Saphir starrte an die Decke, ihr Atem ging schwer. Ihr blieb nicht mehr viel Zeit.
Ihr Körper zuckte und krümmte sich unter einem Hustanfall zusammen. Als sie die Hände vom Mund nahm, waren ihre Handflächen rot vom Blut. Saphir keuchte leise und ließ die Hände kraftlos fallen. Gestern Nacht hatte Minerva ihr ihre Sachen vorbei gebracht. Die ganze Enthüllung ihrer Geheimnisse, außer dem einen, das sie niemanden anvertrauen würde, hatte Minerva ziemlich aus der Bahn geworfen. Aber sie hatte ihr geglaubt, was ihr überraschend leicht gefallen war. Immerhin war Saphir wie sie nun mal war. Nicht aus dieser Zeit! Viel zu rebellisch.
Mit zitternden Händen drehte und wendete sie einen Umschlang in den Händen. Sie fühlte sich grauenhaft. Eine Mischung aus Entzug und der Pest. Auch wenn sie die noch nie hatte. Viele sagten zwar, sie sei die Pest, aber naja...
Bevor sie den Umschlag noch komplett zerknitterte, legte sie ihn zur Seite auf den Nachttisch neben ihrem Bett. Es kostete sie all ihre Kräfte, sich im Bett auf zu richten. Tastete unter dem Kissenberg in ihrem Rücken umher. Ihre Finger umfassten eine Ampulle. Gefüllt mit einem widerlichen Trank, der nach Koboldpisse schmeckte. Der Vielsafttrank. Saphir hatte sich einen Plan zurecht gelegt. Zwar durfte der Trank nicht bei Tieren verwendet werden, aber in ihrer momentanen Situation war es das einzige war ihr einfiel und sie pfiff auf die Konsequenzen.
Die Tür zum Krankenflügel ging auf. Madame Pomfrey kam mit Professor Dumbledore hereingehastet. Saphir krümmte sich unter weiteren Hustenanfällen zusammen. Ihre Hände konnten das Blut nicht mehr auffangen und es spritzte ihr über die Lippen, quoll zwischen ihren Fingern hervor und tropfte ihr von Kinn und Händen. Sofort war die Krankenschwester bei ihr und versuchte ihr zu helfen. Dumbledore stand hilflos neben ihr. Konnte nichts tun.
Saphir wischte sich die Finger an der Decke ab. Die Auswirkungen schlugen auf ihren Körper ein, wie Peitschenhiebe.
Aus den Augenwinkel sah sie Riddle und Malfoy im Türrahmen des Krankenflügels stehen. Riddle ließ fallen, was auch immer er in den Händen gehalten hatte. Der Klang des zerschellenden Glases hallte im Saal wieder. Niemand beachtete es.
Er stürmte an Professor Dumbledore vorbei und packte Saphir an den Armen. In seinen Augen tobte ein Sturm. Er durchbohrte Saphir mit seinen schwarzen Augen. Er schrie Madame Pomfrey an, etwas zu tun. Saphirs Kopf hing zwischen ihren Armen hinab, die Decke in ihrem Schoß war durchnässt vom Blut, das ihr unaufhaltsam aus dem Mund tropfte.
Plötzlich raste Hitze durch ihre Adern. Mit einem atemlosen Aufschrei warf Saphir den Kopf in den Nacken. Ihre Augen verdrehten sich, ihr Körper schwamm regelrecht in ihrem Schweiß, der plötzlich von einem goldenen und roten Schimmer überzogen war. Ihre Arme verdrehten sich in Riddles Griff und sie packte nun ihrerseits seine Arme, grub die Nägel in seine Haut. Ein Zitteranfall überkam ihren Körper. Ihre Ringe, die wieder an ihren Fingern steckten, gruben sich in Riddles Arm. Es tat weh! Doch er bemerkte es nicht einmal. Seine einzigen Gedanken galten Saphir.
Das Blut, das aus ihrem Mund rann, schlängelte sich in immer größer werdenden Mengen über ihr Kinn, ihren Hals hinab und stieß auf ihr weißes Nachthemd, dass längst nicht mehr weiß war. Ihr Körper strahlte purre Hitze aus. Er fauchte leise auf, als sich ihre Finger regelrecht in seinen Arm brannten. Rauch stieg von seinem Arm auf, an den Stellen, wo sie ihn fest umklammerte. Ihr Griff lockerte sich kein Stück, Riddle ließ sie ebenfalls nicht los.
Saphirs Rücken kribbelte heftig. Der Löwe bewegte sich auf ihrer Haut. Brüllte und wütete. Versuchte sie vor der Übermacht der Zeit zu beschützen. Verteidigte sie mit Zähnen un Klauen. Doch nichts davon half.
In der nächsten Sekunde schossen seltsame Bilder durch ihren Kopf. Von ihr, mit Blick von weit oben durch ein Fenster. Da wusste Saphir was zu tun war.
Sie drängte das Blut durch ihre Lippen aus ihrem Mund und schluckte das nachkommende wieder hinunter. Sie musste den Mund irgendwie frei bekommen. In der Lage zu sein, zu sprechen. Doch es kam immer weiter Blut.
„Die Fenster!" versuchte sie hervorzubringen. Dumbledore richtete sich auf. Sie versuchte es erneut. Dumbledore trat einen schritt vor. „Sie versucht etwas zu sagen."
Sofort verstummten alle. Erneut presste Saphir die Worte über die Lippen. „Die Fenster!"
Alle runzelten verwirrt die Stirn, beugten sich weiter vor und versuchten ihre Worte zu verstehen. Außer Riddle.
Sein Kopf fuhr herum und er sah zu den dunklen Fenstern. Er sah zu seinem Freund. „Öffnet die Fenster! Schnell!"
Ohne zu zögern oder nachzufragen, stürmte Malfoy vor und peitschte mit dem Zauberstab durch die Luft. Die Fenster rissen ruckartig alle auf einmal auf. Ein brüllender und brutaler Wind schoss durch die Fenster herein und peitschte um alle Anwesenden. Fegte etwas rotes herein.
Saphir wandte sich aus Riddles Griff, grub die Ampulle mit Vielsafttrank unter den Kissen hervor und schaffte es sich mit purer Willenskraft aus dem Bett zu hieven. Stolperte, ihre Beine gaben nach, doch das alles war ihr egal. Sie krabbelte, stolperte, rutschte zu den offenen Fenstern, verweigerte jede Hilfe und ergriff das rote Etwas. Eine Feder. Eine rot-goldene Feder. Eine Phönixfeder!
Ihre Hände zitterten. Viel zu sehr.
Ihr rutschte fast die Ampulle durch die Hände. Panik raste durch ihre Adern. Hilflos versuchte sie mit bebenden Fingern den Korken herauszuziehen, um die Feder, die letzte Zutat, hinzuzumischen. Ein Paar Hände nahmen ihr sanft das Fläschchen aus der Hand und öffneten es.
Dumbledore ergriff die Feder, zupfte ein paar Strähnen heraus und ließ sie in den Trank fallen. Der zischte und verfärbte sich blutrot. „Trinken Sie!" Er führte ihr das Gefäß an die Lippen. Ihre zitternden Hände umfassten die Ampulle und seine Hände und dann goss sie sich den ganzen Trank in die Kehle. Leckte sich über die Lippen. Ihr Blut begann zu brodeln, ihre Haut spannte überall, dann riss ihr Rücken auf.
Mit einem gequälten Aufschrei krümmte sie sich auf dem Boden zusammen, ihre Hände drückten gegen den kalten Fließenboden. Sie versuchte ihren brennenden Körper auf dem Stein abzukühlen. Ihre Stärke kam nicht zurück, sie war immer noch schwach. Doch sie spürte es.
Der Löwe in ihrem Blut brüllte. Es war kein Kampfgebrüll. Er drückte seinen Triumph aus. Er schrie voller Triumph, als der Phönix sich mit ihm vereinte. Verschmolz. Der Löwe Godric Gryffindors und ein Phönix, verschmolzen in ihrem Blut, ihrem Körper, ihrem ganzen Sein. Und dann ging sie in Flammen auf.
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Times Gryffindor & Slytherins Erbe
FanfictionWir schreiben das Jahr 1944. Noch ist Lord Voldemort ein Junge namens Tom Vorlost Riddle. Doch bald wird er mit seinem Plan beginnen. Er schart bereits seine Todesser um sich und in seiner Seele hat sich die Dunkelheit eingenistet. Als dann in seine...