Sommer, Sonne, Schmerz

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Stiles liebte diesen Ort. Hier konnte man alles ausblenden was einem auf den Wecker ging. Alle Sorgen hinter sich lassen und einfach die Seele baumeln lassen.

Er genoss das Zwitschern der Vögel und den sanften warmen Herbstwind auf seiner Haut.

Die Sonne warf goldene Strahlen durch das bunte Blätterdach und hinterließ eine angenehme Wärme.

Doch er mochte diesen Wald noch aus einem anderen Grund.

Hier war er immer mit seinem geliebten Schäferhund Rocky spazieren gegangen. Er wirkte durch sein grau schwarzes Fell jedoch eher wie ein Wolf, als ein Schäferhund.

Dieser Hund bedeutete ihm sein Leben. Seine Eltern kauften und schenkten ihn Stiles als er ein Jahr alt wurde.

Er wurde Stiles bester Freund und treuster Beschützer. Er war immer an seiner Seite und begleitete ihn durch sein gesamtes Leben.

Doch letztes Jahr musste Stiles sich von seinem geliebten Freund verabschieden.

Es ging schnell und Rocky hatte keine Schmerzen. Friedlich lag er in seinem Körbchen und ließ sich langsam in einen unendlichen Schlaf sinken. Stiles saß bis zum letzten Atemzug bei ihm.

Immer, wenn er jetzt hier langgeht, erinnert er sich an die schönen Zeiten mit seinem Hund.

Er lief Stundenlang den altbekannten Weg entlang und die Sonne neigte sich dem Horizont entgegen. Es wurde langsam kalt und Stiles kuschelte sich noch enger in seinen Pullover.

Er machte sich gerade auf den Weg zurück zu seinem Jeep als ein tiefes Brüllen die Nachtluft durchschnitt. Erschrocken drehte er sich um seine eigene Achse um zu sehen ob etwas hinter ihm war. Doch er konnte nichts sehen.
Eine Gänsehaut breitete sich auf seiner Haut aus. Er ließ sich nicht beunruhigen und ging einfach weiter. Vielleicht hat er sich das ja auch nur eingebildet...

Doch er war keine 50 Meter weitergelaufen, als ein erneutes Brüllen durch die Bäume brach. Wie angewurzelt blieb er stehen und lauschte angestrengt auf das Geräusch.

Es klang für ihn irgendwie...gequält. Als läge ein Tier angekettet auf einer Schlachtbank.

Er beschloss den Geräuschen zu folgen, um zu sehen was dort vor sich ging.

Je weiter er in den Wald lief, desto lauter wurde das Brüllen, welches sich teilweise wie ein menschliches Schreien anhörte.

Vielleicht ist es ja gar kein Tier....sondern irgendein Massenmörder der ein wenig Spaß mit seinen Opfern hat.

Piepste eine ängstliche innere Stimme. Er ignorierte sein Bewusstsein das ihn zur Flucht bringen wollte und ging einfach weiter. Er war viel zu neugierig herauszufinden was sich hinter den schmerzlichen Hilferufen verbarg, als das er jetzt einfach kehrt Marsch machte und nachhause fuhr.

Die Schreie wurden immer lauter und bildeten eine Mischung aus Schmerz und Wut. Stiles konnte schon nicht mehr zwischen einem Schrei und Knurren unterscheiden, so durchmischt waren die Emotionen schon.

Er entdeckte in einer Art Hügelwand eine verrostete alte Stahltür, die mehrere Zentimeter offen stand. Langsam ging er darauf zu und packte nach einigem Zögern mit beiden Händen die Tür um sie aufzuziehen.

Rost rieselte zu Boden und haftete an seinen Händen. Mit einem stöhnenden Ächzen gab die Tür schließlich nach und schwang quietschend zurück.

Stiles wischte sich die Hände an der Hose ab und folgte dem leichten Dämmerlicht.

Der Gang war lang, feucht und roch nach modriger Erde. Angewidert rümpfte er die Nase.

Das geht nie wieder aus den Klamotten.

Vorsichtig schlich er den Weg entlang und duckte sich hinter einer Wand als er jemanden reden hörte.

"So mein Großer. Du bleibst jetzt schön brav hier hängen und wenn ich wieder da bin, machen wir dort weiter wo wir eben aufgehört haben."

Massenmörder.

Er hörte mehrer Schritte neben sich und sah wie drei Gestalten den Raum verließen und auf den Ausgang zusteuerten.

Vorsichtig linste er um die Ecke und setzte einen Fuß vor den anderen. Doch kaum war er um die Ecke gegangen, blieb er wie angewurzelt stehen und traute seinen Augen nicht.

Ein Mann mit Schwarzen kurzen Haaren hing mit bloßem Oberkörper an mehreren schweren Ketten die um seine Handgelenke gelegt wurden. Bewusstlos ließ er den Kopf hängen und Blut tropfte aus seinem Mund auf den Boden.

Sein ganzer Körper wurde von Stichverletzungen, Schnitten, Blutergüssen, sowie frischen und schon getrocknetem Blut geziert.

Damit hatte Stiles wirklich nicht gerechnet. Erst als der Schwerstverletzte versuchte stöhnend seinen Kopf zu heben, wurde er aus seiner Schockstarre gerissen.

Ohne zu Zögern eilte er dem Fremden zur Hilfe und legte vorsichtig seine Hände an die Wange des Mannes um seinen Kopf beim Heben zu stützen.

Verwirrt und schmerzerfüllt blickte er in die braunen Augen des jungen Mannes, welcher die Hände auf seine Wangen gelegt hatte.

Misstrauisch beschnupperte er ihn und stellte fest das er keiner von diesen Mistkerlen war, die ihn hier unten zu Tode quälten. Vielleicht war es ja der Sohn von einem von ihnen...

So oder so. Er musste hier raus. Und er würde alles dafür tun. Wutentbrannt riss er sich aus der Hilfestellung seines gegenüber frei und riss an den Ketten.

Seine Augen leuchteten Feuerrot und seine Eckzähne wurden zu spitzen scharfen Dolchen.

Erschrocken wich Stiles zurück und landete Ungeschickt auf seinen Hintern. Sein Herz begann zu Rasen und panisch rutschte er mehrere Zentimeter nach hinten. Angst prickelte unter seiner Haut und ließ ihn abermals erstarren.

Was zur Hölle geht ihr ab?!

Mit entsetzen aufgerissenen Augen starrte er auf den Mann, welcher wütend, und immer noch verletzt, an seinen Ketten riss. Mit einer letzten Kraftanstrengung rissen die Stahlhaken schließlich aus ihrer Verankerung und fielen zusammen mit den Ketten klirrend zu Boden.

Langsam richtete sich der Blick des Mannes auf dem am Boden sitzenden Stiles und ging langsam auf ihn zu. Mit seinen Krallen packte er ihn am Kragen und zog ihn auf die Füße.

Er spürte den schnellen Herzschlag des Fremden und schaute ihm einfach nur tief in die Augen. Er tiefes Knurren verließ seine Kehle und seine Krallen umspielten Stiles Kehle.

Instinktiv hielt dieser die Luft an und blickte auf die Reißzähne die nur wenige Zentimeter von seinem Gesicht entfernt waren.

Gelächter hallte plötzlich in die bedrohliche Stille und augenblicklich wurde Stiles losgelassen und fiel wieder unsanft zu Boden. Noch ehe er etwas sagen konnte war der Mann mit den leuchtend roten Augen verschwunden und er selbst hatte gerade noch genug Zeit sich erneut hinter einer Wand zu verstecken, ehe die Männer zurückkehrten.

Das Lachen brach abrupt ab als sie den leeren Raum betraten.

"Verdammte scheiße! Er ist abgehauen!" Wut, Überraschung aber auch Panik mischten sich in die Stimme des Mannes der als erstes im Raum war. Schnurstracks drehten sich die drei Männer um und rannten wieder Richtung Ausgang.

Völlig überrumpelt und fertig ließ Stiles sich an der Wand runter rutschen und versuchte die Ereignissen der letzten paar Minuten zu verarbeiten.

Was war das??

Der mit dem Wolf tanzt || AbgeschlossenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt