Kapitel 38

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"Mach mich zu dem, was du bist!", fordert Mitch.
"Was?!"
"Ich will wie du sein!"

Ich will ihn nicht verwandeln.
Er soll nicht das gleiche Monster wie ich werden.
"Nein."
"Wieso?"
Er zieht beleidigt seine Unterlippe nach vorne.
"Nein."
"Jetzt antworte doch mal sinnvoll!"
"Nein."

"Wieso willst du nicht, dass ich so werde, wie du?"
Er greift nach meiner Hand.
"Nicht", flüstere ich.
Verwirrt zieht er seine Hand wieder zurück.
"Was ist bloß los mit dir?!"
"Ich habe Angst, dir weh zu tun."

Wieder greift Mitch nach meiner Hand, doch ich entziehe mich seinem Griff.
"Wie kannst du mir bitte weh tun, wenn ich dich nur mit meiner Hand anfasse?!"
Ich merke, wie er langsam wütend wird.
"Es ist... Ich... Man, Mitch, ich habe keine Kontrolle über meine Krallen!", zische ich verzweifelt.

"Und wieso bist du dann mit mir zusammen, wenn ich dich sowieso nicht anfassen darf? Es ist nutzlos!"
Er hat es ausgesprochen.
Mitch will die Beziehung nicht.
"Versteh' mich bitte! Ich liebe dich und bin nicht sonderlich heiß darauf, dich zu verletzen!"

"Mach' mich doch einfach zu dem, was du bist!", zischt der Kleinere.
"Nein!"
"Ach, weißt du was?! Dann kannst du mich vergessen! Mir reicht es mit dir!", zischt er gereitzt.
"Versteh mich doch! Ich will einfach nicht, dass du so endest wie ich!", versuche ich ihn umzustimmen. "Das ändert aber nichts daran, dass ich dich trotzdem mag, auch wenn du es jetzt nicht tust!"

"Ich schwöre dir, wenn du ein hässliches Fell hast - ich bin nicht schuld!", warne ich ihn vor, ehe ich meine Hände an seiner Hüfte hinuntergleiten lasse.
"W- was machst du da?", flüstert Mitch entsetzt.
"Ich kann dich nur beim Geschlechtsverkehr verwandeln, oder hast du das nicht gewusst?"
"N- nein! Ich dachte, äh, dass du weißt, dass wir, uhm, k- keine Beziehung führen!"

Genau in diesem Moment wird mir wieder mal was klar.
Ich werde meinem Seelenverwandten nie richtig in die Augen sehen können, weil er mich nicht liebt. Die Mondgöttin hat mir Mitch aber als letzte Wahl gegeben, wenn ich uns jetzt aufgebe, sterbe nicht nur ich, sondern auch er.
Und das will ich nicht.
Auch wenn er mir gerade eben gesagt hat, dass er mich nicht liebt, muss ich ihn dazu bringen, dass er mich vielleicht irgendwann lieben kann.

"Äh, ja, das weiß ich."
"Und wieso beißt du mir dann nicht einfach so in meine Schulter?!"
"Es wird nicht funktionieren", gebe ich ernst von mir.
"Und wer sagt das?!", zickt Mitch. "Es funktioniert einfach nicht!"
"Kann es sein, dass du mir gerade ins Gesicht lügst, weil du nur ins Bett mit mir willst?", fragt Mitch nun misstrauisch.

"Bitte was?!"

Noah.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt