Löwenblut

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Saphir neigte den Kopf und das heiße Wasser prasselte auf ihre angespannten Schulter. Rann über ihre nackte Haut und tropfte von den Wimpern. Mit geschlossenen Augen ließ Saphir zu, dass das Wasser sie entspannte. Sie hob die Hände strich sich die Haare aus dem Gesicht und reckte sich dem Strahl entgegen. Bevor sie den Kopf schüttelte und ihre Haarspitzen Wassertropfen in alle Richtungen verspritzten. Die Kälte des Sees verschwand im Abfluss, genau wie die Berührung von Tom Riddle. Saphir starrte ihre leere Handfläche an. Dieser Händedruck hatte sich in ihre Haut gegraben.
Unwiderruflich!
Die Art, wie der dunkle Lord ihre Hand gehalten und gedrückt hatte... Pures Verlangen zu besitzen, hatte aus dieser Berührung heraus gesprochen. Und wenn Saphir sich nicht irrte, war sie das Ziel dieser Begierde.
Er wollte sie!
Mit einem frustrierten Knurren donnerte sie ihre Faust gegen die Fließen. Ihre Knochen knackten und die Knöchel platzen auf. Rot mischte sich in die Klarheit des Wassers. Diese beschissene kleine Demonstration ihrer Kraft im Unterricht. Das musste den Anschlag gegeben haben. Riddle war klug. Er musste die Veränderung gespürt haben. In der Luft, der Magie. Ihm war bewusst geworden, dass sie mächtig war. Es wert war, in seinen inneren Kreis aufgenommen zu werden. Vielleicht war ihm nicht bewusste, wie hoch ihre Macht wirklich war, wie stark sie war. Er konnte dieses Ausmaß auch gar nicht erahnen, dafür müsste er seine Arroganz ablegen. Und das war das einzige, was größer war als seine Klugheit. Riddle war arrogant. Deshalb würde er es nicht bemerken, bis Saphir es ihm unter die Nase rieb, doch das stand nicht auf ihrer To-Do-Liste.
Langsam ließ Saphir ihre blutende Hand sinken und starte auf die roten Tropfen auf ihrer blassen Haut. Das Blut eines Löwen. Ihr Blut!
Sie zog die Schultern vor und versuchte ihren Rücken zu sehen. Der Abdruck ihrer Macht, hatte sich in ihre Haut gebrannt. Mit Tinte und Magie. In Gold und Rot. Ein flammender Löwe!
Saphir presste die flachen Hände gegen die Kacheln. Sie war keine Schlange! So sehr sie auch versuchte ihren Charakter mit Hinterlistigkeit zu vergiften, in ihren Adern brannte die Magie des Löwen. Der sprechende Hut musste sie dieses Mal nach Slytherin geschickt haben, weil es ihr eben doch nicht egal war.
Seit ihrer Kindheit war sie gemein gewesen. Aber immer zu den richtigen Menschen. Sie hatte ihre Freunde hinterhältig hintergangen. Nachdem sie es zu erst getan hatten. Sie hatte gestohlen und betrogen. Wer es verdient hatte. Verdammt, eigentlich hatte sie immer boshafte Aktionen unternommen aus der richtigen Überzeugung. Wenn sie ihren verdammten Schädel nicht quer gestellt hätte, säße sie jetzt in Gryffindor und müsste sich nicht mir Riddle herum schlagen.
Saphir ließ seufzend die Arme fallen. Wer's glaubt wird selig! Ihre kleine Fehde hätte mit Sicherheit auch so stattgefunden, ihr wäre es nur leichter gefallen, sich Riddles Aufmerksamkeit zu entziehen. Mit ihrem Charakter war der Krieg unausweichlich gewesen.
Erschöpft wickelte Saphir sich in ein Handtuch, wrang ihre Haare aus und machte sich fertig für ihre erste Chorprobe. Das würde ja was werden.

Saphir stampfte zwei Mal mit dem Fuß auf und klatschte in die Hände. Gab den Tackt vor. In Sportkleidung stand der Chor im Klassenzimmer verteilt und sah ihr mit großen Augen zu. Saphir räusperte sich und stellte sich auf die tiefe Stimme ein. Dann begann sie mit dem Text, den sie an die Schüler verteilt hatte. „Buddy, you're a Boy
Make a big Noise
Playing in the Streets
Gonna be a big Man someday
You got Mud on your Face
You big disgrace
Kickin' your can all over the Place."
Andächtiges Schwiegen.
„Das ist..."
Offenbar fehlte dem Chor die Worte. Saphir lachte. „Wenn ihr es nicht machen wollt, kein Problem. Dann denk ich mir was leichteres aus."
Einstimmiges Knurren.
Saphirs Grinsen wurde breiter. Ihre Worte verfehlten ihre Wirkung nicht.
„Wir machen es!" rief ein Gryffindor vom Lehrerpult aus. Saphir verschränkte Schulter zuckend die Arme. Wartete gelassen. Schließlich seufzte eine bebrillte Gryffindor. „Also gut, wir machen, was du uns sagst, Saphir."
Saphir legte lächelnd den Kopf schief. Das Mädchen hatte hier offenbar das Zepter in der Hand. Sie streckte Saphir die Hand hin. „Minerva McGonagall."
Saphir hatte Mühe ihren Mund geschlossen zu halten. Das sollte wohl ein Witz sein. McGonagall war mit Riddle in der Schule!?
Verdammte! Scheiße!
Hoffentlich hatte das jetzt keine großen Auswirkungen auf die Zukunft.
„Also gut", grinste Saphir und schüttelte ihre Hand. Wandte sich allen zu. „Zeigt mal wie ihr stampfen könnt!" Sie deutete auf den Platz auf dem sie zuvor gestanden hatte. Alle sammelten sich dort. Saphir machte es vor und sie stiegen ein.
„Stampft bis eure Füße in Flammen stehen! Klatscht bis eure Hände brennen!" Noch musste Saphir nicht schreien. Doch keine Minute später sah sie die Schülerpulte wackeln und über den Boden rutschen. Ihr Grinsen wurde breiter und sie setzte noch eins drauf. Wurde noch lauter. Die Zauberer strahlten sie an und folgten ihrem Beispiel. Jetzt müsste Saphir regelrecht brüllen, als sie mit dem Refrain einsetzte. „We will, we will
Rock you
We will, we will
Rock you!
We will, we will
Rock you
We will, we will
Rock you!" Sie deutete auf die Magier und die setzten mit voller Wucht ein. Breit grinsend, stampfend wie Nilpferde und knallend klatschend, brüllten sie den Refrain regelrecht. Genau wie Saphir. Allerdings in so vielen unterschiedlichen Tonlagen, dass Saphir laut lachend in die Knie ging. Winkend versuchte sie sie zum Aufhören zu bringen. Erst nach und nach verstummten sie alle und kamen auch wieder zum Stillstand.
Saphir hob grinsend den Daumen. „Ihr wart klasse. Stampfen und Klatschen könnt ihr jedenfalls. Aber mit dem Text müssen wir noch was anfangen. Aber noch haben wir ja genügend Zeit."

Zwei Stunden später waren alle komplett erledigt. Sie schlurften vollkommen erschöpft in die Große Halle um noch etwas vom Mittagessen zu bekommen.
Während Saphir grinsend mit Minerva und Emily hinterher schlenderte. Emily seufzte wollig auf, als Minerva einen Kühlungszauber für ihre brennenden Hände benutzte. Saphir hatte ihre grinsend in die Hosentaschen geschoben.
„Wo haben Sie das nur gelernt?" seufzte Emily und starrte hilflos auf ihre roten Hände. Nur wenn sie probten, ließ Saphir sämtliche Höflichkeiten fallen, außerhalb der Klassenzimmers musste der Schein gewahrt werden.
Bevor sie auf die Frage der Ravenclaw antworten konnte, stellte Minerva eine. „Was haben Sie denn noch zu bieten, Miss Dumbledore?"
Grinsend wandte sich Saphir ihnen zu. „Ich singe gerne, spiele mehrer Instrumente und Tanzen ist auch eine weitere meiner Leidenschaften."
Emily pfiff leise durch die Zähne. „Sie sind ja richtig musikalisch!"
Saphir lächelte stumm und nickte nur leicht.
„Sie sind musikalisch, Miss Dumbledore?"
Scheiße!
Saphir bemühte sich, ihr Lächeln aufrecht zu halten und drehte sich zu Riddle um, in der Begleitung von Malfoy. „Meine musikalischen Fähigkeiten sind fast so groß, wie meine magischen."
Also verdammt groß!
Riddle lächelte. Saphir lief ein eiskalter Schauer den Rücken hinab. Dieses Lächeln...
Ihre Muskeln spannten sich an. McGonagall musterte Saphir von der Seite mit gerunzelter Stirn. Obwohl ihre Hände lässig in den Hosentaschen steckten, war Saphir kampfbereit. Vielleicht aber auch fluchtbereit.
Keiner sagte ein Wort, alle sahen Saphir an. Deren Schultern hoben sich leicht, abwehrend. „Also dann", sie nickte den beiden Frauen leicht zu, bedachte Riddle mit einem letzten, unergründlichen Blick und wandte sich ab. Ihre Haare wehten hinter ihr her. Riddle musste ein Grinsen unterdrücken. Hatte sie Angst vor ihm? Gut! Auch wenn die Magie sie wie ein Mantel umschloss, schien sie sich seiner Macht durchaus bewusst zu sein.

Times Gryffindor & Slytherins ErbeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt