MONSTER - the creatures we love pt. 1 | BTS Namjin

Kapitel 7

MONSTER – Kapitel 7 –

Namjoon erwiderte seinen Kuss nicht, sondern biss ihm so kräftig in die Unterlippe, das der Schmerz ihm durch den ganzen Körper jagte und es ihn wie aus einem viel zu schönen Traum aufschrecken ließ. Die Realität traf ihn hart.

Seokjin schmeckte das Blut, welches ihm langsam in den Mundraum lief und wischte sich keuchend mit dem Ärmel über seine Lippen. Namjoon sah ihn mit einer Mischung aus Entsetzten und Ablehnung an und sein Blick durchbohrte sein Herz wie ein glühender Giftpfeil.

„Also Eines muss ich dir ja lassen, Mut hast du, Jin", sagte er schließlich etwas atemlos und wischte sich mit den Handrücken ebenfalls über den Mund.

Hatte er das Gefühl tatsächlich so fehlinterpretiert? Dabei hätte er schwören können, das es da gewesen war, laut und deutlich hatte es angeklopft und ihm zu verstehen gegeben, das es vollkommen richtig war. Hatte wirklich nur er es gespürt? Denn da war dieser ganz bestimmte Ausdruck in Namjoons Augen gewesen, den er sich nicht hätte einbilden können. 

Das Riesenrad hatte sich schon längst wieder in Bewegung gesetzt. Trotz der Kälte glühten seine Wangen schon fast schmerzhaft vor Scham.

„Ich hab' dir doch gesagt, dass ich mit Mädchen ausgehe. Ari und ich sind zusammen, wie du wahrscheinlich mitbekommen haben solltest", erklärte er und Seokjin wand sich von ihm ab und musste angestrengt das verzweifelte Schluchzen, welches in seiner Kehle kratzte, herunter schlucken.

Das ihm Namjoon in jenem Moment einen besorgten Blick zuwarf, entging ihm somit völlig. Seokjin fürchtete, das er sich in seinem Leben noch nie so blamiert hatte. Die Scham kroch in jeden Zentimeter seines Körpers. Wie konnte er nur so ein Trottel sein? Wie konnte man Signale nur so extrem fehldeuten? Erneut kam das Riesenrad zum Stehen und hatte nun den höchsten Punkt erreicht. Der Wind fegte inzwischen durch die kleine Gondel und wieder überkam Seokjin das Bedürfnis, einfach nur hinunter zu springen und hart am Boden aufzuschlagen, damit er endlich nichts mehr fühlen musste. Sie schwiegen für eine Weile und die Gondel schaukelte quietschend leicht im Wind hin und her. Als er es schließlich geschafft hatte, seine Tränen erfolgreich herunter zu schlucken, drehte er sich wieder Namjoon um. Zu seiner Überraschung sah dieser aber alles Andere als gut aus und hatte sein Gesicht zwischen seine Hände gelegt.

„Ähm, ist alles in Ordnung mit dir?", fragte er und tippte vorsichtig gegen Namjoons Schulter.

Dieser atmete tief durch und sah schließlich auf. Jegliche Farbe war aus seinem Gesicht verschwunden.

„Ich... Ich bin nicht schwindelfrei", gab er leise zu und schloss wieder gequält die Augen.

Seokjins starrte ihn verwirrt an und fragte sich, ob er ihn richtig verstanden hatte. Kim Nam Joon, der Junge mit der großen Klappe, der immer das letzte Wort hatte und sowieso jedem beweisen musste, das er der Coolste war, hatte tatsächlich eine Schwäche, die so lächerlich erschien, das es nur ein Scherz sein konnte? Seokjin merkte, wie seine Mundwinkel leicht zuckten und schließlich brach er in schallendes Gelächter aus. Er lachte so stark, das ihm nach kürzester Zeit der gesamte Magen schmerzte und die Tränen der Enttäuschung gegen Lachtränen abgelöst wurden. Er konnte es einfach nicht glauben. Die Situation erschien ihm so abwegig und er fürchtete, dass er nun doch den Verstand verlieren würde.

„Mach' dich nur über mich lustig", nuschelte Namjoon in seine Handflächen und Seokjin konnte nicht anders, als wieder los zu prusten.

„Übrigens", fügte Namjoon noch hinzu und blickte zu Seokjin hinüber.

„Ich hab dich vorher noch nie Lachen gehört. Das ist das erste Mal."

Als Namjoon dies aussprach, wurde Seokjin das erste Mal tatsächlich bewusst, wie miserabel er sich die ganze Zeit gefühlt hatte. Nicht nur seit Namjoon beschlossen hatte, sein Leben komplett auf den Kopf zu stellen. All' die Jahre davor hatte es nicht viele Momente gegeben, in denen er von Herzen hatte lachen können. Und vor allem nicht ehrlich und unbefreit lachen konnte. Dies war der erste Moment seit sehr langer Zeit.