Kapitel 14:
Janiyana wollte aus dem Magen dieses stählernen Ungetüms heraus und irgendwen in Stücke reißen, musste aber bald einsehen, dass sie dieser Situation nicht so einfach entkommen konnte. Für einen kurzen flüchtigen Moment hatte sie vergessen warum sie hier war und was sie niemals würde tun können, wenn sie hoffte, weiterhin hier bleiben zu können. Ihr Körper war weich geworden unter seinen Lippen und die Berührung seiner Zunge hatte etwas in ihr entfacht, das kein Wesen je in ihr entfacht hatte außer... nein, an ihn durfte sie nicht einmal denken. Immer wenn sie sich an ihn erinnerte, hatte sie Angst, er könnte ihre Gedanken lesen und dieser Spur folgen bis er hatte, was er wahrscheinlich immer noch suchte. Sie.
Also schluckte sie ihre Gedanken herunter, wagte es nicht einmal, seinen Namen zu denken und schloss kurz die Augen, um ihren wilden Herzschlag zu beruhigen und ihren Geist wieder frei zu machen.
Sie schmeckte den kühlen Wind, der die Flügel des Jets trug, die belustigten Gedanken die Memphis gerade verspürte. Kellys Entsetzen über Eriks Tun und Linus' Missbilligung über...
Moment.
Da war etwas. Ein Bild, eine Vorstellung, eine Sehnsucht, so flüchtig und so gut versteckt, dass niemand, nicht einmal sie, es war genommen hätte, wenn sie ihren Geist nicht zur Ruhe gezwungen hätte. Schlagartig öffnete sie ihren Geist vollständig und streckte ihn in Linus' Richtung aus, der erschrocken einige psychische Blockaden errichtete, die ihm nichts nützten. Sie hatte was sie wollte und wenn es da noch mehr gab, würde sie es ihm mit Gewalt entreißen.
Sie hatte einen Blick auf unendliche Verdorbenheit werfen können, auf den Mann hinter dem Gesicht des wohlwollenden älteren Mannes. Linus Babilus war kein gewöhnlicher Unsterblicher und längst über den Punkt des phsychischen Verfalls hinaus, an dem man ihn eigentlich hätte umbringen sollen. Das was ihm am Leben hielt, war die Tatsache, dass er dazu in der Lage zu sein schien, es meisterhaft zu verbergen. Kurz dachte Janiyana darüber nach, dieses Monster weiter einfach sein zu lassen, um zu sehen was passieren würde und wie er sich verhielt, nun da er wusste, dass sie es gesehen hatte. Dann aber sah sie kurz wieder ein Bild in seinem Geist. Kellys Bild. Und sie wusste, dass er würde sofort sterben müssen.
Sie ging auf ihn zu und blieb vor ihm stehend, durchborrte ihn mit einem wissenden Blick, der in ihm einen leichten Anflug von Panik hervorrief. Doch er war zu klug, um jetzt eine verräterische Geste zu machen „Du hast dich mir noch nicht vorgestellt, geschweige denn mir deine Aufwartung gemacht, Linus Babilus, Konsul von Rom." Kelly schaute schnell zwischen ihrer Herrin und dem Mann hin und her, als würde sie ahnen, dass gleich eine Bombe platzen würde. Und es dauerte auch nur wenige Sekunden, da hatten es Memphis und Erik ebenfalls bemerkt und stürmten gemeinsam zu ihr ins hintere Teil des Flugzeuges.
Schnell erhob er sich in einer unterwürfigen Geste und verbeugte sich tief, als würde ihn das vor ihrem Urteil schützen.
„Lass es gut sein, Janiyana!", meinte Erik von der Seite, wagte es aber nicht sie zu berühren, auch wenn seine Hände sich begehrlich nach ihr ausstreckten.
„Wie kannst du es zulassen, dass er weiter existiert, dass er in ihrer Nähe ist. Als würde man einem Wolf ein Lamm vor die Nase setzen."
„Mit Verlaub, Mylady. Linus tötet nicht mehr, er hat seine Triebe im Griff", mischte sich Memphis ein, doch es klang halbherzig. Der alte Ägypter hatte keinerlei Probleme damit, wenn Linus seine verdiente Strafe erhielt, fühlte sich aber dazu verpflichtet ihn zu verteidigen.
„Ihr seid naiv, wenn ihr das glaubt. Dieses Jahrhundert hat einen Begriff für Männer wie ihn: Serienmörder. Und einige Nationen haben dafür eine akzeptable Lösung." Janiyana war eine blühende Verfechterin der Todesstrafe. Einige Monster musste vom Antlitz dieser Welt getilgt werden.
„Mir gefällt das auch nicht, aber leider muss ich zugeben, dass er mehr Gutes getan hat als schlechtes und er ist loyal." Erik umfasste ihren Oberarm, ließ aber sofort los, als sie ihm demonstrativ einen warnenden Blick über die Schulter zuwarf. Er hatte Ihre Geduld heute schon genug strapaziert. Janiyana war es egal wie treu Linus war, sie wollte einen solchen Mann nicht am Leben lassen. Sie hatte gesehen, was er so vielen Mädchen angetan hatte und sie hatte gesehen wie sehr er es genossen hatte.
„Kelly ist meine Strafe, Mylady", meldete sich nun endlich auch Linus zu Wort, „ihr habt recht, ich sehne mich danach ihr anzutun, was ich den anderen angetan habe, sie passt so perfekt in meine Vorstellungen wie noch keine andere vor ihr. Und sie so nahe bei mir zu wissen quält mich. Es ist ein ständiger Kampf, doch ich weiß, wenn ich ihn verliere, ist es mein Ende. Ich könnte nicht einmal schnell genug die Hand nach ihr ausstrecken, da hätte Erik mich schon in Asche verwandelt und das weiß sie auch." Linus sah Kelly mit unverblümter wahnsinniger Begierde an. Es war geradezu monströs, er schien vollkommen gefangen in seinem Trieb. „Sie weiß es und sie liebt es mir das anzutun. Sie liebt es zu quälen, nicht so wie ich, aber es mich zu reizen. Sie sucht deswegen ständig meine Nähe, sie will mich quälen. Und ich träume davon mich dafür zu bedanken un-"
Linus Kopf flog in einem hohen Boden davon und schlug mit einem dumpfen Geräusch gegen die Wand. Noch immer trug sein Gesichtsausdruck diesen lüsternen und vollkommen wahnsinnigen Ausdruck, der ihm gerade das Leben gekostet hatte.
Das Blut schoss erst verspätet durch den Halsstumpf an die Oberfläche, als hätte der Körper auch nicht sofort begriffen, was gerade geschehen war. Es war eine Fontäne aus rotem Nass, das sofort schwarz wurde und überall an Janiyana haften blieb.
Memphis, Kelly und Erik schwiegen eisern und als Janiyana sich zu den dreien umdrehte, sah sie die Unsterblichen abwechselnd warnend an.
„Es gibt Gesetze die auch ihr einhalten werdet und das wichtigste davon ist meine Entscheidungen und Urteile nicht in Frage zu stellen. Ihr wusstet davon und habt ihn gedeckt, ich sollte euch alle hinrichten, doch ich begnadige euch. Ich bin gerade in versöhnlicher Stimmung."
Elegant und mit einer Gelassenheit die die Anderen in Erstaunen versetzte, ließ sie sich auf einem der naheliegenden, ebenfalls blutverschmierten Sessel sinken und schloss die Augen. Sie brauchte viel Schlaf, um ihre psychische Stabilität wieder herzustellen, die ihr während der Gefangenschaft etwas abhandengekommen war. Der Leichnam im Gang neben ihr, der Kopf der bis zum Ende des Fluges unbeachtet hin und her rollte, kümmerten sie nicht. Das Einzige was sie in Aufregung versetzte, war dieser instinktive Drang sich an Erik zu schmiegen und ihm zu befehlen, sie abermals zu küssen. Wahrscheinlich würde sie auch ihn beizeiten umbringen müssen. Er wusste es nicht, doch das Begehren was er in ihr auslöste, konnte den gesamten Planeten in den Untergang führen, denn ER würde es merken, wenn sie sich einem anderen hingab und dann würde er sie finden und jeden vernichten, der es gewagt hatte, sie auch nur anzusehen. Nicht einmal sie würde das verhindern können.
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Verlorene Zeit - Dark Immortals Bd.1
VampiroVor Jahrhunderten wurde sie verraten, vor Jahrhunderten wurde sie eingesperrt. Er blieb ihr als einziger treu und hatte nie aufgehört, seiner grausamen und blutrünstigen Herrin mit Leib und Seele zu dienen. Denn trotz ihrer Taten besitzt Janiyana ei...