Saphir sah Emily mit hoch gezogenen Augenbrauen an. Die bemerkte es gar nicht. Dafür bemerkte Saphir eindeutig, wie sich die Nägel der Ravenclaw in ihren Oberarm krallten und sich unter ihre Haut gruben. Naja, Saphir nahm es ihr nicht wirklich übel.
Immerhin tummelten sich draußen in der Halle mehrer tausend Zauberer. Denn heute war der große Tag des Chors. Der Angel-Chor-Wettbewerb.
Der Hogwarts-Chor war an vielen Ecken und Enden total aufgewühlt. Sie rannten ständig aufs Klo, sprangen nervös umher, beobachteten die Auftritte der anderen Chöre und die Zweifel begannen.
Saphir presste gereizt die Kiefer zusammen. Emilys Griff zog sich immer weiter zusammen. Ihr Arm war bereits taub.
„Emily, wenn du nicht sofort meinen Arm loslässt, trete ich dir in den Hintern."
Nervös starrte Emily ihre Chorleiterin verwirrt an. Sah zu ihrer Hand und riss schnell die Hände zurück. „Verzeih, Saphir."
Die schüttelte ihren Arm, wie um zu überprüfen ob er noch dran war. Eine Gruppe Hufflepuffs kamen auf Saphir zu. Die Angst und Nervosität war ihnen ins Gesicht geschrieben.
Saphir seufzte, warf einen Blick auf die Uhr und winkte Minerva zu sich, die als einzige die Ruhe zu bewahren schien. Doch als sie näher kam, fielen Saphir die Schweißtropfen auf ihrer Stirn auf. Sie lächelte leicht. „Ruf bitte alle zusammen, Minerva!"
Mit der gegebenen Aufgabe hatte die Gryffindor eine erwünschte Ablenkung und machte sich sofort daran den ganzen Chor zusammenzurufen. Saphir blieb die Ruhe in Person, wartete geduldig bis alle da waren und sie sich aller Aufmerksamkeit sicher sein konnte. „Also gut", sie sah jedem einzelnen Sänger direkt in die Augen. „Hört auf, euch verrückt zu machen. Ja, die anderen Chöre sind gut, aber was habt ihr erwartet? Das ist ein Wettbewerb! Es ist eine Schlacht, die mit der Stimme ausgetragen wird. Und ihr habt geprobt bis ihr nicht mehr konntet. Habt ihr etwa nicht hart gearbeitet? Verdammte Scheiße, doch das habt ihr! Ihr habt keinen Grund euch zu fürchten. Ihr seid mein Chor! Wenn wir jetzt gleich da rausgehen, will ich, dass ihr alles gebt. Ihr seid ein Chor, da verlässt man sich auf einander. Singt zusammen mit euren Herzen und ihr könnt nichts falsch machen. Wir werden diese Bühne rocken. Ihr seid super, lasst euch von niemanden etwas anders sagen und wenn wir nicht gewinnen, dann nur weil ihr diese Lackaffen mit eurem Herzen verschreckt habt. Geht da raus und genießt jede Sekunde, die ihr habt. Für viele von euch wird es der letzte Auftritt als der Hogwarts-Chor sein. Ich werde euch nicht im Stich lassen. Denn ich muss als erste raus!" Saphir grinste leicht. Sah auf, als der Hogwarts-Chor angekündigt wurde und der vorherige von der Bühne strömte. „Ich geh vor!"bDann wandte sie sich zur Bühne, wartete gelassen bis der Applaus der Zuschauer verstummte und betrat die Bühne mit festen Schritten. Die Halle, in der das Konzert statt fand, war riesig.
Sie deutete eine leichte Verbeugung vor der Jury an und schritt zum Flügel. Setzte sich jedoch nicht hin, sondern schob nur den Hocker davor weg und stellte sich vor die Tasten. Den Flügel würde sie erst später brauchen. Jetzt landete ihr Finger nur auf einem tiefen Ton. Das Zeichen für ihren Chor. Sie standen noch nicht auf der Bühne. Doch der Tackt des Lieds hallte im ganzen Saal wieder.
Sie stampften zwei Mal mit den Füßen auf, wie sie es gelernt hatten und klatschten einmal in die Hände. So kamen sie ins Rampenlicht und stellten sich auf. Saphir wartete noch ein paar Sekunden, bis sie sich sicher war, dass alle im Takt waren. Dann gab sie den Einsatz und die Jungs ließen ihre Bassstimmen durch die Halle donnern. Keiner stand nur still da und machte einen auf Roboter. Alle bewegten sich zum Takt wild durcheinander. Mit einem kleinen zufrieden Grinsen stieg Saphir in den Rhythmus ein und der ganze Chor sang, oder besser gesagt rockte den Refrain. Dann stimmte der Alt und Sopran die zweite Strophe an und sie standen den Jungs in nichts nach. Sie donnerten den Text in ihren Stimmlagen, hielten die Zweistimmigkeit ein und ließen sich nicht aus der Ruhe bringen. Der Refrain, den sie mittlerweile alle zu lieben schienen, wurde wieder so intensiv gerockt, dass Saphir von strahlendem Stolz erfüllt wurde. Die Bühne bebte unter ihren Füßen und die Luft schien zu vibrieren. Die letzte Strophe wurde von allen gesungen. Sie füllten die Halle mit ihren Stimmen und machten von der Lautstärke her einer Heavy-Metal-Band Konkurrenz. Und dann kam der Endspurt.
Saphir schlenderte regelrecht zum Flügel, ließ sich Zeit und dann haute sie im Stehen regelrecht in die Tasten. Ihre Finger rasen über das Elfenbein und gaben ein Solo von sich, das dem Gitarrensolo der Queens zwar ähnlich war, doch da sie es auf einem Flügel spielte, ein wenig vom Original von ihr abgeändert wurde. Immerhin wollte sie mit diesem Solo, das vom Stampfen und Klatschen des Chors unterstrichen wurde, ihr Können am Klavier zur Schau stellen. Und dann beendeten sie alle den Song mit einem letzten, lauten We Will Rock You und sofort erstarrte jede Hand und jeder Fuß.
Komplette Stille.
Saphir trat vom Flügel zurück. Nickte dem Chor zu und alle verbeugten sie sich vor dem sprachlosen Publikum. Gerötete Wangen, zerzauste Haare, verrutschte Kleidung. Sie hatten es geschafft.
Saphir nickte ihnen leicht zu und Minerva regte sich als erste. Sie wandte sich mit einer eleganten Bewegung vom Publikum ab und stolziert auf eine Art von der Bühne, die einem Slytherin gleich kam. Saphir schüttelte grinsend den Kopf und wartete geduldig bis auch das letzte Chormittglied von der Bühne gegangen ist, bevor sie ihnen folgte.
Kaum verschwand sie aus dem Sichtfeld des Publikums, begann der erste noch etwas zögerlich und zaghaft zu klatschen. Dann brach ein Beifallssturm aus, bei dem Saphir schnell weiter hinter den Vorhang flüchtete. Weit aufgerissene Augen starrten sie überrascht und beinahe schon verwirrt an. Saphir lachte. „Das ist für euch. Ihr habt sie gerockt!"
Bei einem Ravenclawmädchen fiel als erstes der Groschen. Sie stieß einen Jubelschrei aus und fiel dem Jungen neben ihr um den Hals. Das war erst der Startschuss.
Plötzlich quasselten alle wild durcheinander, lachten, klopften sich gegenseitig auf die Schultern und machten ihrer Freude Luft.
Saphir schob die Hände in ihre Hosentaschen und wippte auf den Fußballen auf und ab, beobachtete das Geschehen mit einem leicht schiefen Lächeln. Minerva gesellte sich zu ihr. „Du bist ein Geschenk des Himmels, Saphir."
Saphir lachte und stupste die ernste Gryffindor mit der Schulter an. „Red kein Stuss, Minerva! Wenn ich ein Geschenk des Himmels bin, ist jeder Slytherin ein demütiger Heiliger."
Minerva schüttelte den Kopf und setzte ihre Brille wieder auf, die sie für den Auftritt abgenommen hatte. „Du hast ihnen allen das geschenkt, Saphir. Wir waren nur ein Chor, zu brav um etwas zu wagen. Du hast uns wach gerüttelt, wenn auch ziemlich brutal."
„Aber offenbar hat es was gebracht."
Emily war ganz aus dem Häuschen. Mit einem Jubelschrei sprang sie Saphir in die Arme, die damit überhaupt nicht gerechnet hatte und fast umfiel. „Verdammt, Emily!" zischte sie und rieb sich die Schulter. Doch Emily lachte nur. Niemand konnte ihr jetzt ihre Laune verderben.
„Saphir, kommst du zu der Afterparty?"
Verwundert zog Saphir die Augenbrauen hoch. „Wenn ihr geht, kann ich nicht wegbleiben. Wieso fragst du?"
Emilys Grinsen wurde noch breiter. „Weil ich dich singen hören will."
Saphir schürzte die Lippen und murmelte ein paar unschöne Dinge vor sich hin. Minerva schlug ihr gegen die Schulter. „Wir gehen zuerst zurück nach Hogwarts und dort in der großen Halle feiern wir dann. Also die ganze Schule, das ist die Afterparty."
„Verstehe", meinte Saphir zu Minervas Erklärung nur und ließ die Schultern knacken. Im nächsten Moment stürzte ein Gryffindorjunge zu ihnen. „Wir müssen auf die Bühne, die Preisverleihung beginnt."
Sofort war die Hochstimmung weg und wurde durch Nervosität ersetzt. Saphir drückte hinter ihrem Rücken die Daumen.
Gemeinsam betraten sie mit den anderen Chören die Bühne. Von allen Seiten erntete der Hogwarts-Chor seltsame Blicke von den anderen Sängern. Zuerst schienen diese unter den Blick zusammenzuschrumpfen, doch ein Blick zu Saphir brachte sie dazu, die Rücken wieder durchzudrücken und das Kinn zu recken. Genau wie Saphir, die die Ruhe in Person zu sein schien.
Der Moderator stand am Bühnenrand und hielt drei Umschläge in der Hand. 3, 2, und 1 Platz. „Nun kommen wir zu der Preisverleihung, die ihr alle bereits sehnsüchtig herbei sehnt", begann er und Saphir wollte den Mistkerl am liebsten mit einem Pokal erschlagen. Blöder Arsch! Musste die Spannung jetzt auch noch zusätzlich steigern.
„Aber ich werde nicht lange drum herum reden", verkündet er und Saphir hätte fast spöttisch geschnaubt. Natürlich nicht. Langsam öffnet der Pisser den Umschlag für den dritten Platz. „Der dritte Platz des Angel-Chor-Wettbewerbs geht an", er macht eine spannungsvolle Pause. „den Mädchenchor der Beauxbatons aus Frankreich."
Applaus brandete auf und die französischen Damen stolzieren in ihrer eleganten, betörenden Art an den Bühnenrand verneigten sich und nahmen ihren Preis entgegen. Als der Applaus verklang und die Beauxbatonsmädchen zurück zu ihren Plätzen geschwebt waren, ergriff der Moderator erneut das Wort und Saphirs Dang ihn zu ermorden, stieg.
„Den zweiten Platz belegt", eine weitere Pause, in der er den Umschlag öffnet. „der amerikanische Chor der Ilvermornyschule."
Saphir biss die Zähne zusammen. Emily krallte wieder ihre Nägel in ihren Arm und dachte nicht einmal daran loszulassen.
Der Beifall verklang nach und nach. Die Amerikaner hoben breit grinsend ihren Preis hoch. Jetzt war nur noch einer übrig.
Die Spannung stieg, Emilys Nägel gruben sich noch tiefer in Saphirs Arm und verfolgte jeder der Bewegungen des Moderators.
„Und der erste Platz. Geht. An", erneut eine lange Pause. „Den Chor der", eine weitere Pause.
Saphir verzog kaum merklich das Gesicht, als Emily ihre Haut durchstach und blutige Halbmonde in ihren Arm grub.
„Hogwartsschule für Hexerei und Zauberei!"
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Times Gryffindor & Slytherins Erbe
FanfictionWir schreiben das Jahr 1944. Noch ist Lord Voldemort ein Junge namens Tom Vorlost Riddle. Doch bald wird er mit seinem Plan beginnen. Er schart bereits seine Todesser um sich und in seiner Seele hat sich die Dunkelheit eingenistet. Als dann in seine...