Kapitel 16:
Seine Ablehnung verwirrte Janiyana und sie starrte lange auf die Tür, die Erik hinter sich geschlossen hatte. Natürlich verstand sie seine aufgewühlten Gefühle, doch sie konnte absolut nichts dagegen tun.
Erik wusste vieles einfach nicht und hatte keine Ahnung, was ihre Brüder ihr bedeuteten. Was es bedeutete alleine auf dieser Welt zu sein, zu wissen, dass man nicht hier her gehörte und sich verzweifelt an jede Verbindung zur wahren Heimat zu klammern. In ihrem Fall waren das nun einmal ihre Brüder Val'enian, Lozki und Maryous – oder wie sie sich jetzt nannten: Valentin, Loki und Marius.
Für ihren Verrat gab es einen Grund und Janiyana befürchtete bereits, mit immer mehr nagender Gewissheit, dass dieser Grund reiner Selbstschutz gewesen war. Sie glaubte nicht daran, dass ihre Brüder ihr das antun würden, wenn sie einen anderen Weg gesehen hätten sie alle – auch Janiyana – vor etwas zu retten, vor dem sie seit Ewigkeiten auf der Flucht sind.
Nein. Sie waren ihr treu, so wie sie es damals gewesen waren, so wie sie es immer gewesen waren.
Doch Erik würde ihr das nicht glauben, dafür müsste sie ihm zu viel Erklären was er einfach nicht verstehen würde.
Unleugbar aber war es, dass ihre Reaktion auf seine Avancen sie langsam in eine schwierige Lage brachte. Es war einfach gewesen Poul zu widerstehen, denn sie war nie einen Mann begegnet der in ihr tatsächlich so etwas wie Verlangen geweckt hatte und hätte nie damit gerechnet, dass es einer tatsächlich vermochte. Bis auf ihm .
Wie war es überhaupt möglich, dass ein Wesen wie sie, sich zu jemanden wie Erik hingezogen fühlte? Er war nicht von ihrer Art und ganz sicher auch nicht so etwas wie ihr Gefährte. Gefährtschaft war etwas seltenes, etwas einmaliges und etwas Unwiederbringliches. Erik konnte nicht der Ihre sein, denn sie war seit dem Augenblick ihrer Geburt bereits an einen anderen Mann gebunden.
Einen Mann der so mächtig war, dass er Universen entstehen und vernichten konnte, ein Mann der sie mit einer bloßen Anwesenheit und seinem reinen Begehren so eingeschüchtert hatte, dass sie voller Angst, ihm zugehören, geflohen war. Im Nachhinein eine der einzig guten Entscheidungen, die sie niemals bereuen würde.
Nach ihrem Verschwinden hatte er das Gesicht gezeigt, vor dem sie alle gewarnt hatten: Kronos hatte Zivilisationen zerstört, war vollkommen haltlos in seiner Wut gewesen, hatte ihr nachgejagt und ihr geschworen sie zu finden und jeden auszulöschen der ihr bei der Flucht geholfen hatte. Sie war hier her geflohen, zusammen mit ihren Brüdern, die ihr geholfen hatten ihm zu entkommen. Und sie hatte gewusst, dass sie ihre Brüder mit ins Verderben ziehen würde. Früher oder Später, denn nichts war so elementar wie Gefährtschaft und das instinktive Sehnen nach ihm würde letztendlich dafür sorgen, dass er sie finden und seine Drohung wahr machen würde. Sie alle waren dem Untergang geweiht und Janiyana wollte sich gar nicht vorstellen was Kronos mit dem Mann machen würde, der es vermag seine Gefährtin in Versuchung zu führen.
Erik hielt Janiyana und ihre Brüder für Götter, doch nur weil er Kronos Macht noch nicht gespürt hatte, das Alter, die Grausamkeit die in diesem Geschöpf wohnte. Kronos war der Gott in ihrem Volk, ein wahrer Herrscher und so alt wie die Zeit selbst oder sogar davor. Keine andere Kraft kam ihm gleich und dennoch war er nicht Allmächtig. Das bewies all die Zeit, die sie hier auf diesen Planeten schon verweilen konnte ohne von ihm entdeckt worden zu sein. Es gab Unendlich viele Universen und es könnte unendlich lange brauchen bis er auf diese hier stieß.
Doch wenn sie ihn betrog, würde er es spüren. Der Verrat dieses elementaren Versprechens der Gefährtschaft würde so erschütternd sein, dass er es einfach spüren musste und ihm damit quasi eine Wegbeschreibung direkt hier her liefern.
Das konnte sie nicht riskieren. Das was sich da zwischen ihr und Erik anbahnte musste einfach aufhören. Sie würde weiterhin die kalte spielen und ihn so frustrieren, dass er es aufgab und weiterzog. Bis jetzt war noch jedes Männliche Interesse an ihrer Person verklungen, sobald die männlichen Egos genug Prügel hatten einstecken müssen. So würde es letztendlich auch bei Erik sein, da war sie sich sicher.
Als sie in ihrem Nachthemd den Hauptraum des Hotelappartments betrat, von dem aus drei Schlafzimmer abgingen. Stand Erik an dem riesigen Panoramafenster der einen wunderbaren Blick auf die Altstadt von Florenz prei gab. Morgen würde Janiyana ihren Brüdern gegenübertreten, doch in diese Nacht würde sie ein weiteres Mal Schlaf brauchen um den Schaden der Isolation weiter entgegen zu wirken. Was ihr aber dabei noch besser helfen würde wäre Blut eines mächtigen Unsterblichen, doch wenn sie sich Eriks steife Haltung betrachtete würde sie darauf wohl verzichten müssen. Seine Enttäusch ihr gegenüber war für sie unangenehm, war allerdings nicht ihre Schuld. Das Problem waren die Erwartungen die er ihr gegenüber zu haben schien und es war an der Zeit ihm diesen zahn zu ziehen.
„Ich bin anders als ihr, ihr wart einmal sterblich und menschliche Maßstäbe solltest du an mich nicht messen."
Er drehte seinen Kopf, so dass sie sein scharfes, maskulines Profil im künstlichen Licht betrachten konnte. Kein Mann in ihrer Nähe war je so kantig gewesen, weder äußerlich noch im Charakter.
„Bist du etwa davon überzeugt tatsächlich eine Göttin zu sein? Du und deine Brüder mögen uns überlegen sein, doch ihr habt nichts Göttliches an euch."
Janiyana schüttelte den Kopf und die noch immer nassen Spitzen ihrer langen, dunklen Haare flogen um ihre Schultern.
„Nein, ich halte mich nicht für eine Göttin und genau deswegen solltest du aufhören ein perfektes Wesen zu sehen, dass so etwas wie eine moralische Instanz darstellt. Du bist wütend wegen Linus Babilus, du bist der Meinung ich hätte ihn verschonen sollen, weil es logischer erscheint. Doch die Tatsachte dass ich ihn einfach töten wollte, passt nicht zu dem Bild, dass du dir in den Jahrhunderten von mir gemacht hast."
Ruckartig drehte er sich um und stampfte mit großen Schritten auf sie zu. Jeder andere wäre mit Sicherheit einige Schritte zurückgewichen, wenn dieser Berg von einem Mann auf einen zu gewalzt kam. Doch Janiyana nicht. In diesem Raum war sie die Gefahr – etwas was er in diesen Moment vollkommen vergessen zu haben schien. Er sollte vorsichtiger sein, denn sonst würde sie ihm deutlicher daran erinnern müssen als bis her.
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Verlorene Zeit - Dark Immortals Bd.1
VampiriVor Jahrhunderten wurde sie verraten, vor Jahrhunderten wurde sie eingesperrt. Er blieb ihr als einziger treu und hatte nie aufgehört, seiner grausamen und blutrünstigen Herrin mit Leib und Seele zu dienen. Denn trotz ihrer Taten besitzt Janiyana ei...