Vom pflegen offener Rechnungen

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Kapitel 17:

„Ich habe keine Illusionen über euch." Fauchte Erik ohne jeglichen Respekt und Janiyana ballte die Fäuste um sie ihm nicht einzuprügeln.

„Tatsächlich?" Sie zog skeptisch eine Augenbraue nach oben, worauf Erik ein herablassendes Schnauben von sich gab.

„Ich sehe seit Jahrhunderten zu, wie deine Brüder sich ohne schlechtes Gewissen ihren Sünden hingeben. Ganz vorne dabei, Loki. Ich habe gesehen, wie verletzt du warst, als dir der Verrat bewusst wurde. Ihr seid keine Götter und alles andere als perfekt. Ihr seid arrogant, herrschsüchtig und unglaublich emotional. Ihr seid auch keine Boten der Götter, wie einige von uns heute noch glauben. Ihr habt nicht die Unsterblichkeit in unsere Welt gebracht um uns ein Gefallen zu tun. Ihr habt einfach nur festgestellt, dass das Blut eines Sterblichen euch nicht ernährt. Wir waren und sind nur Futter für euch. Ihr habt der Menschheit so etwas wie Kultur gebracht weil euch einfach langweilig war. Das ist mir schon immer klar gewesen. Ich bin nicht wütend auf dich, weil du Fehler hast, ich bin wütend weil ich sehr viel Zeit investiert habe um Männer um mich zu scharren, die dir helfen können und du es anscheinend nicht zu würdigen weißt."

„Was hat dieser Serienmörder, der in deiner Ziehtochter nichts weiter als Beute gesehen hat schon für eine Bedeutung für mich?" Fragte sie herausfordernd. Erik grinste, weil er etwas wusste was sie nicht wissen konnte, weil sie ihn für diese Information brauchte. Es puschte sein Ego und der Blick denn er ihr zuwarf war geradezu hochmütig. Janiyana fragte sich immer öfter warum sie ihn am Leben ließ.

„Du hast eine offene Rechnung mit Loki. In den Jahrhunderten vor deiner Entführung hast du nichts anderes getan, als ihm Steine in den Weg zu legen und er dir." Sie zuckte mit den Schultern.

„Ich habe offene Rechnungen mit all meinen Brüdern. Das passiert nun einmal wenn vier von uns auf diesem winzigen Planeten festsitzen. Aber wir würden uns nie gegenseitig ernsthaft schaden, das unterscheidet uns von euch. Wir pflegen offene Rechnungen, wir begleichen sie nicht."

Erik grinste wieder, erhob aber in gespielter Kapitulation die Hände.

„Wenn du das so siehst, dann war er tatsächlich nutzlos für Euch, Mylady. Verzeiht, dass ich Eure Entscheidung in Frage gestellt habe." Sie blickte ihn finster an. Sein Spott würde ihn eines Tages den Kopf kosten.

„Dann stell mich nicht in Frage und überlass die Entscheidung seines Wertes mir!" Sein Grinsen wurde breiter, doch er wagte es nicht sein Wissen dazu zu nutzen und sie damit in die Enge zu treiben, nahm es lediglich als Anlass sich ihr weit entgegen zu beugen und damit in ihrer Wohlfühlzone einzudringen. Seien himmelblauen Augen färbten sich silber. 

„Er ist der Mörder von Lokis Geliebten und er hat selbst jetzt noch ein riesiges Kopfgeld auf ihn angesetzt. Er wäre ein wunderbares Druckmittel für dich gewesen, doch du musstest ihn ja töten ohne mich vorher zu fragen, warum ich ihn in meiner Nähe hielt."

Seine Stimme war ein leises säuseln und er hatte die Nerven mit seinen Fingern die Linie ihres Kinns nachzuziehen und ohne jede scheu, ganz offen auf ihre Lippen zu starren als würde er überlegen den Kuss aus dem Flugzeug zu wiederholen. Es wurde wirklich Zeit diesen arroganten, besitzergreifenden Mann in seine Schranken zu weisen.

Janiyana schlug seine Hand weg und sah spöttisch zu ihm auf.

„Geliebte? Von allen Männern denen ich zutrauen würde, dass eine Geliebte ihnen so viel bedeutet, dass sie dem Mördern noch Jahrhunderte nach ihrer Ermordung nachjagen würde, wäre Loki der Letzte."

Sie traute ihrem Bruder zu, sich eine Geliebte zu nehmen und sie rächen zu wollen, aber dass schloss nicht aus, dass er das Kopfgeld auf Linus schlicht und ergreifend vergessen hatte.

„Es sind nicht alle so kalt wie du. Er hat sie geliebt."

„Nein hat er nicht." Wiedersprach Janiyana immer noch leicht belustigt, was wieder diesen silbernen Glanz in Eriks Augen aufblitzen ließ, der sich anscheinend immer zeigte wenn er starken Gefühlen ausgesetzt war. Sowas hatte sie noch bei keinen ihrer Unsterblichen gesehen. s war nicht normal. Erik ballte die Hände zu Fäusten.

„Weil ihr keine Liebe empfindet? Ist es das was du mir damit sagen willst?"

Janiyana wollte es gerade verneinen, als sie erkannte, dass sie ihm damit nur unnötige Hoffnungen machen würde. Selbstverständlich empfanden sie und ihre Brüder Liebe, doch Loki konnte diese Frau nicht geliebt haben, denn sein Herz besaß bereits eine Andere. Ein Mädchen, dass er vor so langer Zeit hatte zurücklassen müssen – wegen ihr.

Anstatt ihn anzulügen, wandte Janiyana ihm den Rücken zu. Sollte er aus ihrer Abkehr doch seine eigenen Schlussfolgerungen ziehen. 

Es war ihr Gleich – es musste ihr gleich sein. Erik durfte nicht weiter um ihr Herz kämpfen, denn die Tatsache war, dass er sie einfach nicht kalt ließ und sie es sich nicht leisten konnte seinen uncharmanten Avancen zu erliegen. Es ging hier schließlich nicht alleine um sie. 

Ihre Brüder hatten alles für sie geopfert, ihr geholfen von einem wahrhaftig Allmächtigen Wesen zu fliehen. Sie konnte jetzt nicht Schwach werden und Kronos zu ihnen locken, so dass er sich blutig an ihren Brüdern rächen konnte. Sie musste sie beschützen, genauso wie sie sich dazu verpflichtet fühlten Janiyana zu beschützen. 

Für Erik würde es wahrscheinlich nie Sinn ergeben und auch sie selbst konnte nicht leugnen, dass die notwendige Grausamkeit die ihre Brüder an ihr verübt hatten ihr wehgetan hatten. Doch es schien notwendig gewesen zu sein. 

Marius hatte schon immer die Fähigkeit besessen Kronos Anwesenheit zu spüren, sobald er sich auf derselben Dimensionsebene befand wie er. Er musste einfach handeln, denn sobald Janiyanas Instinkte als seine Gefährtin angesprungen wären, wäre sie Kronos quasi in die Arme gelaufen. Nichts konnte etwas so elementares wie die Anziehung zwischen Gefährten unterbinden, sobald sie sich auf derselben Ebene befanden. 

Das würde nicht nur ihre Gefangenschaft und die Ketten erklären, sondern auch warum ihre Brüder sie in ein Raum-Zeit Falte untergebracht hatten. Wenn die Ebene in der sie sich befunden hatte stabil gewesen wäre und nicht mal schneller und mal langsamer, dann hätte Kronos sie finden können. Und das wäre ihr aller Untergang gewesen. 


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Verlorene Zeit - Dark Immortals Bd.1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt