Kapitel 19

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MONSTER – Kapitel 19 –

Namjoon empfand es als furchtbar seltsam und unwirklich, mit Seokjin zusammen zurück in der Schule zu sein. Irgendwie war es fast so, als wäre nie etwas vorgefallen. Außer der Tatsache, das die anderen Schüler Seokjin verwundert ansahen und anfingen zu tuscheln und Namjoon merkte, wie unangenehm es für ihn war. Und wie er nervös den Kopf einzog und beinahe gänzlich hinter dem großen Schal verschwand. Namjoon warf den anderen so lang vorwurfsvolle Blicke zu, bis sie schließlich aufhörten, Seokjin anzustarren und zu reden, während er direkt neben ihm lief und er fühlte sich schon fast wie eine Art Bodyguard. Das war die nächste Sache, die wohl vollkommen verändert war. Anders als vorher waren sie nun nur noch zu Zweit anzutreffen. Anstatt sich ständig gegenseitig zu provozieren und zu streiten, so wie es für sie sonst normaler Schulalltag gewesen war, flüsterte er nun beschwichtigend auf Seokjin ein und versuchte, ihn irgendwie zu beruhigen und wich ihm nicht von der Seite. Er forderte den Schüler auf, der sonst am Tisch neben Seokjin gesessen hatte, mit ihm den Platz zu tauschen und als er sich zuerst genervt weigerte seinen Platz aufzugeben, nahm Namjoon kurzer Hand seine Sachen und warf sie geräuschvoll auf den anderen Tisch, an dem er sonst gesessen hatte. Er sah ihn drohend an und bedeutete ihm mit einer Handbewegung, dass er verschwinden sollte. Was er schließlich mehr oder weniger freiwillig dann auch tat. Leise schimpfend saß er nun an dem Tisch zwei Reihen vor ihnen und Namjoon hatte nun den Platz direkt neben Seokjin. Er schob den Tisch etwas näher an seinen und packte ihre Schulsachen aus, denn Seokjin starrte immer noch eingeschüchtert auf die Tischplatte vor sich und schien mit der ganzen Situation absolut überfordert. Er hatte gewusst, dass das alles eigentlich noch zu viel für ihn war. Die Eindrücke, die anderen Schüler, die lauten Geräusche. Am Liebsten hätte er ihn unter seinen Arm geklemmt und zurück ins Bett gelegt, damit er sich wieder ausruhte und die gebrochenen Rippen ordentlich auskurierte. Und nicht nur das, sondern auch seiner Psyche die Zeit gab, sich etwas zu regenerieren. Aber es schien Seokjins Taktik der systematischen Verdrängung zu sein. Er fragte sich, wie lang das gut gehen würde, bis er unter all dem wieder zusammen brechen würde.

„Sicher, dass du nicht nachhause willst? Du kannst einfach heute Nachmittag wieder kommen und wir gehen dann zu dem Termin"

„Mhm, ja, sicher", antwortete Seokjin schlicht, ohne jegliche Emotion in seiner Stimme und blickte immer noch gedankenverloren auf den Tisch.

Es ging fast die ganze Zeit so. Seokjin sagte nicht viel und bewegte sich nicht viel und schien mehr so zu tun als wäre er gar nicht anwesend, als das er wirklich in der Schule sein wollte. Er trottete mit gesenkten Kopf hinter ihm her und war sogar ein paar mal gegen ihn gelaufen, wenn er nicht mal mitbekommen hatte, dass Namjoon stehen geblieben war. Die Schulkantine war der Ort, vor dem sich Namjoon am meisten fürchtete, denn es waren zu viele Schüler auf einem Haufen und die Gefahr, jemanden über dem Weg zu laufen, den man am liebsten nicht treffen wollte, war viel zu hoch. Selbst ihm klingelte das Klappern der Teller und die lauten Gespräche der anderen Schüler furchtbar in den Ohren, als sie an einem der noch freien Tische platz genommen hatten. Seokjin schloss für einen Moment angestrengt die Augen, bis er damit begann, lustlos mit den Stäbchen in seinem Reis herum zu stochern. Er war schon eine ganze Weile wieder nicht sonderlich gesprächig gewesen und Namjoon beobachtete ihn besorgt. Gerade als er die Hand heben wollte, um ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht zu streichen, die sich in seinen Wimpern verfangen hatte, wurde er plötzlich heftig von hinten umarmt. Er musste sich selbst abfangen, denn sonst wäre er wahrscheinlich geradewegs mit dem Gesicht in seinem Essen gelandet. Ari ließ sich freudestrahlend neben ihm nieder und drückte ihm einen Kuss auf die Wange.

„Hier bist du also, ich habe dich schon die ganze Zeit gesucht. Manchmal hab ich das Gefühl, du setzt dich extra in die hinterste Ecke, damit ich dich nicht finden kann, Joonie"

MONSTER - the creatures we love pt. 1 | BTS NamjinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt