Kapitel 21

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Es sind die Augen, das Messer und sein Gesichtsausdruck, die mich jede Nacht in meinen Träumen immer wieder aufsuchen.
Als er mir das Messer an die Kehle gedrückt hat; was er zu mir gesagt hat.
Seitdem kann ich nicht mehr richtig schlafen.

Ich sehe Alec's Augen jede Nacht, bevor ich einschlafe und aufwache. Aber ich kann ihn nicht vergessen, weil ich ihn täglich sehen muss.
Weglaufen von diesem Rudel kann ich auch nicht, zum Ersten, weil ich Jamie nicht alleine lassen kann und will, und weil mich der Alpha wieder schlagen würde, falls er mich in die Pfoten bekommt.

Und Alec würde mich sogleich umbringen.
Das heißt, dass ich nicht weg kann. Nachdenklich rühre ich in der Schüssel weiter um, bis ich den Teig anschließend in eine Kuchenform gebe und in den vorgeheizten Ofen stelle.
Es soll eine Überraschung für Jamie sein.

"Noah!"
Ich zucke erschrocken zusammen.
Was will der Alpha nun von mir? Welchen Fehler habe ich jetzt wieder begangen?
Hastig eile ich in das Zimmer, in dem ich vermute, dass er dort sein könnte. Tatsächlich sitzt er dort auf seinem Stuhl und blickt mich abwertig an.

"Wie geht es Jamie?", fragt er gelassen.
"Gut, Sir."
"Das ist schön zu hören. Hältst du dich auch an die Regeln hier im Haus?"
"Ja, Sir."
"Ich weiß nicht so recht, aber kann es sein, dass dich zur Zeit etwas ziemlich belastet? Du scheinst so abwesend", fährt der Alpha fort.
"Ich weiß nicht, wie ich das erklären soll, Sir", flüstere ich schon beinahe.

"Wie meinst du das, Noah?"
"Ich... Ach, es ist nicht so wichtig", stottere ich.
"Sprich!"
Erschrocken reiße ich meine Augen auf.
"Ich glaube aber nicht, dass Ihnen dies gefallen wird, auf das Sie so sehr bestehen. Sie werden mich als Lügner bezeichnen, Sir."
"Sprich nun!", sagt er ungeduldig.

"Ihr Sohn... Hat mich bedroht, Sir."
"Wer? Jamie oder Alec?"
"A- Alec."
"Was hat er diesmal angestellt?", lässt er die Luft aus seinen Backen entgleiten.
"Er... Wollte mich u- umbringen", versuche ich ruhig zu sagen, endet aber letztendlich darin, dass meine Ruhe in Panik überschlägt.

"Was?! Mein Sohn soll dich bedroht haben?!", zischt der Rudelführer. "Ja, hat er, Sir. Jamie kam im richtigen Zeitpunkt und hat mich gerettet. Ich bin ihm sehr dankbar, Sir."
"Jamie?!"
"Ja, Sir."

"Du hast keine Schäden davon weitergetragen, oder? Wieso tat er dies?"
"Er meinte, dass ich Ihren Sohn, Jamie, verletzen werde und ich dafür sterben müsste."
"Warte einen Augenblick. Ich bin gleich wieder da."
"Natürlich, Sir."

Einige Momente später kommt ein wutentbrannter Rudelführer mit seinem Sohn in den Raum.
Ängstlich schlucke ich den Kloß, der sich in meinem Hals gebildet hat, hinunter.

"Alec, wieso bedrohst du unseren Neuankömmling? Hättest du ihn umgebracht, müsste ich dich jetzt aus dem Rudel verbannen!", meint dessen Angesprochener' Vater streng.
"Vater! Ich... Er... Er wird ihm genauso weh tun, wie der Letzte zuvor! Du sagtest damals, dass solche Menschen Jamie nicht verdient haben! Ich wollte Jamie doch nur helfen, dass er nicht wieder an so einen Menschen gerät!", verteidigt sich Alec.

"Damals erlaubte ich es dir, weil Parker gestohlen hat!", wiederspricht er.
"Das ist doch das Gleiche! Er wird Jamie's Glück stehlen! Deswegen wollte ich ihn umbringen!", zischt der Junge aufgebracht.
"Dieser junge Mann gegenüber dir, ist sein Glück! Lass die Beiden in Frieden und sprich in Zukunft mit mir, falls du etwas für unangeeignet findest!"
"Ja, Vater."
"Und jetzt, geht, ich habe keine Zeit für solch einen Schwachsinn!", spricht der alte Mann aus.

Sofort setze ich mich in Bewegung, gehe in Richtung Jamie's Zimmer und lege mich dort sogleich aufs Bett.
"Ich hasse euch alle!", schreie ich so laut ich kann, in den Polster.
"Mich auch?", höre ich Jamie's sanfte, aber auch hoffnungslose Stimme.

Noah.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt