Verteidigung gegen die dunklen Künste

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Seit ihrem Ausflug in den verbotenen Wald, hielt Saphir sich von Riddle fern. Von allen, um genau zu sein. Und das hieß, dass niemand sie gesehen hatte. Sie tauchte nicht zu den Mahlzeiten auf, erschien nicht im Unterricht und war auch sonst unauffindbar.
Erst am Freitag in der letzten Stunde tauchte die Frau wieder auf. Wie ein Geist, mitten im Unterricht. Und dann auch noch in Verteidigung gegen die dunkeln Künste.
Sie saß plötzlich auf der Fensterbank vor dem geöffneten Fenster und sah den Schülern beim Üben zu, machte aber keine Anstalten sich zu beteiligen. Ihr Kopf wog hin und her, ihre Haare fielen von der einen Gesichtshälfte über die andere. Verdeckten immer wieder Teile ihres Gesichts. Die Lehrerin bemerkte sie nicht, bis sie sich noch redend umdrehte und ihr Satz mit einem Schrei endete. Saphirs Kopf hörte auf sich zu bewegen und sie sah die Professorin mit gehobener Augenbraue an.
„Du liebe Güte, Miss Dumbledore! Erschrecken Sie mich doch nicht so!"
Einige Schüler kicherten leise, doch Saphirs Gesicht blieb unbewegt. Sie betrachtete die Lehrerin eingehend. Professor Tiffany seufzte tief und deutete auf die freie Fläche mitten im Raum. „Wenn Sie so freundlich wären."
Saphir schürzte die Lippen und rieb sich über die Nasenspitze. Alle sahen sie gespannt an, sogar Riddle konnte seine Neugierde nicht ganz verbergen. Langsam glitt Dumbledore vom Fensterbrett und trat bedächtig in die Mitte des Raumes. Die Lehrerin stellte sich ihr gegenüber und vollführte einen eleganten Schlenker mit dem Zauberstab.
Das Duell war eröffnet!
Professor Tiffany peitschte mit dem Stab und feuerte eine schnelle Anreihung von Flüchen und Zauber auf sie ab. Anstatt sie mit Schildern abzuwehren, wich Dumbledore immer nur ein kleines Stück zur Seite aus und der Zauber schoss um Haaresbreite an ihr vorbei. Sie tänzelte um die Lehrerin herum und plötzlich bekam diese eine Gänsehaut. Sie fühlte sich wie eine Fliege, die in das Netz der Spinne geraten war. Wurde langsam eingesponnen, eingewickelt und am Fliehen gehindert. Als Vorspeise auf dem Silbertablett präsentiert. Sie war besiegt, bevor ihr überhaupt der Zauberstab genommen wurde.
Noch bevor die Leherin ihren Stab ein weiteres Mal heben konnte, hatte Dumbledore ihren endlich in der Hand und peitschte mit ihm durch die Luft. Es war nur ein eleganter Schlenker mit großen Auswirkungen.
Eine Druckwelle riss alle Umstehenden von den Füßen und schleuderte sie gegen die Wände. Nur Riddle und die Professorin konnten noch gerade rechtzeitig einen Schild aufbauen, bevor der Druck sie erwischte. Dumbledore stand unbewegt und standhaft wie eine Statue mitten im Klassenzimmer und bei jedem Schlenker ihres Stabs gab es einen lauten Knall, der die Tische und Stühle wackeln ließ. Weitere Druckwellen.
Professor Tiffany starrte ihre Schülerin mit weit aufgerissenen Augen an. Unverrückbar wie ein Berg. Die Druckwellen waren ein leichter Zauber, aber die Art, wie sie diesen Zauber einsetzte, machte ihn zu einer mächtigen Waffe. Einer Waffe, die Dumbledore so perfekt und gekonnt einsetzte, als hätte sie es schon öfter getan. Als hätte sie schon öfter gekämpft.
Die Luft begann um sie herum zu flimmern und ihre Haare hoben leicht ab. Elektrizität knisterte in der Luft und nicht nur ihre Haare trotzten der Schwerkraft, sondern auch die der anderen Schüler. Aber nur um Dumbledore war die Luft so aufgeladen.
Es zischte leise und man konnte fast meinen Blitze um sie herum zucken zu sehen. Die Macht, die an ihr leckte, war riesig. Ein einziger Ozean aus purer, reiner Energie, gebündelt und als Magie verpackt.
Und dann war alles vorbei. Hörte einfach auf, verschwand wie ein Trugbild.
Haare fielen herab, die Druckwellen hörten auf, die Tische und Stühle wackelten nicht mehr, die Energie in der Luft war verschwunden, keine reine Magie, die um sie herum strömte, wie ein unaufhaltsames Meer und dann war es still.
Dumbledore legte den Kopf schief und machte eine letzte, lässige Bewegung aus dem Handgelenk. Die Schilde, die Riddle und Professor Tiffany zu ihrem eigenen Schutz erzeugt hatten, zersprangen einfach in rote Funken, die auf den Boden regneten und dort zu Asche zerfielen. Ihr Zauberstab verschwand genauso schnell, wie sie ihn gezogen hatte. „Gut, dass der Boden nicht nass war, sonst gäbe es jetzt genügend Fleisch zum Grillen", murmelte Dumbledore leise und beabsichtige damit offenbar nicht, dass die Worte gehört wurden. Die Professorin keuchte heftig und starrte Dumbledore aus weit aufgerissenen Augen an. „Sie sind eindeutig mit Albus Dumbledore verwandt."
Saphirs Lippen zuckten kaum merklich.
Witzig, dass sie gar nicht mit dem Zauberer verwandt war. Mit dem Wissen, klang der Satz wie ein schlechter Witz.
Auch Riddle betrachtete diese seltsame Frau. Von ihrem hellen Haaransatz bis zu den Schuhspitzen ihrer... ausgetretenen Stoffschuhe. Warum trug sie Stoffschuhe? Lack, Leder und Samt waren das Material all der aufwendigen Schuhsorten der Mädchen.
Er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als das Bein mit Schuh anfing zu wippen. Wie konnte in so einem kleinen Körper, und dann auch noch der einer Frau, so eine eigenartige Kraft liegen?
Er hatte es selbst gespürt. Die Macht, die gegen sein Schild gehämmert hatte, war enorm gewesen.
Unglaublich! Reichte an seine heran!
Und er war der Erbe Slytherins. Er hatte die Kammer des Schreckens geöffnet, bereits gewissenlos getötet, Teile seiner Seele geopfert und war bereit, eine neue Welt zu erschaffen. Eine reine, vollkommene Welt, in der sich die Magie nicht mehr verstecken musste. Vor Mugglen, die aus Angst versuchten alles auszulöschen. Muggle würden ganz unten in der Nahrungskette stehen. Zauberer an der Spitze der Macht. Sie würden diese Welt vor der Unfähigkeit der Muggle retten! Er würde zu Ende bringen, was Salaza Slytherin nicht fähig war, anzufangen. Er würde die Zauberer in eine neue Welt führen! Und in diesem Moment hatte er etwas gefunden, was ihm bei seinem Plan helfen konnte.
Vollkommen fasziniert starrte er dieses Mädchen an. Ein Gefühl keimte in ihm hoch, etwas, was er noch nie in diesem Zusammenhang gefühlt hatte. Ein Gefühl, berauschend, wie die Macht in seinen Adern. Sogar fast noch besser.
Er brauchte ein paar Sekunden, um zu verstehen, was er da fühlte.
Verlangen! Es verlangte ihm nach ihr! Er wollte sie! Mit allem, was er war, wollte er alles, was sie ausmachte.
Plötzlich drehte sich ihr Kopf um wenige Zentimeter und sie sah ihn an. Ihre violetten Augen trafen ihn wie ein Blitz und fuhren durch seinen Körper. Direkt in seine unteren Zonen.
Diese Augen! Ein einziger Sturm aus Gefühlen. Obwohl ihre Augen dunkel, wie die tiefsten Abgründe der Hölle waren, leuchtete in ihnen ein Licht, heller als die Sonne.
Das war sie! Sie würde ihm an seiner Seite dienen.
Seine Todesserin!

Times Gryffindor & Slytherins ErbeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt