Tricks

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  Kapitel 38

„Das können wir nicht tun. Das Orakel unsterblich machen, ist, als würden wir ihm die Waffe in die Hand geben, mit der es uns vernichten kann. Das ist Wahnsinn, wir würden ihm den letzten Schritt ermöglichen, um aufzusteigen." sagte Valentin zu Loki, doch der schien unerschütterlich und Kelly machte nicht einen Schritt zurück, ließ es zu, das Memphis sie erst neben und dann hinter sich zog.
Der Verrat brannte in ihrer Kehle, wie die Tränen, die in ihr aufzusteigen drohten. Sie spürte Eriks Zwiespalt und seine unheimlich silbernen Augen, die auf ihr brannten. Erik war ihr Erschaffer, ja. Er beschützte sie, ja. Aber niemals, wirklich niemals ,würde er sie über Janiyana stellen. Seine Loyalität galt ihr allein, er liebte sie mehr, als alles andere und er würde alles für sie opfern. Sich selbst und auch Kelly.
Es war wie ein Schlag in die Magengrube, wie ein Tritt, der ihre Welt zum Einsturz brachte und aus irgendeinem Grund tat es am meisten weh, dass Loki diese Idee aufgebracht hatte. Sie wusste nicht warum, aber Erik konnte sie das alles verzeihen, da er ja seine Gefühle nicht beeinflussen konnte. Irgendwie. Aber Loki? Er hatte sie angesehen, als würde... nein. Jetzt verstand sie es erst. Er hatte die Möglichkeiten gesehen, die sie ihm bot, da war kein Begehren in seinem Blick gewesen, keine Verbundenheit zwischen ihnen.
„Du hast gesagt, sie hasst Vampire", brachte Erik hervor und sie war erleichtert, dass er so mit sich haderte. Anders als Loki.
„Stimmt. Aber es bietet dem Orakel eine Chance aufzusteigen, ohne noch Milliarden von Jahren warten zu müssen, bis irgendeine Spezies so weit ist, halbwegs unsterblich zu werden. Vielleicht wird sie dadurch nicht direkt aufsteigen, aber ohne mit Sicherheit auch nicht."
„Das Risiko ist zu groß, dass es dennoch einen Aufstieg hervorrufen könnte und dann? Haben wir dann drei Götter gegen uns? Ist das dein Plan?", fragte Marius sarkastisch. Loki schüttelte mit dem Kopf.
„Ich opfere mein Kind nicht! Wir finden eine andere Vampirin", entfuhr es Erik und zischte zwischen zusammengebissene Zähne. Loki war immer noch unbeirrt.
„Nein. Sie ist eine Chance, Erik. Nicht nur um Janiyana zu finden, sondern auch um die Macht des Orakels einzudämmen. Wenn das Orakel von einem Körper Besitz ergreift, löscht er einen Großteil der Persönlichkeit seines Wirtes aus, doch ich glaube nicht, dass es bei deinem Zögling auch so wäre. Du kannst sie davor bewahren, mithilfe der Verbindung, die ihr teilt und... diesem etwas in dir."
Für einen kurzen Moment war es still im Raum und von einer Sekunde auf die andere, schien Marius auch etwas zu verstehen. So plötzlich, dass er erst Kelly, die halb hinter Memphis stand anblickte und dann Erik. Sehr lange. Dann setzte er sich in Bewegung, drehte sich auf dem Absatz um und verließ mit langen Schritten den Raum durch die andere Tür.
„Wo geht er hin?", fragte Valentin, der genauso verständnislos schien wie Kelly und auch Erik.
„Er sucht Melody und dann wird er verschwinden", antwortete Loki. „Wieso?", fragte der jüngste der Geschwister und Loki, der ihn endlich anblickte, schloss kurz resigniert die Augen und lächelte dann zittrig. „Weil er verstanden hat, dass wir längst verloren haben, Valentin. Du solltest ihm folgen."
Doch er blieb mit gerunzelter Stirn sitzen, während sich Loki wieder an Erik wandte.
„Du kannst das Orakel hereinlegen, Erik. Das Orakel kann in ihr eingeschlossen werden und mit ein bisschen Glück, hat Kelly dann alle Macht dir zu sagen, was du wissen musst, um Janiyana zurückzubekommen." Dann beugte er sich zu Valentin herab, murmelte ihm etwas, in einer ihr unbekannten Sprache zu, die in Kellys Ohren so unwirklich klang, dass sie sicher war, dass es seine Muttersprache sein musste. Die seiner Art. Und damit nichts, was von diesem Planeten stammen konnte.
Valentins schönes Gesicht, mit diesem himmlischen goldenen Schimmer, wurde grau wie eine Wand. Sein Blick war voller Entsetzen und Panik, als er zu Erik glitt und er sich ebenfalls erhob und aus der anderen Tür lief. So schnell, als wäre der Teufel persönlich hinter ihm her. Die Brüder hatten Angst vor Erik. Nur Loki sah gefasst aus. Und dann bedauernd, sehr bedauernd, als er Kelly wieder anblickte.
„WAS ZU HÖLLE UST HIER LOS?", brüllte Erik, der ebenso verwirrt war wie Kelly selbst.
„Wir überlassen es dir, dich um Janiyana zu kümmern und nutzen die Zeit, die du brauchen wirst, um sie zu finden, um zu flüchten", erklärte er fast schon matt.
„Wieso?"
„Weil wir verloren haben, Erik Erikson. Weil Kronos Janiyana finden wird, weil es unvermeidlich ist, dass er sie findet und wenn er das tut, wird er sich daran erinnern, wer sie ihm genommen hat. Er wird uns töten und wir können nichts anderes tun, als diejenigen, die wir lieben und uns selbst in Sicherheit zu bringen. Wir nutzen unseren Vorsprung."
Dann senkte er in einer Geste des Respekts den Kopf in Eriks Richtung und richtete eine weitere in Kellys, ohne Memphis zu beachten, der versuchte sie vor seinem Blick zu schützen und dem es nicht gelang, denn Kellys Blick suchte den Lokis fast schon von selbst.
Das Gefühl des Verrates verflog ein wenig, denn die Gewissheit, die in Lokis Stimme gewesen war, als er erklärte, dass ihr nichts passieren würde, gab auch ihr das Vertrauen zurück, was sie kurzzeitig verloren brauchte.
„Ich werde nicht zulassen, dass Kronos sie findet!", beschied Erik. Loki lächelt in sich hinein, man sah es ihm an.
„Das hat er schon", sagte er, drehte sich und ging, während Wut das Band zwischen Erik und Kelly zum Erzittern brachte und sie damit aus dem Gleichgewicht brachte. Zorn pumpte durch seine Venen und Erik schien kurz vor dem Explodieren zu sein, bevor er sich dann ebenso schlagartig zu beruhigen schien.
„Elende Feiglinge!", knurrte er und sah dann zu Kelly.
„Kannst du mich so weit abschirmen, mit diesen Schilden? So wie du es gerade tust, nur noch stärker?", fragte sie ihm, fest entschlossen ihm zu helfen, Janiyana zurückzubekommen. Sie vertraute auf Lokis Worte und auf Eriks Kraft. In genau diesem Moment glitt eine Welle des Schwarzen Meeres durch das Band bis zu ihr hindurch, steckte sie in einen Kokon aus Finsternis und wurde so hart, dass es unzerstörbar schien. Dann löste sich alles wieder und Erik nickte nach dieser Probe.
„Dann will ich es versuchen." Sie wusste, dass ihre Stimme nicht zitterte, dass sie sicher klang. Dennoch schien Erik dieses Vertrauen zu fehlen, denn er schien immer noch zu zögern. Sie aber nicht.
„Erik, egal wo Jana jetzt ist: Sie leidet. Wir müssen sie zurückholen."  

Verlorene Zeit - Dark Immortals Bd.1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt