Des Rätzels Lösung

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Dumbledore sah sprachlos auf Saphir hinab. Noch nie war er dermaßen sprachlos gewesen. Doch dieses Mädchen mit den blauen Haaren und den lila Augen hatte es geschafft. Selbst als sie ihm vor knapp zwei Monaten verkündet hatte, dass sie aus der Zukunft kam, hatte es nicht so seine Sprache beeinflusst. Doch diese Neuigkeiten, mit denen sie ihn jetzt konfrontiert hatte...
„Sie sterben?" sagte er schließlich. Saphir schmunzelte leicht. Von allem, was sie ihm erzählt hatte, fasste er das zuerst in Worte. Naja, diese Neuigkeit sollte ihn eigentlich nicht so überraschen.
„Und Sie wollen versuchen, die Eigenschaften eines Phönix' auf sich zu übertragen."
Ihre Schultern zuckten leicht. „Mit ist nichts besseres eingefallen. Und ich weiß, dass ein Phönix gut mit meinem Blut harmonieren wird."
„Was bringt sie zu dieser Annahme?"
Saphir biss sich auf die Lippe und schwieg. Dieses Geheimnis würde sie niemandem verraten. Vor allem nicht Dumbledore.
„Ich brauchen nur Ihre ein klein wenig Hilfe. Einen Plan habe ich mir schon zurecht gelegt."
Dumbledore runzelte die Stirn. „Was kann ich für Sie tun?" Es ging dem wissbegierigen Professor eindeutig gegen den Strich nicht eingeweiht zu sein, doch er schien über seinen stolzen Schatten hinaus zu sehen. Fortschritt! Ob Riddle dazu je in der Lage sein würde?
„Einen Phönix!" Saphir sah ihrem Lehrer direkt in die Augen. „Ich brauche einen Phönix!"
„Wissen Sie, was Sie da verlangen?" flüsterte der Zauberer. Saphir lachte humorlos auf. „Natürlich weiß ich das", zischte sie, in ihren Augen blitzte der Kampfgeist, obwohl sie trüb und müde wirkten. „Sie dachten doch nicht etwa, dass das hier leicht werden würde? Es geht hier nicht nur um mein Leben."
Dumbledore lehnte sich weiter vor. Es war das erste Mal, dass Saphir von sich aus Informationen preisgab. Doch ihr Kopf ließ sich nicht von der Schwäche ihres Körpers ablenken und über Saphirs Lippen kam kein weiteres Wort zu diesem Thema. Dumbledore seufzte. „Man kann einen Phönix nicht einfach so kaufen. Er kommt zu einem."
Saphir nickte. „Ich weiß, Professor. Ich weiß!" Ihre Augen waren müde und erschöpft. Ihre Schultern hingen hinab. Die schwere Last drückte sie immer weiter nach unten. Ihre Haut war schweißnass, ungesund bleich, wie die einer Leiche. Sie wirkte in diesem großen, weißen Bett des Krankenflügels noch kleiner und schmäler. Schwächer!
Vorsichtig streckte Dumbledore die Hand aus und berührte ihre Stirn. Sie glühte. Ihr Körper kämpfte!
Er seufzte, sah in ihre violetten Augen. „Ich werde tun, was ich kann."
Saphir nickte leicht. Dankbar.
„Können Sie mir noch einen Gefallen tun?" fragte sie zögerlich. Dumbledore zog die Augenbrauen hoch. „Noch einen?" fragte er scherzhaft und Saphir musste kurz lächeln. „Können Sie mir Miss McGonagall hoch schicken?"
Dumbledore nickte sanft lächelnd. „Natürlich!" Er wandte sich zum Gehen. Hielt dann auf halben Weg noch einmal inne. „Was ist mit Mr Riddle?"
Saphir schwieg mehrer Sekunden und starrte die Decke zwischen ihren Fingern an. Dann seufzte sie leise. „Ich werde mich um Mr Riddle kümmern. Wenn er irgendwann keine Nase mehr hat, sollten sie anfangen sich ernsthafte Sorgen zu machen." Den letzten Satz sagte sie nur zum Spaß, doch dahinter steckte ein erschreckend wahrer Kern, von dem Dumbledore jedoch noch nichts wusste.
Er lachte. „Versuchen Sie zu Kräften zu kommen." Dann verließ er den Krankenflügel und Saphir lehnte sich in ihren Kissenberg. Sie hatte den Tag damit verbracht, sich von Bett zu Bett zu schleppen und aus jedem Bett das Kissen mitgehen zu lassen. Madame Pomfrey hatte nur den Kopf geschüttelt und sie machen lassen.
Saphir starrte ihre Finger an, die sie im Schoß gefaltet hatte. Ihr war kalt. Und heiß zur gleichen Zeit. Sie war schon lange nicht mehr krank gewesen, dafür hatte die gute Pomfrey immer einen Tank gehabt, doch jetzt. Sie war schwach und hilflos. Ausgerechnet jetzt.
Sie sah zum Fenster. Der Unterricht musste vorbei sein. Die Sonne neigte sich dem Horizont zu. Wie viele dieser Sonnenaufgänge würde sie noch erleben? Der Tod war ihr so nah! Sie spürte seine kalten Finger, die sich nach ihr ausstreckten, seine Anwesenheit auf ihrer Haut. Er war bei ihr.
Verdammt!
Der Tarnumhang wäre jetzt echt genial. Dann könnte sie sich vor dem Tod verstecken.
Bei dem Gedanken musste sie lächeln. Wie albern! Das war alles nur ein Märchen. Wenn auch mit knallharten Fakten, die auf die Wahrheit hindeuteten. Immerhin gab es die drei Heiligtümer des Todes wirklich. Aber man konnte dem Tod nicht entkommen. Niemand konnte das, auch wenn es schon viele versucht hatten und es auch weiterhin würden.
Vorsichtig und unendlich langsam zog Saphir sich die Ringe von den Fingern und ließ sie in ihren Schoß fallen. Zwölf Ringe aus Silber sammelten sich auf der Decke. Jeder einzigartig und wunderschön.
Sie nahm einen in die Hand. Ein Ring aus Altsilber, schlichtes Design. Doch in die Innenseite des Rings waren verschnörkelte Buchstaben eingelassen. Zwei Wörter. Mächtige Wörter.
Godric Gryffindor!
Es war ein Erbstück.
Saphir umfasste es mit der Faust. Dieser Ring symbolisierte ihre Herkunft, genauso wie das Bild auf ihrem Rücken.
Sie hob den Ring an ihre Lippen und drückte sie auf das Silber. Ein anderer Weg fiel ihr nicht ein. Ihr Herz schrie in ihrer Brust. Protestierte mit Schmerz.
Saphir presste die Lippen zusammen. Zum Weinen fehlte ihr die Kraft.
Sie krümmte sich zusammen. Presste die Hände mit dem Ring auf ihre Brust um den Schmerz zu lindern. Bald würde dieses Herz aufhören zu schlagen.
In dem Moment ging die Tür zum Krankensaal auf und Saphir hob leicht den Kopf, immer noch zusammengekrümmt. Minerva betrat den Saal. „Saphir!" Voller Sorge ließ die junge Hexe ihre Bücher fallen und rannte zum Bett. Packte Saphirs Hände und sah sich wild nach Madame Pomfrey um.
„Es geht schon wieder", keuchte Saphir und schaffte es, sich aufzurichten. Ihre Lippen verzogen sich zu einem schwachen Lächeln, dass Minerva beruhigen sollte, was jedoch nicht wirklich was brachte. Minerva stand die Sorge ins Gesicht geschrieben. „Was passiert mit dir, Saphir? Was ist los?"
Saphir seufzte müde. Es freute sie, das Minerva sie duzte. Es zeigte, wie tief ihre Freundschaft mittlerweile reichte.
Sanft nahm sie Minervas Hand in ihre. „Ich sterbe, Minerva."
Erschrockenes Schweigen.
„Du stirbst?"
„Meine Organe, mein Körper, alles wird langsam aufhören zu funktionieren und ich werde einen Herzstillstand bekommen. Ich kann jetzt schon nur noch die Tränke zu mir nehmen, die Madame Pomfrey mir verabreicht."
„Wie kann ich dir helfen?" Minerva zweifelte nicht an Saphirs Worten und kam sofort sachlich zum Punkt. Saphir lachte leise auf. „Zuerst wäre ich dir echt dankbar, wenn du mir meine Schultasche bringen könntest."
Minerva runzelte die Stirn. „Deine Tasche?"
Saphir nickte leicht.
„Wo ist der Haken?" fragte Minerva misstrauisch nach. Saphir seufzte leise. Diese Gryffindor war einfach ein zu schlaues Köpfchen.
„Sie befindet auf dem Dach von dem Dach des Wahrsagerturms."
Minerva starrte Saphir sprachlos an. „Warum zauberst du sie nicht einfach her?" Es verlangte Minerva einiges ab, Saphir nicht mit Fragen, Vorwürfen und Verwünschungen zu bestürmen.
Saphir erriet ihre Gedanken und ein kleines Grinsen formte sich auf ihren Lippen. „Weil sie in einem geheimen Fach im Rücken der geflügelten Löwenstatue versteckt ist. Du musst seinen Rücken nur antippen und das Fach wird sich öffnen", erkläre sie. „Und ich bin zu schwach zum Zaubern", fügte sie leiser hinzu. Minerva schwieg. Seufzte. „Das bekomme ich schon irgendwie hin und wenn nicht, frage ich Mr Weasley und Mr Potter. Wenn es um Dummheiten geht, sind sie die Ersten, die ich fragen würde."
Saphir musste ein breites Grinsen unterdrücken. Daran würde sich in der Zukunft nichts ändern.
Minerva musterte Saphir intensiv. „Da ist noch was", stellte sie fest, als sie Saphir in die Augen sah. Diese zuckte mit einem entschuldigen Lächeln die Schultern. „Du kennst sicher die Toilette, in der der Geist des toten Mädchens herumspukt, das von dem Monster aus der Kammer des Schreckens ermordet wurde."
Minerva nickte mit zusammen gekniffenen Augen. Das Thema war etwas heikel.
„In der mittleren Kabine auf der linken Seite gibt es einen Kessel. Du musst ihn mir bringen. Aber es darf dich niemand sehen." Saphir lehnte sich vor. Senkte die Stimme zu einem eindringlichen Flüstern. „Hast du mich verstanden, Minerva? Niemand! Absolut niemand!"
Das Gryffindormädchen nickte mit ernster Mine. „Ich verstehe." Die Fragen leuchteten in Minervas Augen. Sie sprach sie jedoch nicht aus.
Saphir seufzte. „Zieh dir einen Stuhl heran. Ich erzähl dir alles. Aber zuerst noch. Wenn ich es schafft Riddle aus den Schuhen zu hauen, bekomm ich von dir drei Galleonen."
„Na gut, schieß los!"
Saphir grinste und begann zu erzählen.

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