Kapitel 24

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MONSTER – Kapitel 24 –

Langsam schlug Namjoon die Augen auf und sein erster Griff galt seinem Kopf. Er erstastete einen feuchten Waschlappen auf seiner Stirn und verwundert legte er ihn zur Seite. Als er sich aufrichtete, bemerkte er eine Schüssel mit Wasser auf seinem Nachttisch. Eigentlich dachte er, dass seine Mutter die ganze Woche nicht zuhause sein würde, umso mehr verwirrte ihn die Tatsache, dass der Geruch von lecker duftenden Essen bis in sein Zimmer hinauf gezogen war. Sie kochte normalerweise nicht und seiner kleinen Schwester traute er ebenso wenig zu, das sie etwas zubereiten konnte, was nicht eher angebrannt riechen würde. Genau wie er konnte auch sie in vielen Dingen ziemlich ungeschickt sein und sie hatten zusammen schon so einige Kochtöpfe und Pfannen ruiniert. Namjoon schlug die Bettdecke beiseite und stand schließlich auf. Ein stechender Schmerz erreichte seinen Kopf und er zischte schmerzerfüllt in die Stille und presste sich eine Hand gegen seine Schläfe. Er spürte das Pflaster unter seinen Fingern, welches ihm ab Abend zuvor im Krankenhaus auf die frisch genähte Wunde geklebt wurde. Gegen seinen Willen hatte seine Schwester ihn dort hingeschleppt und sie hatten gar nicht lange in der Notaufnahme warten müssen. Denn als die Ärzte sein Blut überströmtes Outfit gesehen hatten, waren sie sofort drangekommen und die Platzwunde an seinem Kopf wurde mit mehreren Stichen genäht. Mit jedem Faden, der ihm durch seine Haut gezogen wurde, musste er wütend an Yesungs höhnisches Grinsen denken, der ihm offensichtlich immer einen Schritt voraus war. Als er in dem Behandlungszimmer gesessen hatte, hatte plötzlich sein Handy geklingelt. Er konnte zuerst nicht rangehen, da der Arzt noch beschäftigt gewesen war, doch als er kurz aus dem Raum gegangen war, hatte er diese furchtbar besorgniserregende Nachricht von Seokjin erhalten. Immerhin war er erleichtert darüber, dass er sich bei ihm meldete, nachdem er ihn nicht an ihrem ausgemachten Treffpunkt angetroffen hatte. Als er ihn wenig später zurück gerufen hatte, hatte allerdings jemand anderes seinen Anruf beantwortet, was ihm den Schreck durch seinen ganzen Körper gejagt hatte. Jedoch hatten die Schmerzmittel angefangen ihre Wirkung zu zeigen und er musste wohl eingeschlafen sein, obwohl er viel lieber sofort los gegangen wäre, um Seokjin zur Hilfe zu eilen, nachdem er Yesung am anderen Ende der Leitung gehört hatte. Namjoon griff nach seinem Handy, musste allerdings feststellen, das sein Akku leer war und genervt stöhnend warf er es von sich. Wahrscheinlich hatte sich seine größte Angst bewahrheitet und Yesung hatte Seokjin nach dem Vorfall in der Umkleide irgendwie abgefangen. Er wünschte, er wäre nicht so offensichtlich gewesen, als Yesung ihn danach gefragt hatte, ob er sich mit Seokjin treffen wollte. Einige Szenarien schossen ihm ziemlich unangenehm in den Kopf. Szenarien in denen Yesung Seokjin entweder irgendwas schlimmes antat, gepaart mit Vorstellung, dass die beiden sich über ihn lustig machten und eine gute Zeit zusammen hatten. Doch wäre das der Fall gewesen, hätte sich Seokjin wahrscheinlich nicht so verzweifelt bei ihm gemeldet. Er musste wirklich dringend seine Eifersucht in den Griff kriegen. Namjoon zog sich einen Pullover über und fühlte sich selbst von dieser Tätigkeit furchtbar ermüdet und die Tatsache, dass er nicht mal richtig durch die Nase atmen konnte, machte das ganze auch nicht einfacher. Er nahm sich fest vor, morgen früh direkt zu Seokjin zu fahren, denn als er einen Blick auf die Uhr warf, musste er feststellen das es schon viel zu spät in der Nacht war und Seokjins Eltern wahrscheinlich nicht sehr erfreut wären, wenn er so spät bei ihnen vorbei kommen würde. Er konnte einfach nur hoffen, dass es ihm irgendwie gut ging und nichts schlimmes passiert war.

Im Flur vor seinem Zimmer war der Essengeruch noch mal um einiges intensiver. Es roch nicht häufig bei ihnen zuhause so gut nach Essen. Einer der Nachteile von viel beschäftigten Eltern war, das sie viel zu wenig Zeit für die Familie hatten und er und seine Schwester die meiste Zeit allein waren. Demensprechend wurde nie gekocht, sie bestellten sich entweder etwas oder er und Kyungmin gingen irgendwo in einem Restaurant essen. Verwundert folgte Namjoon der Treppe nach unten und er hoffte inständig, dass seine Mutter nicht früher nachhause gekommen war, denn sie würde wahrscheinlich die Krise kriegen, wenn sie sehen würde, dass er schon wieder verletzt war. Sie machte sich eh schon genug sorgen, seit er in letzter Zeit immer öfter irgendwelche Blessuren mit nachhause brachte und es war schon schwierig genug gewesen, den Messerstich an seinem Arm vor ihr zu verheimlichen. Wahrscheinlich hätte sie ihn dann sofort von der Schule genommen, so wie sie es schon ein paar mal angedeutet hatte. Allerdings war es vollkommen dunkel in der Wohnung, nur in der Küche schien ein kleines Licht zu brennen und als vorsichtig um die Ecke bog, hätte er wahrscheinlich alles und jeden erwartet. Doch zu seiner Überraschung saß Seokjin an dem Küchentisch am Fenster und hatte den Kopf auf die Arme gelegt. In einer Hand hielt er einen Kochlöffel, aber es machte den Anschein, als würde er schlafen. Namjoon blickte verwundert über seine Schulter, doch es war tatsächlich sonst niemand da und er vermutete, das seine Schwester wahrscheinlich schon um diese Zeit schlafen würde. Er betrachtete ihn eine Weile verblüfft und versuchte seine Gedanken zu sortieren. Es erleichterte ihn ungemein, ihn offensichtlich unversehrt zu sehen und die Tatsache, dass er hier bei ihm zuhause war, bedeutete wahrscheinlich, dass er nicht beschlossen hatte mit Yesung durchzubrennen oder das er sauer auf ihn war, das sie sich verpasst hatten. So leise wie möglich ging er zum Herd hinüber, auf dem ein Topf stand, in dem es leise zu köcheln schien und der gute Geruch schien eindeutig von dort zu kommen. Doch als er den Deckel anfasste, bemerkte er wie heiß der Griff war und erschrocken ließ er ihn fallen. Der Deckel landete scheppernd auf dem Boden und Seokjin schreckte ziemlich heftig auf und war von dem Stuhl aufgesprungen. Es dauerte einen kurzen Moment, bis Seokjin sich von seinem Schock erholt hatte und er rausgefunden hatte, wo er war, bis er ihn schließlich entdeckte. Seine Augen weiteten sich nun vom nächsten Schock, als er in Namjoon schuldbewusstes Gesicht sah, doch dann atmete er plötzlich erleichtert auf und auch Namjoon konnte endlich wieder ausatmen. Als sie sich angesehen hatten, spürte Namjoon die Erleichterung nur umso intensiver, ihn wohlauf vor sich stehen zu sehen und er stützte zu ihm und umarmte ihn stürmisch, wobei Seokjin beinahe das Gleichgewicht verlor und sich an der Stuhllehne festklammerte.

MONSTER - the creatures we love pt. 1 | BTS NamjinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt