Leben und Sterben lassen

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Benommen taumelte der Wolf nach hinten und hielt das Messer fest. Er brach auf die Knie und gab ein keuchendes Stöhnen von sich. Die Maskerade des Wolfes fing an zu bröckeln und schwarzes Glas klirrte leise gen Boden. Nichts als ein Haufen seelenloser Glassplitter blieb von dem einst mächtigen Wolf übrig.

"Neeeeeein!!!"

Schrie der Jäger wutentbrannt auf und versuchte auf die Überreste zu zu laufen, doch ein scharfer Stich zog durch seinen Brustkorb und zog seinen verwirrten Blick auf sich.
Varis blickte an sich hinunter und seine Augen spiegelten sich in einer silbernen Klinge die von einer zarten roten Linie frischen Blutes geschmückt wurde.

Der Nogitsune schritt mit gleichgültiger Miene um den Jäger herum und betrachte die Wunde des Mannes.

Immer noch liefen schmerzerfüllte Tränen die Wangen des Fuchses hinunter. Der Nogitsune  spürte den tiefen Schmerz von Stiles über den Verlust seines geliebten Wolfes, weswegen er selbst das Steuer über dessen Körper übernahm um all dem endlich ein Ende zu bereiten.

"Was hast du getan?" keuchte der Jäger angestrengt, während er sich darauf konzentrierte nicht das Bewusst sein zu verlieren. Der Dämon wusste das er damit den Wolf und nicht sich selbst meinte. 

Ein befriedigendes Grinsen huschte kurz über die Lippen des Fuchses als er den Ältesten grob an den Haaren packte und ihn unsanft vor einen Spiegel zerrte.

"Du magst vielleicht seine Seele Gefangen genommen haben, doch du hast den dümmsten Fehler gemacht den man nur machen konnte."

Verzweifelt um sich windend versuchte Varis sich zu befreien doch die Finger in seinen Haaren rührten sich keinen Millimeter.

Hunderte leuchtend rote, gelbe, grüne und blaue Augen huschten in den sich schwarz färbenden  Spiegel umher und fixierten den Jäger. Schleierhafte Nebel umhüllte sie, der durch Dutzende Glühwürmchen in ein schauderhaftes grelles Licht getaucht wurde. Vor Schreck rutschte er nach hinten doch der Fuchs zog ihn wieder gewaltsam nach vorne. 

Scharf kratzten etliche Krallen am Glas entlang und entlockten dem glänzenden Fläche hohe kreischende Schreie, die Schmerzhaft in den Ohren des Ältesten lagen. 

"Trennt man die Seele von einem Körper in einem Raum mit einem Spiegel, verirrt sich ein Teil des losen Geistes in dessen Inneres. Selbst wenn die sterbliche Hülle zerfällt lebt ein Teil hinter den Spiegeln bis in die Unendlichkeit."

Der Nogitsune zwang den Blick des Jägers auf den Spiegel.

"Erkennst du sie wieder? Erkennst du die Wesen wieder welche du so genüsslich gefoltert und getötet hast?" 

Eine weiße Wölfin lief durch die schwarzen Schleier und verschwand wieder in den tiefen der Dunkelheit. 

"Sieh seh dir an! Das ist alles dein Werk." 

Die Kreaturen wurden immer sichtbarer und jede Wunde die ihnen zugefügte brannte sich schmerzlich in das Bewusstsein des Jägers. 

Aus verwesenden Mäulern tropfte schwarzes Blut und der faulige Geruch umhüllte den Ältesten. Geisterhafte Arme streckten sich aus den Spiegel heraus und wehten sanft an dessen Armen vorbei. Begierig versuchten die Schatten den Jäger zu sich zu locken, um sich für all den Schmerz zu rächen. 

Immer wieder blitzten die Bilder der verstümmelten Leichen in der Spiegelung auf und schrien ihn förmlich an. Hass, Wut und Schmerz drang in das leere Herz des Jägers und brachte ihn um den Verstand. Wie Todesechos fingen die Schreie an in seinem Kopf zu hallen.

"Nein! Lasst mich in Ruhe! Das ist alles nicht wirklich!" schrie er verzweifelt und gen Himmel empor und krallte sich mit seinen Fingern in die Haare und warf den Kopf hin und her.

Der mit dem Wolf tanzt || AbgeschlossenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt