Kapitel 48

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MONSTER – Kapitel 48 –

Als Antwort auf seine Reaktion hagelte es dieses Mal umso mehr Steinchen an seiner Fensterscheibe und hastig kämpfte sich Seokjin wieder durch die Vorhänge und riss das Fenster auf. Doch kaum hatte er es geöffnet, wurde er direkt von einem der kleinen Kiesel am Kopf getroffen und Namjoons freches Lachen schallte durch die schlafende Nachbarschaft.
Eilig bedeutete er ihm, dass er leise sein sollte und dieser legte sich, immer noch vor Vergnügung kichernd, eine Hand vor den Mund.
„Was machst du hier?", flüsterte Seokjin ihm in der Kälte entsetzt zu und Namjoon riss sich als Antwort die Mütze vom Kopf und legte eine Hand hinter sein Ohr, um ihm klar zu machen, dass er kein Wort verstanden hatte.
„Wissen deine Eltern, dass du hier bist?", fragte er nun etwas lauter und zuerst zuckte Namjoon nur kurz mit den Schultern, ehe sich wieder ein breites Grinsen auf seinem Gesicht ausbreitete.
„Nö."
Seokjin konnte es immer noch kaum glauben und verwirrt warf er einen kurzen Blick zu seinem Bett hinüber, um sicherzugehen, dass er nicht irgendeine außerkörperliche Erfahrung hatte und eventuell doch schlafen würde.
Doch in seinem Bett lag nicht mehr, als seine aufgeschlagene Bettdecke, die er zuvor hastig von sich gestrampelt hatte, als er den ersten Stein an seiner Scheibe bemerkt hatte.
Eben noch hatte er sich so miserabel gefühlt und Tränen der Verzweiflung geweint und, als hätte Namjoon das gespürt, stand er nun tatsächlich unter seinem Fenster und grinste so frech über beide Ohren.
„Schläfst du schon, oder hast du Zeit?"
„Tief und fest, wie du siehst.", entgegnete Seokjin trocken auf seine offensichtlich rhetorische Frage und legte sich die Arme um seinen Körper, denn die frostige Luft kroch ihm unangenehm unter seinen Schlafanzug.
„Gut, dann komm!"
Auffordern winkte Namjoon ihm zu und Seokjin verstand nicht so genau, worauf er hinauswollte.
„Wohin kommen? Es ist vier Uhr morgens, ich hoffe, dass ist dir bewusst, du Ausreißer!"
Die Tatsache, dass Namjoon sich tatsächlich von Zuhause davongeschlichen hatte, imponierte ihm ziemlich, denn dieser war normalerweise tatsächlich der Besonnene von ihnen beiden.
Namjoon war nicht unbedingt der Bravste und doch erstaunlich verantwortungsbewusst, besonders wenn es um den Respekt vor seinen Eltern ging. Er hatte oft mitbekommen, wie selbstverständlich er sich an die Regeln seines Vaters hielt und dass er diesem nur selten widersprach.
Das lag wahrscheinlich auch an der Tatsache, dass Namjoon siebzehn Jahre alt war und sich so oder so an das zu halten hatte, was seine Eltern ihm auftrugen, doch wenn es besonders um die Bitten und Forderungen seines Vaters ging, schien dieser seinen eigenen Kopf ausnahmsweise mal auszuschalten.
Aber Namjoon musste wahrscheinlich gerade einige Regeln brechen und sich in ziemliche Schwierigkeiten bringen, obwohl er auch nicht genau absehen konnte, was dieser eigentlich genau vorhatte und wieso er ausgerechnet mitten in der Nacht bei ihm auftauchte.
Aber er war so unendlich erleichtert darüber, ihn einfach nur zu sehen und allein ein kurzer Blick in sein Gesicht hatte ihm schon genügt, seine Tränen zu vergessen und Seokjin rieb sich noch einmal hastig seine brennenden Wangen. Er schämte sich schon fast dafür, dass er schon wieder so emotional geworden war und sich so bitterlich die Augen aus dem Kopf geweint hatte. Doch die Situation erschien ihm zu oft einfach nur so ausweglos, dass er einfach absolut überfordert mit allem war.
Und er konnte auch schlecht zu Namjoon nachhause stiefeln und seinen Eltern erklären, dass nicht er verantwortlich für das Desaster gewesen war. So heftig, wie seine Mutter reagiert hatte, würde sie wahrscheinlich schon die Polizei rufen, wenn er noch auf einer Distanz von zehn Metern wäre.
Er konnte es ihr nicht mal wirklich übelnehmen, doch dass sie glaubte, das er weniger wert wäre als Namjoon, nur weil er nicht aus einem wohlhabenden Zuhause kam, hatte ziemlich an seinem Selbstwertgefühl gekratzt.
„Schon vier Uhr?" Namjoon warf kurz einen überraschten Blick auf seine Armbanduhr.
„Wenn wir uns beeilen, dann kriegen wir den ersten Zug noch. Also, mach schon!"
Seokjin blinzelte verwundert, denn er konnte sich beim besten Willen nicht ausmalen, wovon Namjoon eigentlich zu sprechen schien.
„Was für einen Zug?"
„Herrje, Jin, du bist doch sonst nicht so dämlich!"
Namjoon stöhnte genervt auf und betätigte dann ein paar Mal die Fahrradklingel und Seokjin fuhr erschrocken zusammen, als das helle Läuten von den Hauswänden wiederhallte.
„Bist du jetzt wach?! Gut. Ich meine unsere Reise. Wir haben schon genug Zeit verloren, eigentlich wären wir schon längst da gewesen. Also, beweg deinen Hintern hier runter, so früher wir fahren, desto mehr Zeit haben wir noch übrig!"
Es dauerte eine ganze Weile, in welcher er Namjoon einfach nur fassungslos vom Fenster aus angestarrt hatte und angestrengt versuchte, seine Worte irgendwie zu verarbeiten. Oder sich zu trauen, zu realisieren, dass er das tatsächlich ernst meinte.
Namjoon schien wirklich nicht zu spaßen, denn erst jetzt fiel ihm der Rucksack auf, welchen er auf seinem Rücken trug und er war absolut sprachlos über die Tatsache, dass er sich nicht nur weggeschlichen hatte, sondern auch noch vorhatte, mit ihm abzuhauen.
Er konnte nicht genau einordnen, ob er das unfassbar leichtsinnig oder einfach nur wahnsinnig romantisch fand. Die Vorstellung, dass er womöglich die ganze Nacht wach gelegen hatte und wohl ebenso an ihn gedacht hatte, wie er an ihn, ließ sein Herz schneller schlagen.
Seokjin stellte sich vor, wie Namjoon angespannt gewartet hatte, bis seine Eltern zu Bett gegangen waren, ehe er sich so verantwortungslos davongeschlichen hatte und eine Menge Ärger riskierte, nur um mit ihm Zeit zu verbringen.
„I-ich weiß wirklich nicht. Wir haben schon genug Ärger am Hals, findest du nicht? Vielleicht wäre es das Beste, wenn wir es einfach lassen."
Es gab nicht viele dieser Momente, doch ausnahmsweise schien aus ihm mal die Vernunft zu sprechen, doch Namjoons heftige Ungeduld machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Geräuschvoll warf dieser sein Fahrrad zu Boden und das Scheppern hallte unangenehm laut durch die stillen Vorgärten. Wieder zuckte Seokjin heftig zusammen und sie warfen sich gegenseitig einen vorwurfsvollen Blick zu. Namjoon deutete mit dem Finger auf die Stelle neben sich und er konnte sein erzürntes Schnauben beinahe bis zu seinem Fenster hinauf hören.
„Du kommst jetzt gefälligst hier raus, oder ich komm höchstpersönlich zu dir rauf, um dich zu holen. Und glaub mir, das willst du nicht!"
Seokjin musste tatsächlich ein wenig schmunzeln, denn er schien es mehr als Ernst zu meinen, mit ihm die Stadt zu verlassen.
Sein Blick glitt kurz zu seinem Gepäck und sein Koffer schien nur förmlich darauf zu warten, genommen und ausgeführt zu werden. Als hätte er unterbewusst irgendwie gewusst, dass er sein Gepäck doch noch brauchen würde, hatte er es nicht am Abend zuvor wieder ausgepackt.
Sie würden sich nur umso mehr in Schwierigkeiten bringen, doch die Vorstellung, mit Namjoon am Meer spazieren zu können und die Ruhe zu genießen, ließ ihn seine Vernunft leise im Unterbewusstsein ausknipsen.
„Aber wie stellst du dir das vor? Wie soll ich denn meinen Koffer auf dem Rad transportieren?", merkte er an und deutete auf das Fahrrad, welches er kurz zuvor wütend zu Boden geschmettert hatte.
„Dann nimmst du halt ein paar Sachen weniger mit?", entgegnete Namjoon etwas verständnislos und hob fragend die Arme. Seine Stimme war vor Ungeduld inzwischen etwas lauter geworden. Wieder sah Seokjin zu seinem Koffer und biss sich fragend auf die Unterlippe.
„A-aber was soll ich denn bitte weglassen? Ich brauche all die Sachen." Namjoon verdrehte jetzt heftig die Augen.
„Du bist gerade anstrengender als jedes Mädchen, Jin. Das nenne ich mal eine Meisterleistung! Reiß dich zusammen und komm jetzt, sonst fahre ich ohne dich!"
„Auf dem Fahrrad, oder was? Na, viel Spaß, schreib ne Karte, wenn du angekommen bist. So in fünf Jahren."
Seokjin verkniff sich angestrengt das Lachen über seine eigene Ironie, doch Namjoons Gesichtsausdruck wechselte von wütend zu absolut genervt und wieder rollte er angestrengt mit den Augen.
„Ich schwöre dir, wenn du nicht gleich hier unten bist...", bellte er förmlich zu ihm hinauf und Seokjin gestikulierte heftig als Antwort darauf, damit er endlich die Lautstärke seiner, eh schon so durchdringenden, Stimme drosselte.
Er konnte kaum glauben, dass sie sich sogar in die Haare bekamen, wenn sie eigentlich nicht mal sprechen sollten, weil sie sonst die ganze Nachbarschaft aufwecken würden und an ihren Zankereien teilhaben ließen.
Als das Licht im Haus nebenan eingeschaltet wurde und die Gardinen geöffnet, hoben sie beide gequält lächelnd eine Hand und winkten der grimmig dreinblickenden Nachbarin schuldbewusst zu.
Seokjin schlug eilig das Fenster wieder zu und drehte sich etwas atemlos in seinem Zimmer um. Sein Herz klopfte wild vor Aufregung, während er sich in Windeseile umzog und seinen Koffer aufriss.
Er versuchte, nur das Nötigste von seinem zuvor so liebevoll gepackten Gepäck zu differenzieren und verstaute die wenigen Sachen, die übrig geblieben waren, in einem Rucksack.
Immer wieder kniff er sich dabei selbst in den Unterarm, um auch wirklich sicher gehen zu können, dass dies kein seltsam realistischer Traum war.
Der Gedanke daran, mit Namjoon aus der Stadt förmlich abzuhauen, jagte ihm einen Stoß der puren Glückseligkeit durch jede Faser seines Körpers.
Ein letzter Blick in sein Spiegelbild verriet ihm allerdings, dass er katastrophal aussah, denn seine Augen waren gerötet und geschwollen, von all den Tränen, die er vergossen hatte und er war blass, erschreckend blass.
Manchmal fragte er sich, wie Namjoon sich eigentlich mit ihm abgeben konnte, denn er hatte das Gefühl, dass seit er ihn kannte, seine Attraktivität um das doppelte gesunken war. Stets war er so müde und ausgelaugt und in all der Zeit hatte er einiges an Gewicht verloren. Und er glaubte, dass seine Haare auch schon mal bessere Zeiten gesehen hatten, als er kritisch an ihnen herumzupfte, um halbwegs vorzeigbar auszusehen.
Doch ein weiterer Kieselsteinregen an seinem Fenster erinnerte ihn daran, dass ein ungeduldiger Namjoon auf der Straße vor seinem Haus wartete und er ging stark davon aus, dass er sicher wieder seine Fahrradklingel benutzten würde, um ihn und die Nachbarschaft zu provozieren.
Hastig schaltete er das Licht aus und schlich sich dann die alte, knirschende Holztreppe hinab in das Erdgeschoß des kleinen Hauses.
Er griff nach einem Stück Papier und zog mit seinen Zähnen die Kappe eines Stifts ab, während er bereits in seinen Mantel und seine Stiefel schlüpfte.
Die Nachricht, welche er in seiner Eile geschrieben hatte, heftete er an den Kühlschrank, ehe er sich in der tiefen Nacht davonstahl.
Zwar war er mit zwanzig Jahren bereits volljährig, an sich hatte er nicht viel zu befürchten, doch seine Eltern würden wahrscheinlich trotzdem einen Schreck bekommen, wenn sie bemerken würden, dass er einfach so verschwunden war.
Und seine Mutter würde wahrscheinlich eine Krise kriegen, denn sie war nicht sonderlich erfreut darüber, dass er all die letzten Wochenenden der vergangenen Monate nicht mehr mit Lernen, sondern Außerhalb verbracht hatte, wo sie nicht mehr die Kontrolle darüber hatte, was er wann tat, was er aß oder wie viel er sich mit der Schule beschäftigte.
Sie konnte wahrlich zu einer Furie werden und irgendwo konnte er sie verstehen, denn er und sein Vater arbeiteten hart, damit sie das teure Schulgeld für seine Ausbildung überhaupt bezahlen konnten. Und er war damals sehr dankbar dafür gewesen, das Namjoons Familie ihnen Nichts in Rechnung gestellt hatten, nachdem er so lang in dieser Privatklinik gelegen und Namjoon einfach ohne jegliche Absprache die ganze Behandlung für ihn organisiert hatte.
Seit diesem Vorfall mit dem vermeintlichen ‚Unfall', so wie sie immer noch beteuerten, war sie noch misstrauischer und Seokjin war heilfroh darüber, dass er inzwischen alt genug war, sodass sie kein Recht mehr dazu hatte, ihn zuhause einzusperren.
Natürlich konnte er verstehen, dass es unglaublich erschreckend für sie gewesen sein musste, dass seit dem tragischen Sommer sich alles so unglaublich gewandelt hatte.
Erst all die Male, in denen Yesung ihn absolut betrunken nachhause gebracht haben musste und dann noch die Sache mit dem Koma und all dem Schulstoff, welchen er dadurch verpasst hatte. Doch er konnte ihr versichern, dass er durch Namjoons Hilfe wieder auf den neusten Stand gekommen war, was durchaus der Wahrheit entsprach. Was allerdings besonders daran lag, dass dieser heimlich Erklärungen in seine Lernbücher geschrieben hatte und jedes Mal musste er sich das Schmunzeln darüber verkneifen, wenn er wieder eine neue Seite mit Anmerkungen fand.
Er wusste nicht genau, wieso das so war, aber Namjoons unglaubliche Intelligenz machte ihn manchmal nur umso attraktiver und er liebte es, ihn dabei zu beobachten, wie er konzertiert seine Hausaufgaben erledigte, ohne auch nur einmal angestrengt dabei mit der Wimper zu zucken.
Allerdings zuckte Namjoon in jenem Moment mit der Wimper, die Anspannung war ihm deutlich ins Gesicht geschrieben, als Seokjin ihn endlich keuchend erreichte.
„Schön, dass du es auch heute noch geschafft hast.", murrte dieser und sammelte sein Fahrrad vom Boden auf und stieg auf. Als Antwort knuffte ihm Seokjin leicht in die Seite und sie mussten schließlich beide leise lachen.
„Ich bin so froh, dass du gekommen bist, wirklich!", fügte er noch hinzu, nun etwas leiser und er schenkte Namjoon einen schüchternen Augenaufschlag. Dieser war zuerst etwas überrascht, neigte dann allerdings etwas den Kopf und kniff mit einem breiten Grinsen aufmunternd die Augen zusammen.
„Wir haben diese Date Sache abgemacht und ich halte ungern irgendwelche Versprechen nicht ein. Und ich bin immer noch davon überzeugt, dass dir diese Auszeit wirklich ganz gut tun würde"
Als Namjoon die Augen wieder öffnete, war der Ausdruck in ihnen um einiges weicher, als noch zuvor und etwas unbeholfen griff er über den Lenker hinweg, um nach seiner Hand zu greifen und sie kurz zu drücken.
„Lass dir gesagt sein, den ganzen Ärger nehme ich auch wirklich nur für dich in Kauf. Also, lass uns keine weitere Zeit verschwenden!"
Seokjins Lächeln verblasste etwas in der Überraschung, als er Namjoons Worte vernahm. Zuerst weitete er etwas die Augen, doch fiel ihm dann überschwänglich um den Hals und vergrub das Gesicht in seinem wohl riechenden Schal.
Zu hören, dass ihm deutlich bewusst war, dass er in Schwierigkeiten steckte, er es aber dennoch tat, weil er ihm so wichtig war, berührte ihn so sehr, dass er tatsächlich leise Schluchzen musste, aber dieses Mal vor absoluter Erleichterung.
Namjoon nahm einen Arm von dem Lenker und legte ihn fest um seinen Körper und schmiegte als Antwort seinen eigenen Kopf gegen seinen.
„Wirklich kein Grund, schon wieder zu heulen, Jin. Es wird schon alles gutwerden, das hab ich dir versprochen"
Er klopfte ihm noch kurz auf den Rücken und schob ihn dann schließlich von sich und Seokjin rieb sich mit dem Handrücken seine brennenden Augen.
„Steig auf!" Namjoon deutete jetzt einladend auf seinen Gepäckträger und kaum hatte er sich von seinem Schock erholt, stolperte er schon in den nächsten und er starrte ihn fassungslos an.
„Was? Bist du lebensmüde?"
„Wir haben jetzt keine Zeit mehr für gemütliche Spaziergänge, du hast einfach zu lang gebraucht. Mach schon!"
Seokjin hatte kaum eine Chance, ihm zu widersprechen, denn Namjoon würde sicherlich nicht lockerlassen, ehe er seinen Willen durchgesetzt hatte. Und er wollte den Zug nicht verpassen, immerhin mussten sich noch eine Weile fahren und er wollte so wenig wie möglich von der Zeit, die ihnen am diesem Wochenende noch blieb, verschwenden.
Zögernd schwang er schließlich ein Bein über das Fahrrad und legte die Hände an Namjoons Hüfte und mit einem zufriedenen Grinsen setzte sich dieser langsam in Bewegung.
Doch er sah sie gar nicht erst beim Bahnhof ankommen, denn er wusste, wie furchtbar ungeschickt dieser sich manchmal anstellen konnte und er konnte förmlich vor seinem inneren Auge sehen, wie sie beide im nächsten Straßengraben landeten.
„Du siehst wirklich deutlich leichter aus, als du bist.", keuchte Namjoon nach einer Weile, als er endlich eine gewisse Geschwindigkeit mit ihnen beiden auf dem Fahrrad aufbauen konnte und sie endlich ihr Gleichgewicht irgendwie ausbalanciert hatten.
Seokjin trat ihm nur leicht von hinten als Antwort mit seinem Knie gegen sein Bein, doch er kassierte nur ein freches Lachen.
Doch auch er schmunzelte leicht in sich hinein, während sie durch die Nacht radelten und am Himmel zeigte sich inzwischen ein erster rosa Schein der aufgehenden Sonne, der das dunkle Blau so langsam am Horizont ablöste.
Der eisige Wind schlug ihm stechend in sein Gesicht, als sie schließlich eine abfallende Straße hinabfuhren und Namjoon nahm die Füße von den Pedalen und streckte die Beine aus, während das Fahrrad einiges an Geschwindigkeit aufnahm.
Ängstlich klammerte sich Seokjin fester an Namjoons Rücken und er befürchtete schon das Schlimmste, doch der Adrenalinkick erreichte schließlich auch ihn und als er merkte, dass Namjoon nicht die Kontrolle über das Fahrrad zu verlieren schien, stimmte er in sein losgelöstes Lachen mit ein und richtete sich wieder ein Stück auf.
Er ließ sich den kalten Fahrtwind durch die Haare wehen, während er langsam die Augen schloss und diesen seltsam schönen Moment der Losgelöstheit einfach nur genoss.
Eben zuvor war ihm alles noch so hoffnungslos erschienen und nun saß er aufgeregt lachend mit Namjoon auf einem Fahrrad, welches eigentlich viel zu schnell die Straße hinunterbretterte, während an dem pastellfarbenen Himmel sich langsam die Sonne hervorschlich und mit ihren goldenen Strahlen die frostigen Dächer der Nachbarschaft küsste.
Die Schneekristalle glitzerten in den sanftesten Farben unter dem wolkenfreien Himmel eines neuen Tages, der förmlich versprach, ein ausgesprochen guter zu werden.

MONSTER - the creatures we love pt. 1 | BTS NamjinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt