Kapitel 13:
Erik spürte wie sich die Knochen in seiner Brust schmerzhaft zusammenzogen, während der Heilungsprozess sich weiter zog. Der Schlag den er hatte einstecken müssen, war definitiv kein sanfter Tadel gewesen, würde er nicht durch die vielen Jahren seiner bloßen Existenz eine selbst für Unsterbliche enorme Regenerationsgeschwindigkeit besitzen, würde er noch immer unbeachtet im Flur liegen und darauf warten, dass sich sein Herz wieder zusammensetzte. Der Schaden war schlimmer gewesen, als gedacht. Sein Brustbein war vollkommen gesplittert gewesen und das Gewebe seines Herzens hatte sich durch den Schock des Aufpralls fast pulverisiert. Ein junger Unsterblicher hätte das niemals überleben können. Seine Göttin war definitiv keine Frau, mit der man sich erlauben konnte, was er sich erlaubt hatte. Dennoch saß er hier, direkt neben ihr und bereute es keine Sekunde. Letztendlich war sie immernoch eine Frau, die begehrt werden wollte und umso mehr er sie bedrängte, umso höher würde ihre Toleranzschwelle in Bezug auf sein unangemessenen Verhalten werden. Und er würde einen Schritt weiter kommen, bereits jetzt akzeptierte sie es anstandslos, dass er sie berührte und das vor den Augen Fremder. Ihm gefiel es, wie ihre zierliche Hand in seiner fast verschwand und wie sanft sich ihre Finger im Gegensatz zu seinen rauen anfühlten. Sie mochte Jahrtausende älter sein als er, aber sie hatte seit Anbeginn ihrer Existenz in einem Schloss gelebt, umgeben von Wohlstand und Leuten, die ihr jeden Wunsch erfüllten. Und er selbst war der Barbar, der die Prinzessin raubte und sie sich zu Willen machte.
Eine kurze Abfolge von Bildern flog vor seinem inneren Auge vorbei. Er, wie er einfach in ihre Gemächer eindrang. Sie, die gar nicht so schnell reagieren konnte, bevor er sie gepackt und aufs Bett geworfen hatte. Der Sex zwischen ihnen würde so verdammt gut werden, dass der bloße Gedanke daran ihn zum Höhepunkt bringen könnte.
Selbst jetzt unter Memphis' skeptischen Blicken konnte er sich nicht davon abhalten, sich leicht in ihre Richtung zu lehnen und ihren unwiderstehlichen Duft in sich aufzunehmen, während er ihre Hand fest umklammert in seiner hielt. Der eigentümliche Drang sie festzuhalten, aus Angst sie noch einmal zu verlieren, machte ihn fast wahnsinnig. Kurz glaubte er, diese Angst entsprang der Nach in der sie verraten, geraubt und eingesperrt worden war. Dieser Moment hatte ihn fast durchdrehen lassen, doch das war nicht der Beginn dieser Angst gewesen, dieser Moment hatte etwas aufgewühlt, was tief in ihm verborgen gewesen war und keinen Ursprung in seinen vergangenen Leben haben konnte. Er konnte es sich nicht erklären. Die Intensität mit der er nach dieser Frau verlangte war beispiellos und ließ ihn kurz glauben, er würde doch wahnsinnig werden.
Janiyanas ruckartige Bewegung weckte ihn aus diesen Gedanken heraus und plötzlich sahen ihre stechend grünen Augen ihn direkt an. Und er stellte fest, dass ihre Augen sich so sehr von den anderer Individuen auf diesen Planeten unterschien, dass man gar nicht mehr übersehen konnte, dass sie nicht von hier stammte.
Das grün schien aus sich selbst heraus zu leuchten und entsprach keiner Farbe die auf diesem Planeten in irgendeiner Form natürlich vorkam. Ihre Augen waren tief und hinter dem Leuchten sah er unendliche viele Sterne und ein Straße aus Galaxienebeln. Hätte er es in den vergangenen Jahrhunderten bemerkt, hätte er diesen Anblick als göttlich bezeichnet, weil er es nicht zuordnen konnte. Doch im Laufe seiner Existenz war er während der Entdeckung des Universums quasi live dabei gewesen.
„Woher kommst du nur?", fragte er leise, immer noch fasziniert von dem was er gerade in ihren Augen gesehen hatte. Janiyana blinzelte und die Tiefe schien sich einfach zu schließen und nichts anderes preisgeben zu wollen, als dieses farbintensive grün.
Ihre Hand entzog sich seiner, doch bevor er protestieren konnte, berührte sie damit sein Kinn und ein sanftes, listig weibliches Lächeln umspielte ihre perfekt geformten Lippen.
„Das würdest du nicht begreifen", flüsterte sie zurück und er griff einfach wieder nach ihrer Hand. Ihre Nähe berauschte ihn und in einen Anflug von Übermut überwand Erik die wenigen Zentimeter zu ihrem Gesicht und drückte seine Lippen auf ihren Mund.
Er spürte ihre Überraschung, nutzte den Umstand, dass sie offensichtlich von diesem Kuss überrumpelt worden war und griff mit seiner freien Hand in das Haar, das er auf seinem ganzen Körper spüren wollte.
Sie war noch nie geküsst worden, das stand außer Frage. Sie hatte sich versteift, ließ es über sich ergehen, als er begann über ihre Lippen zu lecken und ihren Geschmack in seinen Mund aufzunehmen indem er ungeniert seine Zunge zwischen ihre Lippen schob, begann ihren Mund zu plündern. Ein Dieb der es wagte ein Heiligtum zu schänden und genau das schien der Moment zu sein, indem Janiyana aus ihrer Starre erwachte. Ihre zierliche Hand legte sich um seinen Hals und drückte seine Kehle zu. Er war ein Unsterblicher, er brauchte keinen Sauerstoff, doch das hieß nicht, dass seine Lungen nicht begannen zu brennen, als ihm die Luft ausging.
Sie drückte seinen Körper zurück in seinen Sitz und ihre Augen schienen aus grünem Feuer zu bestehen, als sie ihn voller Zorn anblickte.
„Tu das nie wieder!" Er wusste, dass er hätte sofort einlenken sollen, doch erstens hatte er keinen Atem um etwas zu erwidern und zweitens konnte er unmöglich einwilligen es nie wieder zu tun. Er wollte sie, er wollte diese Frau mehr als alles andere auf der Welt und trotz ihrer offensichtlichen Wut sah er die Unruhe in ihren sonst so kalten Gesichtszügen. Sie war verwirrt, ihre Lippen zitterten leicht und ihre Brüste drückten sich hektisch immer wieder gegen den Stoff des engen Kleides.
Sie ließ ihn los, erhob sich von ihrem Platz und stürmte in einen anderen Teil des Flugzeuges während er nun endlich die Gewissheit hatte, dass seine angeblich nicht sexuell erregbare Herrin durchaus dazu in der Lage war, so etwas wie Leidenschaft zu empfinden.
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Verlorene Zeit - Dark Immortals Bd.1
VampiroVor Jahrhunderten wurde sie verraten, vor Jahrhunderten wurde sie eingesperrt. Er blieb ihr als einziger treu und hatte nie aufgehört, seiner grausamen und blutrünstigen Herrin mit Leib und Seele zu dienen. Denn trotz ihrer Taten besitzt Janiyana ei...