Kapitel 10:
Janiyana strich mit den Händen die Reihen von Kleidern entlang, die Kelly in Scharen für sie bestellt hatte und aus Stoffen und Farben bestanden, die sie noch nie zu vorgesehen hatte. Der ganze Raum war voll davon. Hosen, Oberteile, Schuhe und Schmuck. Zudem eine Auswahl an Tuniken und Roben, die definitiv Erik ausgesucht hatte, denn sie entsprachen der Bekleidung, die sie damals getragen hatte und von denen Kelly unmöglich hätte wissen können. Die junge Unsterbliche, dieses Haus, diese neue Welt faszinierten sie zunehmend und am liebsten hätte sie erst den gesamten Planeten bereist und sich diese neue Zeit in aller Ruhe angesehen, bevor sie sich in die nächste blutige Schlacht warf, doch die Auseinandersetzung mit ihren Brüdern konnte nicht warten. Egal wie gerne Erik sie auch sicher verwahrt in diesem Haus sehen würde. Und auch das war ein Konflikt, den sie nicht würde länger aufschieben können, seit Tagen bereits tat sie nichts anderes, als lesen, schlafen und die Annehmlichkeiten dieses Hauses zu genießen, das so sehr auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten war, dass Janiyana sich sicher sein konnte, dass Erik es nur für sie hatte bauen lassen. Ein merkwürdig befriedigender Gedanke. Noch nie hatte sie jemand verwöhnt oder so angesehen wie Erik, selbst der, der behauptet hatte sie zu lieben, war nie so sanft mit ihr umgesprungen, als wäre sie tatsächlich ein zerbrechliches Wesen. Dieses Gefühl gab nur er ihr und obwohl es sie beunruhigen sollte, dass dieser Mann sie ohne Vorbehalte anbetete, so sah er sich dennoch auf einer Stufe mit ihr, bot ihr die Stirn, ließ sich nicht herumkommandieren und benahm sich nicht für einen Moment so, als wäre ihm tatsächlich klar, dass sie ihn mit einem Gedanken töten könnte.
Auch das war ihr noch nie passiert. Ein Mann, der sich von ihrer Macht nicht bedroht fühlte, der sich von ihrer offensichtlichen Überlegenheit nicht abschrecken ließ und nicht einmal mit der Wimper zuckte, wenn sie ihm drohte. Sie fühlte sich beschützt, obwohl oder vielleicht gerade weil sie ihn niemals wirklich unter Kontrolle haben würde.
Das kräftige Klopfen und die daraufhin geöffnete Tür bestätigte ihren Verdacht, dass Erik offensichtlich der Meinung war, ihre Wut nicht fürchten zu müssen. Und seine stolze Haltung als er eintrat, schwankte keinen Millimeter, als er das Ankleidezimmer betrat und sie in nichts weiter, als diesem wundervoll weichen Handtuch vorfand, das sie sich nach dem Baden umgeschlungen hatte. Er bedachte ihren Körper mit einem glühend heißen Blick, der keine Sekunde die Frage offen ließ, ob er mehr für sie sein wollte, als nur einer ihrer Vertrauten und sie ahnte bereits, dass es komplizierter zwischen ihnen werden würde.
Es war nicht klug, dieses komplizierte Etwas auch noch herauf zu beschwören, doch sie konnte es nicht lassen, ihren Gang noch etwas geschmeidiger werden zu lassen, während sie eine der Schubladen herauszog und deren Inhalt inspizierte. Sein hungriger Blick folgte ihr und wäre es nicht feine Spitze und Seidenwäsche gewesen, die diese Lade enthielt, sie hätte sich noch lasziver bewegt. Stattdessen angelte sie sich eine der hauchdünnen Dinger heraus und inspizierte die Form.
„Was ist das?", fragte sie und hielt es so in die Höhe, dass er es sehen konnte.
„Ein Slip. Unterwäsche."
„Sie verdeckt kaum was", entgegnete sie und betrachtete diese angebliche Unterwäsche skeptisch.
„Es soll auch nicht zu viel verdecken, nur gerade genug, um auf Männer aufregend zu wirken", erklärte er pragmatisch. Die Selbstsicherheit der Frauen in dieser Zeit gefiel ihr. Sie ähnelte der Zeit im alten Ägypten, in der die Frauen ebenfalls offenherzig mit ihren weiblichen Reizen umgingen. In der die Pflege und Reinheit des Körpers oberste Priorität hatte – und sie hatte der Zeit hinterhergetrauert, als diese Offenherzigkeit langsam verschwand und die damaligen neuen Dienerinnen immer schamvoller geworden waren, wenn sie den nackten, eingeölten und glattrasierten Körper ihrer Herrin gesehen hatten. Diese Zeiten schienen jetzt wieder der Vergangenheit anzugehören.
Neugierig darauf wie sich der Stoff auf ihrer Haut anfühlen würde, ließ sie bedenkenlos das Handtuch fallen, beugte sich nach vorne und versuchte das Kleidungsstück anzulegen. Erik verzog nicht eine Miene, doch dieses merkwürdige silberne Funkeln in seinen Augen war wieder da und verriet seine Emotionen.
„Zeig mir wie man es trägt!", sagte sie und hielt ihm diesen „Slip" hin. Er hatte nun nicht viele Alternativen, eine davon war zu sagen, was er hier eigentlich von ihr gewollt hatte und endlich seinen Unmut über ihr Vorhaben kundtat, ihr beim Anziehen zu helfen oder...
„Ich werde Kelly bitten dir beim Anziehen behilflich zu sein." Sie war enttäuscht, dass er sich für diese entschieden hatte. Und Janiyana würde auch nicht zulassen, dass er ihr einfach davonkam.
„Nein, ich will, dass du es mir zeigst." Diese Herausforderung ließ er sich nicht entgehen. Mit wenigen, langen Schritten war er bei ihr, nahm ihr das Stück Stoff aus der Hand und ging vor ihrem nackten Körper in die Knie. Er war so groß, dass er ihr dennoch bis zu den Hüften reichte. Es versetzte ihren Körper in erwartungsvolle Spannung, als er leicht ihre Wade berührte, sie ihr Bein anhob und er den Slip quälend langsam ihre Beine heraufgleiten ließ.
Sie wusste genau, dass er es absichtlich so tat, dass seine Hand möglichst mit der gesamten Fläche auf ihren Körper lag und er sie ausgiebig berühren konnte. Doch sie tadelte ihn nicht dafür, stattdessen überspielte sie die eigenen Empfindungen, indem sie ihn wieder gedanklich dahin brachte, wo er gewesen war, als er an diese Tür geklopft hatte.
„Du bist nicht damit einverstanden, dass ich direkt zu meinen Brüdern gehe und ihnen offenbare, dass ich entkommen bin." Seine Hände blieben für einen viel zu langen Moment auf ihren Hüften liegen. Er sah zu ihr auf, erhob sich nach einer Weile geschmeidig und wandt sich der Schublade zu.
„Sie sind nun mächtiger als du, sie könnten dich töten und ich könnte sie nicht davon abhalten."
Janiyana wartete geduldig bis er einen passenden BH herausgezogen hatte, er ihr die Haare beiseiteschob, die über ihre Brüste gefallen waren und ihr die Körbchen auf die nackte Haut drückte. Es war reiner Vorwand, als er ihre Haare beim Gang um sie herum, weiter beiseite strich und dabei ihre Schultern und ihre Wirbelsäule berührte. Sie bekam eine Gänsehaut und spürte mit einer Mischung aus Verwirrung und Entzücken, wie ihre Brüste schwerer zu werden schienen, bevor er den BH an ihrem Rücken einhakte.
„Wenn sie mich hätten töten wollen, dann hätten sie es getan. Nein, meine Gefangenschaft hatte einen anderen Zweck", erklärte sie. Erik schob die Träger auf ihre Schultern, stellte sich wieder vor sie und schob den Stoff, der ihre Brüste verhüllte, noch einmal zurecht. Sie konnte sich nicht helfen, ihr Mund wurde staubtrocken und sie spürte wie ihre Fänge sich aus ihrem Kiefer schoben, als wollte sie sie erneut in seine Ader schlagen, diesmal um einem urzeithaften Trieb zu folgen und ihn mit den Zähnen festzuhalten, während er in sie stieß. Eine verdammt schlechte Idee, in ihrer Situation. Sex kam für sie nicht in Frage. Niemals.
DU LIEST GERADE
Verlorene Zeit - Dark Immortals Bd.1
VampireVor Jahrhunderten wurde sie verraten, vor Jahrhunderten wurde sie eingesperrt. Er blieb ihr als einziger treu und hatte nie aufgehört, seiner grausamen und blutrünstigen Herrin mit Leib und Seele zu dienen. Denn trotz ihrer Taten besitzt Janiyana ei...