Kapitel 27

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Seit Jamie - oder besser gesagt Kian, weiß, dass er andere Eltern hat, hat er sich komplett gewandelt.
Er ist verschossener geworden und redet nur noch selten, und wenn, dann ziemlich unfreundlich und aggressiv.

Unser ebennoch zurückgewonnenes Band schwächt nun wieder ab, was Kian aber nicht zu schaffen macht. Zu oft hat er mir in den letzten Tagen klar gemacht, dass er dieses Band zwischen uns nicht mehr will.
Er will mich nicht mehr, ebenso wenig, wie ich seine verschlossene, unfreundliche und aggressive Art noch länger ertragen will.

Luke hat inzwischen gemerkt, was zwichen uns abgeht.
Jeden Tag kommt er zu mir ins Zimmer und ich schütte meine kompletten Sorgen wie fast immer aus.
Er hilft mir in letzter Zeit ziemlich oft, auch wenn es vielleicht für normale Menschen nur kleine, selbstverständliche Dinge sind.

Seit drei Tagen benimmt sich Kian unerträglich, Luke wollte ihn jetzt schon bestimmt fünf Mal aus seinem Haus werfen.
Dieser kalte, unfreundliche und abwertende Gesichtsausdruck, den er gegenüber uns aufsetzt, ist unangenehm.

Wenn man bedenkt, dass wir mal Mates waren.
Wie sehr ich seine Art geliebt habe.
Er war immer nett, fröhlich und charmant, doch jetzt...
Manchmal macht mich sein Getue traurig, weil ich mir nicht vorstellen kann, dass ich diesen Jungen mal geliebt habe.

Meine Liebe gegenüber ihm ist so sehr abgeschwächt.
Teilweise wünsche ich mir nur noch, dass er verschwindet.

Wäre ich doch noch ein Mensch!
Ich hätte all diese Probleme nicht, würde wahrscheinlich heiraten, Kinder bekommen und ein Haus bauen.
Aber das kann ich jetzt alles streichen.
Die Mondgöttin wird mir keinen weiteren Mate zuteilen, sie wird gesehen haben, dass ich dazu nicht gemacht bin, jemand außerwählten zu lieben.

Ich werde alleine sterben müssen, weil ich niemanden mehr lieben kann.
Würde Kian doch wieder der Alte sein!

Traurig setze ich mich auf das Sofa und blicke ihm in seine hasserfüllten Augen.
"Ich bin froh, wenn ich dich los habe", sagt er ruhig.
"Ich wünschte, du wärst wieder der Alte", murmle ich.
"Ich hasse es, jeden Tag deine unerträgliche Fratze sehen zu müssen, und zu wissen, dass dieser erbärmliche Junge mein Mate ist."

Jedes Wort, das er von sich gibt, schmerzt.
Verletzt schaue ich ihn an, ehe ich aufstehe, um zu gehen.
Gerade will ich gehen, als er mein Handgelenk packt und mich auf den Boden schleudert.
Überrumpelt schaue ich hoch in sein Gesicht, das nur so voller Wut und Hass trotzt.

"Ich wartete auf eine Antwort, Omega!", zischt er.
"Ich wollte keinen Streit anfangen", gebe ich verwirrt von mir.
"Hast du aber jetzt! Ich glaube, dir müssen Grenzen beigebracht werden!"
"Was willst du jetzt tun?", frage ich panisch.

Ich will mich aufsetzen, doch Kian kommt mir zuvor und setzt sich auf mich.
Sein Gewicht drückt mir die Luft ab, sodass ich nun keuchend unter ihm liege.
"Kian, geh runter von mir!", keuche ich.

Stumm greift er nach meinen Handgelenken, hält sie über meinem Kopf mit einer Hand zusammen, während er mit der anderen meinen Hals umfasst.
Plötzlich legt er die zweite Hand ebenfalls auf meinen Hals und drückt fest zu.
Röchelnd gebe ich einen erstickten Schrei von mir, doch Kian lässt nicht locker.

Immer fester drückt er zu, bis ich schwarze Punkte vor meinen Augen tanzen sehe.
Bevor mich die Dunkelheit umhüllen kann, lässt er von mir ab und geht aus dem Zimmer.
Ich liege immer noch am Boden und kann nicht fassen, dass er tatsächlich handgreiflich wurde.
Mein Schock lässt nach und schon nach einigen Sekunden fließen heiße Tränen meine Wangen hinab.

Wieso hat er das getan?
Ich weiß, dass er mich und Luke hasst, aber so sehr, hatte ich auch nicht gedacht.

Noah.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt