Kapitel 35

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MONSTER – Kapitel 35 –

Sie kamen schließlich an einer Art Lichtung an. Zumindest war es das, was er erkannte, denn dort standen keine Straßenlaternen mehr und es war relativ dunkel. Einige Wege führten zu dieser Stelle, in dessen Mitte ein See lag. Er war umrandet von vielen Bäumen, allerdings waren sie zu dieser Jahreszeit vollkommen kahl und Seokjin legte nachdenklich die Stirn in Falten.

„Und? Was willst du mir jetzt zeigen?" Doch er erntete prompt einen vorwurfsvollen Blick. Namjoon breitete bedeutend die Arme aus, doch er verstand nicht so genau, was er ihm zeigen wollte.

„Dieser Ort. Er ist so schön. Besonders im Frühling. Die Bäume, die du siehst, sind alles Kirschblütenbäume und wenn sie blühen, ist es einfach nur atemberaubend" Unfreiwillig fragte Seokjin sich, ob er Namjoon auf dem Weg hier her irgendwo verloren hatte, denn er hatte ihn eigentlich noch nie über so kitschiges Zeug reden hören.

„Hast du heimlich was getrunken, oder was ist los?", prustete er schließlich leise und wieder erntete er einen abfälligen Blick.

„Kunstbanause", schimpfte Namjoon ihn aus, doch er grinste dabei. Er wand sich von ihm ab und lief den Abhang zu dem See hinunter und Seokjin stieß einen langen Seufzer aus und blickte sich noch einmal misstrauisch um. Doch er folgte ihm schließlich hinunter und besorgt blieb er am Ufer stehen und beobachtete ihn dabei, wie er sich auf den zugefrorenen See vorwagte.

„Was treibst du da? Ist das nicht gefährlich?"

„Ach Quatsch. Das Eis ist sollte wirklich dick genug sein. Ich war schon oft im Winter hier. Komm her!"

Begeistert winkte Namjoon ihn zu sich, während er vergnügt auf dem Eis herum schlittere. Seokjin lächelte leicht und beobachtete für einen Moment, wie Namjoon offensichtlich den Jungen in sich heraus ließ und seinen Spaß auf dem zugefrorenen See zu haben schien. Ihr Altersunterschied war nicht wirklich bedeutend groß, doch trotzdem ließ Namjoon ihn immer so viel jünger als er fühlen. Er war stets so viel erwachsener als er. Doch in jenem Moment fühlte er sich das erste Mal wie der Ältere von ihnen, der den Moralapostel raushängen ließ.

„Nun sei nicht so eine Spaßbremse!"

Als Namjoon schließlich auffordernd einen Schneeball nach ihm warf, streckte Seokjin vorsichtig einen Fuß aus und trat auf das Eis, welches leise unter seinem Schuh knackte. Er schluckte kurz, doch nichts geschah, es schien ihn tatsächlich zu halten. Nun etwas erleichterter schritt er schließlich auf Namjoon zu, doch er kam nicht wirklich weit. Es dauerte nur ein oder zwei Schritte, ehe er ausrutschte und das Gleichgewicht verlor und heftig zu Boden stürzte. Namjoon brach in schallendes Gelächter aus, während sich Seokjin seine schmerzenden Rippen rieb.

„Lach mich nicht aus! Das ist wirklich nicht lustig. Steh nicht unnütz rum und hilf mir auf!", forderte er ihn beleidigt auf und streckte eine Hand in die Luft, damit er ihm auf die Beine helfen konnte. Namjoon kam lachend zu ihm hinüber geschlittert und beugte sich beschwingt über ihn und griff dabei nach der Hand, welche er ihm entgegen gestreckt hatte und drückte sie leicht.

„Ist alles in Ordnung, hast du dir weh getan?"

Seokjin antwortete nicht, sondern warf ihm eine ordentliche Ladung Schnee ins Gesicht und zog sich eilig selbst auf die Beine, um lachend davon zu rennen. Er rutschte noch ein paar Mal fast aus, rannte dann aber zurück den Abhang hinauf, als er wieder festen Boden unter den Füßen hatte. Doch Namjoon hatte ihn tatsächlich schneller eingeholt, als er gedacht hätte. Er stürzte sich von hinten auf ihn und steckte ihm den kalten Schnee in den Nacken und er schrie empört auf.

„Hör auf, das ist kalt!", protestierte er heftig, doch Namjoon schob ihm mit einem selbstgefälligen Grinsen weiter den Schnee in den Kragen von seinem Mantel, welcher ihm unangenehm den Rücken hinunter lief.

MONSTER - the creatures we love pt. 1 | BTS NamjinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt