Kapitel 11

433 35 0
                                    

MONSTER – Kapitel 11 –

Er hatte das Gefühl, er würde schon ewig durch diesen Flur laufen. So schneller er versuchte voran zu kommen, desto weiter schien sich das Ziel von ihm zu entfernen. Mal regnete es, dann schneite es. Und dann regnete es wieder abertausende Pillen von einem nicht vorhandenen Himmel und schlugen heftig und stechend auf seinen Kopf ein. Seokjin wusste nicht mal, was genau das Ziel eigentlich war, welchem er so verzweifelt hinter her lief. Er kam an einigen Fenstern vorbei, die aber fest verschlossen waren. Sei zeigten alle das gleiche, bunt leuchtende Riesenrad vor einem dunklen Himmel, welches sich viel zu schnell zu drehen schien. Die Riesenräder standen auf einer Wiese aus blauen Lollis und der Blaubeer Geruch brannte unangenehm in seiner Nase. Er schrie um Hilfe, aber niemand schien ihn zu hören. Es waren nur entfernte Stimmen, die immer wieder seinen Namen riefen. Er antwortete ihnen zwar, aber sie hörten trotzdem nicht auf, ihn zu rufen. Der Flur endete schließlich und plötzlich stand er auf einer Bühne, in dessen Mitte ein Mikrofon in einem Lichtkegel stand. Der Rest des Raumes war komplett Schwarz. Vorsichtig trat er näher an das Mikro heran und die Stimmen kehrten zurück. Sie lachten ihn aus, forderten ihn auf zu Singen und als er den Mund öffnete, konnte er keinen einzigen Ton hervor bringen. Ihre gehässigen Lachen schienen ihn wie zu ertränken und plötzlich stürzte er in ein unendlich tiefes Becken mit eiskalten Wasser und verzweifelt versuchte er aufzutauchen, doch jemand schien ihn immer wieder unter die Wasseroberfläche zu drücken. Wieder war Schreien absolut ausweglos und er merkte, wie ihm immer schwindeliger wurde und sich alles begann um ihn zu drehen.

Als Seokjin schließlich glaubte er würde nun sterben, schlug er die Augen auf.

Ein Schmerz durchfuhr seinen ganzen Körper und das Licht blendete ihn so extrem, das er zuerst nichts sehen konnte und fürchtete, er wäre erblindet. Plötzlich wurde er an den Schultern gepackt und nach unten gedrückt und er schnappte panisch nach Luft und versuchte um sich zu schlagen. Er wusste nicht wo er war, er wusste nicht, was passiert war, alles in seinem Kopf war ein einziger Strudel von verworrenen und schwammigen Erinnerungen. Die letzte klare Erinnerung, die er hatte, war die Fahrt mit dem Riesenrad. Danach war Alles nur noch wirr und die Panik kroch weiter in ihm hinauf. Er hörte, wie Jemand immer wieder eindringlich seinen Namen wiederholte. Seokjin hatte das Gefühl, er würde glühen und von Innen verbrennen, ohne das er irgendwas dagegen tun konnte. Er merkte, dass er heftig schwitzte und die Kleidung unangenehm an seinem Körper klebte. Dann spürte er, dass er auf etwas Weichem lag und entfernt konnte er die Umrisse einiger Personen vor seinen Augen erkennen, die offensichtlich über ihn gebeugt standen und energisch auf ihn einredeten. Und er bemerkte, dass er wohl geschrien hatte, seine Kehle kratzte so unangenehm. Die Umrisse wurden immer klarer und die Stimme, die seinen Namen sagte, kam ihm so furchtbar bekannt vor und liebkoste förmlich seine Sinne. Seine Augenlider flatterten leicht und er merkte, wie er zurück in einen tiefen Schlaf gezogen wurde.

Der nächste Traum war vollkommen leer und als er das nächste Mal die Augen wieder öffnete, lag der Raum, in dem er sich befand, im Halbdunkeln der Morgendämmerung. Nur ein kleiner Lichtkegel auf der anderen Seite des Zimmers erhellte ihn spärlich. Nun war sein Verstand schon wieder etwas klarer und er versuchte sich aufzurichten, doch sein ganzer Körper schmerzte so heftig, das es kaum schaffte, nur seinen Kopf zu heben. Seokjin kam dieser Raum nicht bekannt vor. Aber er schien in einem sehr gemütlichen Bett zu liegen und der Stoff der Bettwäsche schmiegte sich weich an seine heiße, durchgeschwitzte Haut. Als er den Kopf nach Rechts drehte, erkannte er, das die komplette Seite des Zimmers eine riesige Glasfront hatte, die einen atemberaubenden Blick auf die Stadt bot. Die Skyline glitzerte mit seinen bunten Lichtern fröhlich vor dem zartblauen Himmel, an dem gerade die Sonne aufging. Verwundert ließ er seinen Blick weiter durch den fremden Raum wandern und entdeckte einige Bücherregale, die bis Oben hin gefüllt waren. Die restlichen Wände wurden geziert von einigen Postern fremder Länder und einer riesigen Weltkarte. Der Besitzer schien Nadeln mit roten Köpfen auf den verschiedenen Kontinenten verteilt zu haben. Wahrscheinlich um zu markieren, welche Länder und Städte die Person bereits besucht hatte. Und das waren Einige. Die Möbel waren alle weiß und sahen sehr hochwertig und teuer aus, doch Nichts in diesem Raum oder Aussicht gab ihm Aufschluss darüber, wo genau er sich befand, außer das es eventuell ein sehr teurer Apartmentkomplex sein musste. Das Wasserglas auf dem Nachttisch erweckte nun seine Aufmerksamkeit und er spürte, wie trocken seine Kehle war. Langsam und angestrengt streckte er die Finger nach dem Glas aus, stieß es allerdings um und es kippte zur Seite und landete geräuschvoll und klirrend auf dem edlen Holzboden.

MONSTER - the creatures we love pt. 1 | BTS NamjinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt