Saphir fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Zeitumdreher waren wirklich ein erstaunlich mächtiges Werkzeug. Und verdammt gefährlich. Zeitumdreher waren ihr einziger Anhaltspunkt.
Ihre Fingerspitzen tanzten auf den alten Buchseiten. Kein Zeitumdreher war mächtig genug um Jahre zurückzudrehen. Es sei denn, sie wurden extra dafür hergestellt, doch dafür brauchte man eine große Menge an reiner Magie. Nicht viele konnten solch eine Magie hervorbringen. Es war geradezu unmöglich. Das Blut des Magiers musste extrem mächtig und von feinster Qualität sein.
Die einzigen Aufzeichnungen, die Saphir dazu gefunden hatte, stammten von Rowena Ravenclaw und waren in der Verbotenen Abteilung aufbewahrt worden. Tja, als Siebtklässler hatte man in gewissen Dingen einen Freibrief.
Damals war es der lieben Rowena gelungen einen Zeitumdreher herzustellen, der Jahre zurück ging. Sie bat einen befreundeten Zauberer, der nicht einmal die Hälfte ihres Potenzials besaß, darum, ihn auszuprobieren. Er reiste viele Jahre zurück, genauere Angaben gab es dazu nicht mehr. Das war alles.
Nachdenklich blätterte Saphir weiter. Wenn dieses Experiment gelungen wäre, hätte Rowena einiges an Bewunderung geerntet. Es wären mehr Aufzeichnungen und vor allem genauere vorhanden. Etwas war passiert, dass die verehrte Lady mit ihrem Erfolg nicht an die Öffentlichkeit gegangen war. Soweit Saphir wusste, war Rowena Ravenclaw eine sehr eitle Frau.
Saphir jedoch hatte keinen Zeitumdreher bei sich gehabt. Ihr Blut musste verdammt mächtig sein, dass sie bei einer Sache Erfolg hatte, an der die Ravenclaw gescheitert war.
Saphir schnalzte leise mit der Zunge.
Eigenartig! War das Blut in ihren Adern etwa so viel mächtiger, als sie annahm?
Schweigend schob sie den Wälzer zurück ins Regal. Als ein Stück Pergament zwischen den Seiten hervor rutschte. Saphirs Reflexe sorgten dafür, dass sie es schneller auffing, als es zu Boden gehen konnte. Mit gerunzelter Stirn warf sie einen Blick über die Schulter. Wenn Riddle plötzlich hinter ihr auftauchen würde, was sie durchaus für möglich hielt, würde das alles nur erschweren.
Vorsichtig faltete sie die vergilbten Seiten auseinander. Das Pergament war so alt, dass es fast auseinanderfiel. Das Blatt war leer. Langsam drehte und wendete sie es zwischen den Fingern.
Wer versteckte bitte ein leeres Blatt in einem alten Buch?
Mit geschürzten Lippen zog sie den Schmöker wieder aus dem Regal, schlug es aber nicht auf. Mit einer schnellen Bewegung verstaute sie Blatt und Buch in ihrer Tasche. Sie musste dieses Ding wirklich lesen. Überfliegen brachte ihr nichts.Saphir zog die Beine hoch und warf einen schnellen Blick über den Dachrand des Wahrsagerturms. Wenn das mal kein geiles Versteck war, wusste sie auch nicht. Schon in der Zukunft hatte ihr dieser Ort als Rückzugsmöglichkeit gedient. Wie auch jetzt.
Die drei Wasserspeier waren in regelmäßigen Abständen auf Vorsprüngen auf dem Dach angebracht. Saphir hatte es sich auf dem Rücken eines geflügelten Löwen bequem gemacht und wurde von den Flügeln vom Wind abgeschirmt.
„Lumos!" hauchte Saphir fast schon lautlos und ihre Zauberstabspitze begann zu leuchten. Der Wind war das einzige Geräusch, während Saphir das Buch Stück für Stück studierte. Der letzte Rest Sonnenlicht verschwand hinter dem Horizont und dann war ihr Zauberstab die einzige Lichtquelle weit und breit. Bis der Mond anfing zu leuchten. Weit entfernt warfen die Lichter aus den Schlossfenstern Strahlen in die Dunkelheit. Sterne glitzerten am schwarzen Himmel. Der Mond stieg höher, immer höher.
Irgendwann klappte Saphir das Buch zu und drehte es eine Weile im Licht des Zauberstabs. Bevor sie ganz vorsichtig die Seiten des Buchs nach unten und dann nach oben bog. Schwarze Linien wurden auf den zusammen gepressten, gebogenen Seiten sichtbar. Ihre Mundwinkel zuckten leicht.
Verdammt, Rowena Ravenclaw wusste durchaus wie man Rätsel stellte.
„Occultatum Visibilis!" flüsterte Saphir und tippte das leere Pergament sanft an. Nichts passierte.
Nachdenklich schob sie den Stab in ihren Ärmel um die Hand frei zu haben. Sie hohlte einmal tief Luft. Dann schloss sie die Augen und konzentrierte sich. Streckte die Finger aus. Ein heißes Prickeln, wie purre Elektrizität schoss ihren Arm entlang. Bis in die Fingerspitzen. Vorsichtig hob sie die Lider ein Stück.
„Occultatum Visibilis!" flüsterte Saphir erneut und tippte mit dem bloßen Finger gegen das Stück Pergament. Ein helles Licht erstrahlte plötzlich von dem Papier. Saphir öffnete die Augen ganz und ein triumphierendes Lächeln erschien auf ihren Lippen.
Was ein schlauer Trick! Wie zu erwarten, von einer wahren Ravenclaw.
Das Pergament wurde dicker, breiter und dann gab es ein dumpfes Plopp von sich und das Pergament war in Leder gebunden. Ein Buch. Dicker als das, was sie zuvor gelesen hatte. Saphir lachte leise und kopfschüttelnd. Jetzt hatte sie sich die halbe Nacht ganz umsonst um die Ohren geschlagen. Das Buch war reine Fassade gewesen. Im Innern zwischen den Seiten war das wahre Buch versteckt gewesen. Das andere Buch, dass sie die ganze Nacht gelesen hatte, war nur der Schlüssel gewesen.
Wie clever!
Mit einem Seufzer rieb sie sich über die Schläfen.
Verdammt!
Mit einer schnellen Bewegung tippte Saphir mit ihrem magiegeladenen Finger auf das Buch und sofort war der Schein wieder aufrecht. Nur ein altes Blatt Pergament. Der Mond küsste bereits den Horizont. Nicht mehr lange und der Morgen brach an. Die Zeit reichte nicht.
Mit einer schnellen Bewegung tippte Saphir mit dem Zauberstab gegen den Stein unter ihr. Eine Klappe sprang auf und Saphir musste grinsen. Daran würde sich nichts verändern. Hogwarts war einfach ein toller Ort. So viele schöne Geheimnisse.
Sie ließ das Papier in der Klappe verschwinden. Ein weiteres Antippen. Das Geheimfach schloss sich sofort. Saphir warf sich die Tasche über die Schulter. Elegant glitt sie von dem Steinrücken des Löwen und schwang sich vom Dach durch eine der angelehnten Fenster ins Innere des Turms. Ziemlich gefährlich, aber genau Saphirs Ding.
Ihre Augen zuckten kurz zu ihrem Handgelenk.
Hoppla. Schon kurz vor fünf.
Wie der Blitz sprintet Saphir los. Treppe runter, über keine Stufen stolpern und schnell in einer Nische untertauchen, um einen armen Vertrauensschüler auf Streife nicht zu erschrecken. Etwas verschwitzt aber noch längst nicht außer Atem, erreichte Saphir die Eingangshalle.
„Miss Dumbledore!"
Saphir biss sich auf die Lippen.
Na super!
Sie drehte sich um. Riddle lächelte sie an. Hinter ihm Black, Malfoy und die Lestrangebrüder. Offenbar kamen die Herren von einem geheimen Treffen, bei dem sie ihre baldige Weltherrschaft geplant haben.
Saphirs Mundwinkel zuckte leicht. Sie hob ihre Tasche leicht an. „Keine Sorge Mr. Riddle, die Ausgangssperre ist bereits vorbei. Ihre Pflicht als Vertrauensschüler ist getan." Unverschämtes Lächeln, dann wandte sie sich ab und wollte einfach aus dem Schloss heraus schlendern.
„Wie seltsam, Miss Dumbledore. Ich habe Sie heute während der Sperrstunden nicht im Slytherin-Gemeinschaftsraum angetroffen. Sie waren auch nicht in ihrem Schlafsaal. Wo also waren Sie?"
Saphir blieb stehen. Wiegte den Kopf leicht hin und her. Vielleicht sollte sie ihn ein bisschen ärgern.
Mit einem spitzbübischen Grinsen richtete sie sich zu ihrer vollen Größe auf und drehte sich zu ihren Hausgenossen um. „Mr. Riddle, Sie sind doch sehr intelligent. Meine Haare sind verwuschelt, ich habe Ringe unter den Augen und bin höchst zufrieden. Was mag ich wohl die ganze Nacht angestellt haben?"
Riddle war sprachlos. Er starrte Dumbledore an, mit zusammengekniffenen Augen und voller Empörung.
Das durfte doch echt nicht war sein?!
Saphir wand sich einfach wieder ab, als sei nichts geschehen und stolzierte mit ihrer Tasche aus dem Schloss. Richtung See. Um ihre Runde zu schwimmen.
Wie amüsierend!
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Times Gryffindor & Slytherins Erbe
FanfictionWir schreiben das Jahr 1944. Noch ist Lord Voldemort ein Junge namens Tom Vorlost Riddle. Doch bald wird er mit seinem Plan beginnen. Er schart bereits seine Todesser um sich und in seiner Seele hat sich die Dunkelheit eingenistet. Als dann in seine...