jamie verwirrt ansieht.
"Was ist los, Noah?!"
"Ich will da nicht hin."
"Wieso?", flüstert er.
"Das... Ich sage es dir später."

Warm lächelt er mich an, fasst nach meiner Hand und zieht mich mit sich in das Innere des Hauses.
"Du schaffst das. Ich weiß zwar nicht, wieso du nicht hierhin willst, aber tu es für mich. Versuch' es wenigstens!", sagt er ermutigend.
"Okay."

Jamie zieht mich sanft an sich und legt seine Lippen auf meine.
Die Tür schließt unser Mitbewohner.
"Ich will dir echt nicht zusehen, wie du meinen Mate abschleckst!", zischt eine Stimme hinter uns.
Erschrocken drehe ich mich um und schaue in das Gesicht von Luke.

"Du bist nicht mehr mein Mate!"
"Doch. Ich fühle immernoch genauso wie vorher. Ich liebe dich immernoch."
Meine Adern gefrieren für einige Sekunden.
"Du... Was?"
"Ich liebe dich immernoch!", sagt Luke.

"Noah?! Seit wann betrügst du mich?!", höre ich die entsetzte und traurige Stimme von Jamie hinter mir.
Ich kneife verzweifelt die Augen zu.
"Ich betrüge dich nicht! Er ist mein ehemaliger Mate!"
"Warum sagst du mir das erst jetzt, verdammt nochmal?!"

"Ich... Es tut mir leid", stottere ich beschämt.
"Hättest du mir das schon früher gesagt, wäre ich niemals auf dich eingegangen! Wieso muss die Mondgöttin mir immer den Falschen geben?!", schreit er verzweifelt.

"Ich betrüge dich nicht!", gebe ich ebenso laut zurück.
"Lass mich doch einfach! Ich hoffe, du wirst glücklich mit ihm!", zischt er.

Wütend reißt er die Haustür auf.
"Jamie! Bitte! Ich liebe dich!", sage ich unter Tränen.
"Lüg mich nicht an!", gibt er wütend von sich und schlägt die Tür zu.
"Danke, Luke!", schluchze ich verzweifelt auf und renne ebenso nach draußen.

Noah.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt