Kapitel 15

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Immernoch schweigend schauen wir uns in die Augen.
"Wie heißt du?", fragt er mich.
"Noah, und du?"
"Jake."

Fassungslos bewundere ich sein Aussehen.
Das bin ich!

"Wie ist das möglich?! Ich dachte, ich habe keinen Bruder", frage ich.
"Dein Vater liebte eine andere Frau..."

Deswegen also!
Er ist mein Halbbruder!

"Wow... Und wieso sehen wir uns dann so gleich?!"
"Anscheinend haben wir alles von unserem Vater geerbt... Naja, alles außer die Augen und die Haare", stellt Jake fest.

"Was machst du eigentlich hier draußen?! Du bist ein Omega! Du solltest nie alleine herumlaufen!"
"Ich habe gerade erfahren, dass mich mein Gefährte betrügt."
"Du kennst deinen Gefährten schon?! Ich suche schon so lange..."

"Aber ich akzeptiere ihn nicht mehr."
"Du weißt schon, was passiert, wenn du ihn nicht mehr akzeptierst? Warte was?! Ihn?!"
"Ja, ihn."
"Oh... Schon vergessen", lacht er.
"Was denn?"
"Du bist doch ein Omega. Omegas können schwanger werden, weswegen du nie eine weibliche Gefährtin haben wirst."

"Was?!"
"Hast du das nicht gewusst?"
"Ich will nicht schwanger werden?! Was soll das denn bitte?!"

Entsetzt schaut er mich an, ehe er zu lachen beginnt.

"Das müsste dir doch klar sein", lacht er weiter.
Entnervt und geschockt setze ich mich auf den Waldboden.
"So schlimm ist das bestimmt nicht! Sieh es positiv!", redet Jake auf mich ein.
"Positiv sehen?!"
"Du wirst viele kleine Kinder bekommen!", lächelt er und gesellt sich zu mir auf den Boden.

"Mit wem sollte ich diese denn bekommen?! Mein Mate hat mich betrogen, ich akzeptiere ihn nicht mehr!", protestiere ich.
"Du wirst bestimmt einen Anderen bekommen. Ich bin mir sicher!", sagt er beruhigend zu mir.

"Dann dauert es aber wieder so lange, bis ich meinen Mate finde! Ich bin doch schon sechzehn!"
"Du bist ein Omega! Wenn du deinen Mate findest, spürst du das schon. Außerdem finden andere ihren Gefährten erst mit achtzehn. Sei froh, Noah."

Sofort setze ich mich auf.

"Aber wenn ich keinen Neuen bekomme?", frage ich vorsichtig.
"Du bekommst einen."
"Was passiert dann mit Luke?!"
"Keine Ahnung."

Nachdenklich stehe ich auf, verabschiede mich nach ein paar stillen Minuten von ihm, verwandle mich zurück und laufe weiter.

Ich habe meinen Bruder gefunden.
Auch wenn das jetzt mal etwas Gutes ist, so will ich trotzdem einen neuen Gefährten.
An das zu denken, schmerzt in meiner Brust.
Ich liebe Luke noch immer, aber es ist nicht mehr alles so wie vorher.

Die Liebe zu ihm ist deutlich abgeschwächt, natürlich hätte ich ihm verziehen, aber akzeptiert hätte ich ihn trotzdem nicht mehr.
Wieso musste er das auch nur tun?!

Er war schließlich derjenige, der mich zu dem gemacht hat, was ich nun jetzt bin.
Er hat mich zu einem Werwolf gemacht.
Er hat mich geliebt und ich ihn.
Er hat mich betrogen.
Ich habe ihn nicht mehr akzeptiert.

Diese Gedanken schwirren in meinem Kopf herum, doch traurig werde ich nicht.
Etwas scheint sicht gewendet zu haben, doch ich weiß nicht was.

Nach einer halben Stunde laufen, lasse ich mich müde ins Gras fallen.
Mein weißes Fell wird bestimmt ganz braun von Schlamm und Dreck sein.
Mein Körper fühlt sich anders an.
Es scheint, als hätte ich irgendjemanden verloren.
Irgendjemand, der mir wichtig war.

Schnell schüttle ich die Gedanken ab und laufe weiter.
Plötzlich werde ich von der rechten Seite angegriffen und so lange gebissen, bis ich mich verliere.

Noah.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt