Kapitel 1

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MONSTER  – Kapitel 1 –

Eigentlich war dieser Morgen wie jeder Morgen gewesen. Ein jeder Morgen im täglichen Hamsterrad des Alltags. Es war nichts außergewöhnliches passiert. Alles hatte seinen gewohnten Lauf. So wie jeden Morgen. Es war einer dieser typischen Morgen, an dem die alte Nachbarin vom Haus nebenan freundlich aus ihrem Vorgarten gegrüßt hatte. Es war einer dieser Morgen, an dem man im Minutentakt hätte bestimmen können, welches Auto als nächstes um die Straßenecke gebogen kam, denn jeder folgte seinem individuellen Zeitplan, der manchmal wie synchronisiert wirkte. Es war einer dieser Morgen, an dem Seokjin sein Fahrrad über den, noch leeren, Schulcampus schob, in Richtung der Fahrradständer. Es war Sommer und der Himmel war in ein zartes Blau getaucht und bereits an jenem frühen Morgen lag eine anstrengende Schwüle in der schwerern Luft. Er bog in den selben Gang wie jeden Morgen, um sein Fahrrad an dem gleichen Spot wie jeden Tag anzuschließen.  Alles so, wie er es jeden Tag tat. Doch der Platz war bereits besetzt. Seokjin blieb abrupt stehen und starrte auf das Fahrrad, welches seinen Platz besetzte. Von all den freien Plätzen hatte jemand ausgerechnet seinen Spot ausgesucht? Er schnaubte leise und belegte demonstrativ genau den Fahrradständer daneben. Es war zwar eine Kleinigkeit, doch auf einmal fragte er sich, ob dies vielleicht ein böses Omen sein sollte und er atmete nervös in die Stille jenes Morgens. Er hatte heute ein wichtiges Examen und wollte keinesfalls durchfallen, dafür hatte er sich nicht umsonst seit Wochen die Nächte um die Ohren geschlagen, um den ganzen Stoff in seinen Kopf zu bekommen. Sollte dies wirklich ein böser Vorbote sein? Er mochte keine Veränderung. Besonders nicht diese, die in seine tägliche, einstudierte Routine eingriff, welcher er beinahe mechanisch, wie ein programmierter Roboter, zu folgen schien. Ohne groß darüber nachzudenken, oder den Wunsch zu verspüren, etwas daran zu ändern. Denn es gab schlichtweg nichts, wofür es sich lohnen würde, seine Systematik zu verändern. Manchmal glaubte er sogar, er wäre zu Nichts anderem fähig, als dem bereits für ihn ausgelegten Weg stumm zu folgen und das Vergnügen und die wahre Bedeutung  von Glück und einem erfüllten Leben links liegen zu lassen. Denn für ihn gab es nicht mehr, als gute Noten und Erfolg in der Schule, welche die einzige Erfüllung in seinem einsamen Leben darzustellen schienen. Oder eher seine Eltern für ihn entschieden hatten.    Leise schnaubend über die Tatsache, dass er sich von einem gestohlenen Fahrradständer so aus der Ruhe bringen ließ, schulterte er seine Tasche und begab sich schnellen Schrittes in das Hauptgebäude des großen Schulkomplexes.

Er hatte noch geschlagene vierzig Minuten Zeit, bevor die Glocke zur ersten Stunde läuten würde und die wollte er noch unbedingt dafür nutzen, sich auf die kommende Schulstunde vorzubereiten, so wie er es jeden Morgen tat. Er lief durch die verlassenen Schulflure und genoss die absolute Stille des Morgens und versuchte sich mental schon mal auf Produktivität und Geistesgaben einzustellen, als plötzlich eine Tür direkt vor ihm aufgerissen wurde.

„Ahhh, da sind Sie ja schon, auf die Minute genau. Kommen Sie bitte für einen Moment in mein Büro?"

Völlig perplex starrte Seokjin in das  Büro des Schulleiters, dessen Tür sich gerade vor ihm geöffnet hatte und er fragte sich, warum dieser Morgen unbedingt versuchte, ihm sein Handwerk zu legen. Mit vorsichtigen Schritten trat er in das Zimmer und schloss die Tür hinter sich, ging gedanklich jede Situation durch, in der er sich vielleicht falsch verhalten hatte. Doch ihm viel keine plausible Situation ein, die den Schulleiter dazu veranlassen könnte, ihm eine Strafe aufzuschwatzen.

„Kim Seokjin, es tut mir Leid wenn ich Ihren fleißigen Zeitplan an diesem Morgen leider stören muss, doch es gibt etwas, worum ich Sie bitten möchte"

Seokjin lächelte gequält „Ach, Sie stören mich nicht, ich hatte eh nichts besonderes vor", log er schlicht und als der Schulleiter ihn wissend über den Rand seiner Brille anblickte, wusste er, das er das Lügen definitiv nicht zu seinen Stärken zählen konnte.

MONSTER - the creatures we love pt. 1 | BTS NamjinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt