Leuchte Hell mein Glühwürmchen

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Endlich. Die Nacht des Blutmondes war gekommen.

Wie lange hatte Stiles jetzt schon auf diesen Moment gewartet. Endlich konnte er seine Pläne in die Tat umsetzten.

Mit einer absoluten Ruhe sammelte er alles zusammen was er für das Ritual benötigte und platzierte es in der Stube auf den Tisch.

Gespannt und neugierig, wenn auch ein wenig misstrauisch, schaute sich Derek alles an was der Jüngere vor ihm auf den Tisch platzierte.

Unzählige Gerüche strömten auf ihn ein und allmählich wurde ihm davon schwindelig. Nur mit größter Mühe brachte er seinen inneren Wolf zur Ruhe als Stiles eine Schüssel mit Wolfswurz neben ihn stellte.

Unzählige Kerzen warfen kleine goldene Schleier in den Raum und sorgten für eine mystische Atmosphäre.

Was für ein Hang zur Theatralik ging es Derek durch den Kopf der darauf hin ein wenig die Augen verdrehte.

Er sah in der Spiegelung der Fenster den blutroten Mond im Zenit der Nacht stehen.

Als Stiles dieses mal wiederkam hielt er die kleine braune Schatulle in der Hand und trug mit der anderen einen Dolch aus Kupfer.

Er ließ sich vor dem Tisch nieder und legte das kleine Glühwürmchen auf eine komplizierte Zeichnung, auf der ebenfalls mehrere kleine Kerzen standen.

Über das Glühwürmchen platzierte er einen Fuchsschädel und verteilte ein paar der Sträucher und Kräuter drum herum.

Er schloss die Augen und fing an eine Formel auf Latein zu sprechen von der Derek absolut kein Wort verstand.

Die Kerzen begannen wie wild zu flackern und Stiles Stimme nahm einen unheilvollen Ton an. Der Wolf wurde allmählich Unruhig und schaute wie gebannt auf das Geschehen vor sich.

Plötzlich riss Stiles die Augen auf und packte Dereks Hand. Er zog sie über den Schädel und schneidete ohne Vorwarnung mit dem Dolch durch seine Handfläche.

Vor Schmerz zischte er auf, bis sich jedoch auf die Unterlippe um Stiles in seinem Ritual nicht zu stören. Vereinzelte Bluttropfen tropften auf den Schädel und es schien fast so als würden die leeren Augen anfange zu leuchten.

Ein gelblicher Schimmer flackerte aus den toten Augenhöhlen und mit einem Atemzug erloschen alle Kerzen.

Die Luft schien still zu stehen und wurde nur von einem leisen Surren unterbrochen.

Stiles hielt gespannt die Luft an und starrte in die beiden leuchtenden Augen aus die ein kleines Glühwürmchen geflogen kam.

Ruhig flog es über den Schädel und blinkte beruhigend vor sich hin. Derek war wie gebannt von dem kleinen Licht und vergaß schon völlig das Stiles immer noch seine blutende Hand hielt.

Mit einem Ruck flog es auf Stiles zu und war verschwunden. Augenblicklich brach dieser zusammen und blieb bewegungslos am Boden sitzen.

Besorgt beugte sich der Wolf zu Stiles runter und versuchte herauszufinden was gerade geschah, doch er konnte nichts weiter tun als abzuwarten.

Eine gefühlte Ewigkeit später fing Stiles wieder an sich zu regen. Krampfhaft bohrte er seine Finger in Dereks Hand, fasst so als suche er halt, und der Wolf ignorierte dabei den stechenden Schmerz der ihm durch die Muskeln zog.

Immer wieder zuckte Stiles Kopf unnatürlich zur Seite.

Der Wolf konnte spüren das der Junge vor ihm einen inneren Kampf austrug und er hoffte inständig das er ihn gewinnen würde, denn er wüsste nicht was er tun sollte, falls Stiles verliert.

Der eiserne Griff an Dereks Hand wurde allmählich schwächer und der junge Hexer kam langsam wieder zu sich.

Während er sich aufsetzte knackte er mit dem Nacken und atmete tief aus. Ein diabolisches Grinsen legte sich über seine Lippen als er die Augen öffnete.

Wie erstarrt schaute Derek in die zwei glühend Schwarzen Augen die ihn nun grinsend musterten.

Stiles aussehen hatte sich völlig geändert. Seine Stimme war tiefer, seine Haut blasser als vorher. Die Haare standen wild in alle Richtungen ab und unter seinen unteren Augenlider waren rötlich verfärbt.

"Ich hab ihnen gesagt das sie mich nicht töten können." mit schief gelegtem Kopf ging der Nogitsune auf den Wolf zu und packte ihn am Kiefer. Der Druck des Griffes war unfassbar stark und wäre Derek ein Mensch gewesen, wäre der Kiefer mit großer Sicherheit direkt zerschmettert worden.

Doch der Schmerz hatte einen Vorteil. Er riss den Schwarzhaarigen aus seiner Schockstarre und erinnerte ihn an seine Aufgabe. Ohne zu zögern sprang er auf und riss den Nogitsune mit zu Boden. Bevor der Fuchs realisieren konnte was gerade passiert ist, drückte Derek ihm seine blutende Hand auf den Mund und ließ einige Tropfen seines Blutes hineintropfen.

Wie wild fing der Nogitsune an zu schreien und für einen Augenblick flimmerten Stiles Augen auf. Schnell sprang der Hexer auf und rammte sich den zuvor benutzten Dolch in die linke Hand und sprach erneut einige Worte auf Latein.

Er spürte wie der Nogitsune in ihm sich zu wehr setzte und mit aller Kraft versuchte die Kontrolle des Körpers wieder an sich zu reißen.

Es kostete ihm alle Mühe die Kontrolle zu behalten und die Formel richtig aufzusagen.

Blut begann aus seiner Nase zu Tropfen, doch das hielt den Hexer nicht von seinem Tun ab.

Mit einem letzten Kraftakt zog er den Dolch aus seiner Hand und rammte es mit aller Wucht in den Fuchsschädel.

Schwarzer Rauch stieg aus dessen Augenhöhlen auf und versiegte im Boden.

Erschöpft brach er zusammen und Derek konnte ihn gerade noch abfangen bevor er mit dem Kopf auf den Boden aufschlug.

Stiles Atem ging schwer und sein Herz raste. Völlig ausgelaugt aber erleichtert öffnete er ein wenig benommen die Augen und schaute in die rote Augen des Werwolfs.

Aus völlig heiterem Himmel fing Stiles an zu lachen.

"Ich habs geschafft!"

Völlig Fassungslos starrte der Wolf ihn einige Momente an.

"Ja. Du wahnsinniger hast es wirklich geschafft." stimmte er schließlich mit ein und schüttelte mit einem ungläubigen Lächeln den Kopf.

Vorsichtig hob Stiles seine linke Hand. Die Einstichstelle war verschwunden und zurück geblieben war eine schwarze Spirale mit sieben Endungen, die sich bis über sein Handgelenk streckten

"Es sieht fast aus wie eine Schlange die sich um meinen Arm windet."

Derek entging nicht der lallende Ton in Stiles Stimme. Die Erschöpfung schwappte in seinem Körper wie Wellen an einem Strand. Behutsam brachte er Stiles in sein Bett und deckte ihn zu.

Noch bevor er ihn ins Bett legen konnte war der Hexer bereits eingeschlafen.

Eigentlich wollte Derek in sein Zimmer gehen, doch er war immer noch ein wenig über Stiles Zustand besorgt und so beschloss er einfach bei ihm zu bleiben.

Er zog sich im Badezimmer um und tapste als Wolf zurück ins Stiles Schlafzimmer.

Dort legte er sich fein zusammengerollt in eine Ecke und lauschte auf den nun gleichmäßigen Atem des Jungen.

Langsam beruhigte sich der Wolf und fiel ebenfalls in einen tiefen Schlaf.


Der mit dem Wolf tanzt || AbgeschlossenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt