Helle Schatten

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Was zum Teufel war das bitte?! 

Dieser Frage stellten sich Stiles immer wieder, nachdem er wie von der Tarantel gestochen zu seinem Jeep gerannt ist. 

Im Wagen schloss er von innen ab, in der Angst das der Kerl mit den Reißzähnen und dem Todesblick zurück kommen könnte um ihn endgültig zu erledigen. 

Als ob ihn das aufhalten würde. Dieser Kerl reißt Stahlketten aus Decken!  

Und obwohl seine Beine vor Angst immer noch zitterten, schlich sich eine kleine Stimme des Vernunftes in seinen Kopf. 

Er wurde gefoltert, wer würde da nicht reiß aus nehmen? 

Dennoch...ungläubig schüttelte Stiles seinen Kopf um seinen wirren Kopf halbwegs klar zu bekommen und startete den Motor seines geliebten Jeeps.

Er bemerkte nicht das Paar roter Augen die ihm aus den Schatten des Waldes beobachteten.

Einige Tage später war der innere Frieden in Stiles zurückgekehrt und fleißig wie er war, hat er mit dem Lernen für seine Abschlussprüfungen angefangen. 

Normalerweise tat er das immer im Wald auf seinem Lieblingsplatz, doch nach diesem mehr als seltsamen Zwischenfall, mied er es dort hin zurück zu gehen. Viel lieber blieb er dort auf dem heimischen Balkon.

Als er Abends mit dem Lernen fertig war, ging er in die Küche um sich etwas zu essen zu machen. Im vorbei gehen schaltete er beiläufig den Fernseher an. 

Es war kurz nach 8 und die Nachrichten hatten soeben angefangen. 

Die ersten Meldungen waren unnütze Neuigkeiten über Sturzbesoffene Promis und deren exzentrischen Lebensstils. Genervt wandte er sich dem Kühlschrank zu und verschwand mit dem ganzen Kopf darin, auf der suche nach etwas nützlichem.

"Einwohner meldeten erneut die Sichtung mehrerer Wölfe rund um die Stadt." Neugierig zog Stiles seinen Kopf aus dem Kühlschrank und ging mit einem Würstchen zwischen den zur Fernbedienung und machte den Fernseher lauter. 

"Allen Anschein nach, dringen sie immer weiter in das Zentrum der Stadt ein und fallen auch über die hiesigen Schafherden her.  Etliche Bauern beklagen Verluste und Schäden im fünf Stelligen Bereich." 

Wieder langweilig...

Ein Förster tauchte nun Anstelle des Journalisten auf und führte den Bericht weiter. 

"Sie sind eine Gefahr für uns Alle! Wölfe lebten schon lange nicht mehr in diesen Regionen und das hat auch seine Gründe. Sie sind Gefährlich und Unberechenbar. "

Das Bild wechselte zurück zum Nachrichtenstudio.

"Während Naturschützer das Wohlbefinden und den Schutz dieser seltenen Tiere anfordern, wollen die Jagdverbände den Abschuss der Wölfe genehmigen lassen." 

Als hätten wir nicht schon andere Sorgen.  

Genervt schaltete er den Fernseher aus und ging zurück in die Küche. 

Der nächste Tag verlief sichtlich Ruhig. Stiles fuhr zur Schule um zwei seiner Arbeiten zu schreiben und den Nachmittag nutzte er um in Ruhe einkaufen zu können. 

Die gähnende leere seines Kühlschrankes hatte ihn schlussendlich doch noch dazu gebracht denn Weg zu nächsten Einkaufsladen anzutreten. Doch nicht nur die Schränke seiner Küche mussten aufgefüllt werden. 

Nachdem er die Einkäufe im Kofferraum verstaute hatte, ließ ihn das Gefühl nicht los beobachtet zu werden. Unauffällig ließ er den Blick über den fast leeren Parkplatz wandern, konnte jedoch niemanden sehen. Er schüttelte sich über seine eigene Paranoia den Kopf und stieg in den Jeep ein. 

Er bog in eine abgelegene Seitenstraße und hielt vor einem kleinen unscheinbaren Laden. 

Ein leises Windspiel ertönte als Stiles den Laden betrat und machte so dem Besitzer verständlich das jemand im Laden war. Es dauerte auch nicht lange bis ein großgewachsener Mann mit einer Glatze vor ihm auftauchte. 

"Stiles. Was für eine nette Überraschung!" begrüßte der Mann ihn herzlichst und hielt seine Arme kurz, wie zu einer Umarmung, in die Luft.

"Womit kann ich dir heute dienen?" 

"Ich brauche ein paar neue Kräuter."  Die freundliche Miene wich einer wissenden.

"Verstehe. Komm mit." Mit einer Handbewegung gab er Stiles zu verstehen, das er ihm folgen soll. Sie blieben in einem Nachbarzimmer vor einem Bücherregal stehen, und der Glatzkopf betätigte einen kleinen Hebel der sich neben dem Regal befand. Mit Leichtigkeit schwang das Regal zur Seite und die beiden Männer traten in den dahinterliegenden Raum ein.

Sie kamen in einen kleinen Raum, der von Dutzenden Kerzen erhellt wurde. 

Etliche Gläser und kleine Töpfe standen im gesamten Raum verteilt, einige hingen sogar von der Decke hinunter. Eine Wand bestand komplett aus alten ledrigen Büchern, des Duft den ganzen Raum erfüllte, jedoch mischten sich die unterschiedlichen Gerüche der Pflanzen mit unter. 

Stiles war schon oft hier und er weiß bis heute nicht ob er den Geruch hier drin mögen oder hassen sollte. 

"Was darf es sein?" 

Stiles zog einen kleinen Zettel aus seiner Jackentasche und las seine Notizen.

"Ich brauche auf alle Fälle Wermut und Eisenkraut, und vielleicht noch etwas Salbei und Eukalyptus." 

"Da will sich wohl jemand schützen." stellte der Verkäufer bei der Wahl der Kräuter mit einem Grinsen fest.

"Man kann heutzutage nie Vorsichtig genug sein."  mit einem Nicken stimmte er Stiles zu.

"Willst du sie als Pulver oder als Pflanze?"
"Beides."  

10 Minuten später war Stiles schon wieder auf dem Heimweg. Er war ziemlich zufrieden mit seiner Ausbeute und freute sich schon seine neuen Kräuter zuhause ausprobieren zu können. 

Nach einigen Minuten fahrt fiel Stiles die Scheinwerfer in seinem Rückspiegel auf die ihn schon die ganze Zeit über gefolgt waren, die er selbst jedoch erst jetzt bemerkte. 

Test weise bog er mehrmals ab um sich zu versichern das der hintere Wagen ihm wirklich folgte. 

Und tatsächlich. Der Wagen bog jedes Mal mit ihm zusammen ab und der Abstand änderte sich um keinen Zentimeter. 

Er schaute in die Rückspiegel seines Jeeps und versuchte den Fahrer des anderern Wagens zu erkennen, doch das Licht spiegelte sich zu sehr in dessen Windschutzscheibe.

Dann halt anders. 

Er schloss kurz die Augen und sprach einige Worte auf Latein. Der hintere Wagen machte kurz darauf einen Satz nach vorne und blieb dann mit qualmendem Motor liegen. 

Mit erstaunen stellte Stiles fest das der Fahrer keinerlei Anstalten machte aus dem kaputten Wagen auszusteigen. 

Eigenartig...

Er beließ es erst einmal dabei und setzte seine Fahrt fort. 






Der mit dem Wolf tanzt || AbgeschlossenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt