Dann kommt der Fall

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Die Schule wartete in der Großen Halle auf die Sänger. Die sogenannte Afterparty fand in der jeweiligen Schule statt, in der der Auftritt der Chöre gebührend gefeiert wurde.
Saphir blieb in der Eingangshalle stehen. Der Chor sah sie an. In einigen Gesichtern konnte man noch immer die Ungläubigkeit sehen. Es war ein regelrechter Schock für den Chor. Sie hatten es geschafft!
Zum Schluss hatte es keiner von ihnen geschafft, sich vom Fleck zu bewegen und Saphir hat den Pokal entgegennehmen müssen. Für sie, als Chorleiterin gab es noch extra einen riesigen Strauß Blumen, den sie im Moment in den Händen hielt. „Ihr ward großartig!" Ihr Lächeln war nicht sonderlich breit, doch voller Stolz. Auf immer mehr Gesichtern breiteten sich Grinsen aus.
„Geht da rein und lasst euch feiern, wie ihr es alle verdient habt."
„Das", grinste ein Gryffindor. „Lassen wir uns nicht zwei Mal sagen." Zusammen mit einigen weiteren Gryffindors schnappte er sich den mannshohen Pokal und stürmte laut johlend vor. Etwas perplex sahen die anderen ihnen hinter her.
Saphir lachte und winkte zur Halle. Jetzt war es auch um den Rest geschehen. Alle aus dem Chor brachen in Jubelgeschrei aus und stürmten ihren Kollegen hinter her. In der Halle brach ein Lärm aus, als wäre eine Bombe niedergegangen.
Saphir schüttelte leicht den Kopf, als sie Emily mit hochgereckter Faust davonstürmen sah. Minerva jedoch ließ sich von der übermütigen Freude nicht ganz mitreißen. Sie blieb neben Saphir. Die lehnte sich in aller Ruhe mit einem stolzen Gesichtsausdruck in den Türrahmen der Großen Halle, hielt den Strauß mit beiden Händen und beobachtete das Spektakel aus der Ferne.
Die Schule war in Aufruhe. Keiner achtete mehr auf Status oder Haus. Alle kamen zusammen, um diesen überraschenden Sieg des Chors zu feiern.
Die Afterparty war ein explosives Fest. Dumbledore hüpfte umher, Professor Dippet saß auf seinem Stuhl und beobachtete alles mit einem seligen Lächeln. Der Pokal wurde in die Luft gereckt, die Sänger surften auf der Menge und jeder vergas seine guten Vorsätze.
Saphir ließ sich in einer ruhigeren Ecke auf den Slytherintisch fallen und legte den Strauß neben sich. Sie wurde nicht wirklich beachtet. Alle waren mit anderen Sachen beschäftigt. Nicht viele wussten, dass sie den Chor geleitet hatte. Allerdings wurde dieses Nichtwissen heute auf ziemlich drastische Art und Weiße beendet.
Emily sprang auf die leichte Erhebung, auf der der Lehrertisch stand, der nur zur Hälfte besetzt war. „Alle mal herhören!" schrie sie fast schon und schaffte es doch tatsächlich, sich Gehör zu verschaffen. Saphir lehnte sich gelassen zurück und stützte sich mit den Ellenbogen ab. Was hatte die kleine Kröte vor? Dieses Grinsen im Gesicht der Ravenclaw gefiel ihr überhaupt nicht.
Schnell schätzte sie die Zeit ab, die sie brauchen würde, um aus der Halle zu flüchten. Zu lange.
Schnell rutschte sie vom Tisch und schlich sich hinter der Bank an der Wand entlang Richtung Ausgang.
„Wir sind heute mit dem ersten Platz zurück gekommen, aber das hätten wir nie alles alleine geschafft."
Saphir wurde schneller.
„Saphir Dumbledore ist unsere Heldin! Sie ist unsere Chorleiterin! Komm hoch, Saphir!"
Flüsternd sahen sich alle um. Saphir dachte nicht einmal daran. Und das wusste auch Minerva, die jetzt neben Emily auftauchte, ein kleines Lächeln auf den Lippen. Sie hob eine braune Mappe hoch. „Du hast was vergessen", lächelte sie und Saphir hielt inne. Lugte über den Tischrand. Fluchte! Das reichte aus.
„Aha, da hast du dich versteckt", lachte Emily und deutete auf Saphir, die sich jetzt zu ihrer vollen Größe aufrichtete. Sie kam aus der Sache eindeutig nicht mehr heraus.
Leise vor sich hin schimpfend sprang sie über die Tischplatte und stolzierte zum Lehrertisch. Emily strahlte sie an und bevor Saphir sich versah wurde sie in einer Umarmung fast erdrückt. Sie keuchte erschrocken auf, als ihr jegliche Luft aus den Lungen gepresst wurde. Und das war noch nicht einmal das Ende.
Der komplette Chor kam auf die Bühne und verwickelte Saphir in eine riesige Kuschelumarmung. Saphir, die sich wie eine Ertrinkende aufführte und versuchte zu entkommen, wurde von allen Seiten eingequetscht.
Schließlich schaffte sie es, sich zwischen vielen Beinen hinauszukämpfen und musste erstmal zu Atem kommen. Der Chor lachte sie regelrecht aus. Keuchend deutete sie mit dem Finger auf sie. „Ihr", stöhnte sie atemlos. „schafft mich echt!"
Das Gelächter breitete sich in der ganzen Halle aus und schwoll an. Bis Minerva die Mappe hoch hob, wie den heiligen Gral. „Wir haben heute gesungen, mit unseren Herzen, wie du es uns gesagt hast."
Saphir kniff misstrauisch die Augen zusammen. Ihr schwante Übles.
„Jetzt bist du an der Reihe."
Emily wandte sich an alle Schüler von Hogwarts, die noch anwesend waren. „Unsere liebe Miss Dumbledore ist nicht nur eine ganz passable Dirigenten. Sie ist auch eine wundervolle Sängerin und scheint auch selber zu komponieren."
Das stimmte zwar nicht, aber Saphir hielt den Mund. Immerhin konnte sie schlecht sagen, dass sie die Lieder von Bands aus der Zukunft geklaut hatte.
„Jetzt soll sie für uns singen", verkündete Minerva mit einem Grinsen, das einem Slytherin Konkurrenz machte. Saphirs Gesicht zeigte nur pures Entsetzten und Widerwille. Ihre schlechten Manieren ließen sich wieder blicken.
„Einen Scheiß werde ich tun!" protestierte sie noch etwas atemlos.
„Wir wussten, dass du das sagst", seufzte Emily und schüttelte in gespieltem Bedauern den Kopf. „Du bekommst diese Mappe erst zurück, wenn du singst."
Saphir fiel der Kinnladen runter. „Ihr erpresst mich?" Sie fasste sich wieder. „Wer hat euch auf diese Idee gebracht?" Ihr Blick glitt kurz zu einer Gruppe Slytherins, die in voller Unschuld die Hände hoben.
„Wir sind selber drauf gekommen", lachte Emily strahlend und Minerva wedelte mit der Mappe. Saphir knirschte mit den Zähnen. Langsam ging sie auf ihre beiden Freundinnen zu und streckte die Hand nach der Mappe aus. „Na schön. Ich mach's! Irgendwelche Wünsche?"
„Wünsche?" fragte Emily verwirrt nach. Saphir schnaubte. „Verarschen kann ich mich selber. Ihr habt euch ganz bestimmt die Lieder wenigstens an gesehen."
Emily wurde rot, während Minerva nur ein kleines Grinsen im Gesicht hatte. „Kannst du das singen, das Lay All Your Love On Me heißt?"
Saphir rieb sich über die Stirn. „Von allen Liedern willst du unbedingt das größte Liebeslied hören? Oh man!" Blitzschnell entriss Saphir Minerva die Mappe. Die ließ es einfach geschehen. Sie hob gemeinsam mit Minerva den Zauberstab und vollführte einen eleganten Schlenker. Zwei Stühle am Lehrertisch verwandelten sich wie auf Knopfdruck in Instrumente. Eine Gitarre und ein Klavier, die von selbst zu spielen begannen.
Saphir stützte ihren Ellenbogen auf Minervas Schulter ab und dann sang sie. Ihre Stimme drang in jeden Winkel der Halle und füllte sie komplett aus. Sie brauchte keinen Chor, keine Verstärkung. Ihre Stimme war kräftig genug. Sie sang von der Liebe. Wie sie Menschen verändern konnte und alles plötzlich anders war.
Ihre Lippen formten die Worte und Sätze, ihre Stimme die Akkorde und Töne. Die Hingabe, mit der sie das Lied von sich gab und in die Große Halle entschweben ließ, war enorm.
Selbst der Chor, der sie bereits ein paar Mal hatte singen hören, konnte nicht anders als hingebungsvoll zu lauschen. Dieses Mal war es anders. In den Proben, hatte sie gerockt und jetzt sang sie mit so viel Gefühl, dass sie alle regelrecht sprachlos waren.
Die Instrumente verstummten zusammen mit Saphir und in der Halle kehrte Ruhe ein. Bis Emily einen spitzen Schrei aus stieß und Saphir so plötzlich und unerwartet um den Hals fiel, dass diese zusammen mit ihr umkippte. Jubel und Geschrei brach aus. Der Chor scharte sich um die beiden Frauen zusammen und zog sie wieder auf die Beine. Saphir rieb sich den Hinterkopf. Sie hatte nicht einmal die Zeit, etwas zu sagen, da hielt Emily ihr erneut ihre Mappe unter die Nase, die sie zuvor irgendwo ab gelegt hatte. „Does Your Mother Know!" verlangte sie nun regelrecht und Saphir ergab sich grummelnd ihrem Schicksal. „Ihr könnt auch einsteigen", murrte sie und gab einen schnellen Befehl mit dem Zauberstab an die Instrumente. Bereits bei den ersten Tönen schwang die Stimmung weiter hoch und dann setzte Saphir ein. Dieses Lied war nicht so gefühlvoll, wie das zuvor. Es war peppig und schnell und Saphir sang es mit Wucht.
Sie stand auch nicht mehr einfach an Minerva gelehnt da, sondern bewegte sich auf dem Podest, das plötzlich zur Bühne geworden war. Der Text war Provokation pur.
Als sie zum zweiten Mal den Refrain sang, stieg der Chor mit ein und gemeinsam rockten sie die Halle, zeigten ihre Freude in dem wilden Lied.
Saphir lachte, ihre Haare klebten ihr im schweißnassen Nacken. Da entdeckte sie Riddle. Den ganzen Abend über hatte sie ihn noch nicht gesehen, doch da stand er jetzt. Umgeben von seinem engsten Kreis.
Der Übermut ging mit Saphir durch. Mit einem eleganten Sprung hüpfte sie von dem Podest und schlenderte durch die Schülerschar, die ihr klatschend und lachend den Weg frei gab, zu Riddle, der sie verwundert an sah. Provozierend sang sie den Refrain direkt an ihn gerichtet. Er verzog verärgert und empört das Gesicht. Saphir lachte, schlang ihm schwungvoll die Arme um den Hals und küsste ihn. Einfach so. Vor allen Leuten.
Die Halle rastete förmlich aus. Gejubel, Schreie, Pfiffe. Alles hallte von den Wänden wieder, während Saphir zärtlich an Riddles Unterlippe knabberte, der sich von seiner Überraschung noch nicht ganz erholt hatte. Doch dann schlang er besitzergreifend die Arme um sie und vertiefte den Kuss. Er drückte sie leicht nach hinten, sodass sie mehr in seinen Armen hing, als selber zu stehen. Saphir hielt ihn am Nacken gepackt. Grinste an seine Lippen, blitzte ihn frech an. Saphir wurde schwarz vor Augen. Sie brach zusammen!

Times Gryffindor & Slytherins ErbeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt