Kapitel 15

379 36 2
                                    

MONSTER – Kapitel 15 –

Als Seokjin dieses Mal die Augen aufschlug, war es helllichter Tag. Er hatte jegliches Gefühl für Zeit verloren. Und jegliches Gefühl dafür, das dröhnende Chaos in seinem Kopf auch nur irgendwie im Zaum zu halten. Langsam blickte er sich um, er war allein in dem Zimmer, von dem er inzwischen wusste, dass es Namjoons war. Es war ein seltsames Gefühl, denn vor kurzem hätte er es nicht einmal für möglich gehalten, das sie in nur einem Raum sein konnten, ohne sich gegenseitig an die Gurgel zu springen und nun lag er plötzlich in Namjoons Bett. Der Gedanke weckte in ihm Unwohlsein und Verlegenheit gleichzeitig. Besonders Letzteres, als ihm bewusst wurde, wie sehr die Bettwäsche nach ihm roch. Auf dem Nachttisch stand ein neues Glas mit Wasser, doch es war Niemand da. Es war seltsam still, obwohl man von den großen Scheiben die viel befahrenen Straßen der Stadt perfekt beobachten konnte. Als er auf das Wasserglas blickte, fiel ihm das erste Mal der Bilderrahmen auf, welcher dahinter auf dem Nachttisch stand. Der Rahmen war ziemlich kitschig und passte überhaupt nicht zum Rest von Namjoons offensichtlichen Einrichtungsgeschmacks und Seokjin war sich sicher, das er ihn dort bestimmt nicht selbst abgestellt haben musste. Das Foto zeigte Namjoon und Ari hing freudestrahlend an seinem Hals und Beide lachten sich an, als würden sie sich gerade über etwas amüsieren. Wahrscheinlich darüber, was Seokjin nur für ein Idiot war und was er sich eigentlich dabei gedacht hatte, sich ausgerechnet in einen Jungen zu verlieben, der offensichtlich viel lieber mit Mädchen ausging und küsste, dachte er mit bitterem Zynismus. Er versuchte sich wieder aufzurichten, um den Rahmen umklappen zu können, damit er nicht mehr in diese furchtbar glücklichen Gesichter schauen musste und merkte wieder diesen stechenden Schmerz in seinen Rippen. Keuchend beugte er sich nach Vorn und presste seine Hände auf die schmerzende Stelle. Was war nur passiert? Als er versuchte, die Erinnerungen an dem Mittag hinter der Turnhalle erneut aufzurufen, kam wieder nicht mehr als das Rauschen des Regens und Yesungs kräftiger Schlag in sein Gesicht, der ihn ziemlich betäubt hatte. Entfernt erinnert er sich noch daran, das sich Jemand über ihn gebeugt hatte und an einen unerträglichen Schmerz in seinem Körper, aber dann riss es vollkommen ab und wurde dunkel. Wie lang mochte das wohl nun her sein? Plötzlich wurde die angelehnte Tür langsam geöffnet und das Mädchen, welches er das letzte Mal schon gesehen hatte, erschien im Türrahmen. Sie trug eine Schuluniform und hatte eine Tasche um ihre Schulter hängen und ein kurzer Blick auf die große Uhr an der Wand sagte ihm, dass sie wahrscheinlich gerade von der Schule gekommen sein musste.

„Ich hab dich jammern gehört, ist alles in Ordnung?", fragte sie besorgt und kam schließlich in das Zimmer und Seokjin blinzelte sie verwundert an. Sie musste wohl seinen Blick gesehen haben, denn plötzlich lächelte sie freundlich über das ganze Gesicht.

„Ich wollte dich schon die ganze Zeit kennen lernen. Zum Glück bist du endlich aufgewacht! Ich hab mich schon die ganze Zeit gefragt, wie du wohl so bist" Seokjin war nun noch verwirrter als vorher und beobachtete sie dabei, wie sie sich an das Bettende setzte.

„Mein Name ist übrigens Kyungmin. Und du bist Jin, das weiß ich ja. Ich darf doch Jin sagen, oder? Ich will nicht unhöflich sein, aber mein Bruder nennt dich immer so, deshalb habe ich es mir auch angewöhnt", plapperte sie fröhlich vor sich hin, aber Seokjin hörte ihr nur mit einem Ohr wirklich zu. Tausend Fragen schlugen wie tobende Wellen gegen seine Schädeldecke.

„Endlich... Aufgewacht?", fragte er schließlich leise und rieb sich die noch immer schmerzende Stelle an seinen Rippen.

Kyungmin machte kurz ein überraschtes Gesicht, als hätte sie erwartet, er wüsste, was Sache war.

„Ja, genau. Du lagst im Koma, ich glaube es waren Zehn Tage. Vor zwei Tagen bist du endlich richtig aufgewacht"

Seokjin keuchte leise und verschluckte sich beinahe an seinem eigenen Speichel, als er heftig einatmete.

MONSTER - the creatures we love pt. 1 | BTS NamjinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt