Saphir schob die Hände in die Hosentaschen und ein leichtes Lächeln umspielte ihre Lippen. Rubeus Hagrid, jünger aber weiterhin riesig, kam aus seiner Hütte. Er war wirklich hier in Hogwarts geblieben. Konnte bleiben. Dumbledore hatte wohl sein Wort gehalten.
Ihr Lächeln verblasste, als sie zum Schloss hoch sah. Keine Ahnung was sie getrieben hatte, aber diese Aktion im Unterricht war einfach nur dämlich. Jetzt konnte sie sich der Aufmerksamkeit von Tom Riddle sicher sein, aber hundertprozentig. Wie würde diese ganze Scheiße jetzt weitergehen? Verdammt, sie musste hier weg! Wenn sie nicht bald verschwand und ihre Kraft in die Hände von Tom Riddle fiel, war die Welt gearscht. Aber wo sollte sie hin? Sie kannte diese Welt nicht.
Saphir biss auf ihrem Daumen herum. Entweder sie machte sich vom Acker und fand sich da draußen in der Welt zurecht, was recht schwierig werden konnte, da ihr Charakter in dieser Zeit nicht erwünscht wäre. Das würde wiederum sicherlich die Aufmerksamkeit von einem gewissen Slytherin auf sie richten. Also war diese Lösung für den Arsch, es sei denn sie gab alles auf, was sie aus machte und dazu war sie nicht bereit.
Eine andere Möglichkeit wäre, einen Weg zurück in die Zukunft zu finden, dazu fiel ihr nur ein, die Bibliothek auf den Kopf zu stellen.
Die letzte Sache bezog sich auf Riddle direkt. Sie würde ihn umstimmen müssen, diese ganze Weltherrschaftssache zu unterlassen. Aber da sie weitaus besser im Beleidigen war, als im Überreden, hatte sich der Scheiß auch erledigt. Momentan sah ihr Schlachtplan ziemlich einfach aus. Sie würde nach einem Weg zurück suchen, gleichzeitig ihrer Lieblingsbeschäftigung, der Ausführung von Provokationen, nachgehen und wenn das alles für den Arsch war, konnte sie immer noch einfach untertauchen.
Die Sonne spikte über den Horizont. Da zuckte Saphirs linke Augenbraue ein Stück und sie neigte den Kopf in Richtung Schloss.
Stimmengewirr.
Offenbar erwachte das Schloss langsam. Na ja, es war Samstag.
Hoch die Hände Wochenende!
Mit einem tiefen Seufzer strich Saphir sich eine nasse Haarsträhne aus den Augen. Sie hatte einen seltsamen Tick. Vor Sonnenaufgang ging sie im See schwimmen. Einmal ganz durch und wieder zurück. Ein weiter Weg und doch hatte Saphir diese Strecke seit der dritten Klasse jeden Tag hinter sich gebracht. Sie war zwar etwas aus der Form, aber sie hatte schon angefangen, das zu ändern.
Mit einem Seufzer hob Saphir ihre Tasche auf und machte sich auf den Rückweg. Sie durfte Hagrid nicht begegnen! Jemanden wie sie, vergaß man nicht einfach. Er würde sie in der Zukunft wiedererkennen und was das für einen Einfluss auf die Zeit haben würde, konnte Saphir nicht sagen. Obwohl sie Risikos und den Nervenkitzel durchaus gern hatte, wollte sie in diesem Fall lieber nichts riskieren.
Schweigend betrat sie die Eingangshalle und glitt durch die Schatten zu den Treppen nach unten in die Kerker. Sie knurrte der Wand das Passwort eher zu, als es zu sagen. Der Gemeinschaftsraum war leer, die Feuerstellen aus. Ohne Zeit zu verschwenden durchquerte Saphir den Raum und verschand im Mädchenschlafsaal. Das Bett ganz hinten, in der dunkelsten Ecke war ihres.
Unberührt. Seit Tagen.
Schweigend schob sie ihre Tasche unter das Bett ganz nach hinten an die Wand. Ein nützlicher Stauraum für ihre Sachen, geschlafen hatte sie hier noch nie. Was die Ladys noch nicht bemerkt hatten. Vielleicht war es ihnen auch egal.
Schweigend verließ Saphir wieder den Slytherin-Gemeinschaftsraum und machte sich etwas widerwillig auf den Weg zum Frühstück. Während dem Wochenende war es schwer nicht gesehen zu werden. Dann waren die Schüler gerne etwas freizügiger mit ihren Gewohnheiten. Deshalb ließen sich Begegnungen auch nicht vermeiden.
In Muggleklamotten betrat sie die Große Halle. Riddle und sein Freundeskreis saßen am Slytherintisch. Frühstückten.
Na super! Darauf hatte sie jetzt gerade so richtig Lust!
Dieser Kampf war ein einziges Machtspiel. Und sie waren würdige Gegner. Leider hatte der kleine Riddle einen bedächtigen Vorteil. Er war in der Lage, andere seinen Kampf austragen zu lassen. Alle Slytherins und auch viele aus anderen Häusern lagen ihm regelrecht zu Füßen. Offenbar war es an der Zeit wie ein Slytherin zu kämpfen.
Mit einem düsteren Lächeln glitt Saphir auf den Tisch zu und ließ sich mit einem gewissen Abstand zu den zukünftigen Todessern auf der Bank nieder. Riddles Augen schossen zu ihr. Sie beachtete ihn nicht. Vorsichtig löste sie das straffe Haarband und eine feuchte Lockenpracht in kalten Farben ergoss sich über ihre linke Schulter. Ein Vorhang, der sie von den anderen abschirmte.
Sie nahm eine Bewegung zu ihrer Rechten wahr. Riddle war aufgestanden und hatte sich zu ihr gesetzt.
Aha! Was ein ehrenhafter Schachzug, Mister.
„Miss Dumbledore."
„Mr. Riddle", schnurrte Saphir fast schon und griff nach einem Glas Orangensaft.
„Wo waren Sie denn all die Zeit?"
Saphir neigte leicht den Kopf und lächelte trügerisch sanft. „Die Studien der Natur haben mich aufgehalten", meinte sie ruhig und schob sich einige Strähnen hinters Ohr. Riddle lächelte fast schon liebenswürdig und Saphir biss die Zähne zusammen. Sah so aus, als ob der liebe Riddle einen Plan für sie hatte. Ihr magisches Können im Unterricht muss ihn wirklich beeindruckt haben.
„Wie aufregend." Er reichte ihr den Honig, nach dem sie sich zuvor gestreckt hatte. Schweigend nahm sie ihn an. Eigentlich wollte sie einen frechen Spruch los lassen, doch sie biss sich auf die Zunge.
„Können Sie mir sagen, was Sie so an der Natur fasziniert?"
Saphir sah ihn an, ihre Augenbraue hob sich keck. „Die Tatsache, dass die Natur wunderschön und trotzdem nicht eitel ist."
Bevor Riddle ihr antworten konnte, landete plötzlich eine Ravenclaw vor ihnen auf der Bank. Sie warf Riddle einen schüchternen Blick zu und bedachte Saphir dann mit forschen Augen. Saphir sah sie aufrichtig an. Hielt dem prüfenden Blick stand.
„Ich schätze wir brauchen Ihre Hilfe, Miss Dumbledore."
Die eine Augenbraue gesellte sich zur anderen. „Ach wirklich?"
Das Mädchen nickte mit zusammen gepressten Lippen. „Ich bitte nicht oft um Hilfe und einen Slytherin schon gar nicht, aber ich sehe mich dazu gezwungen."
Saphir legte den Kopf schief und führte das Glas an die Lippen.
„Professor Dumbledore sagte, Sie würden ein gutes Verständnis über Musik besitzen."
Das Glas erstarrte an ihrem Mund. Ihr Blick verschärfte sich und sie nahm das andere Mädchen mit Schlangenaugen ins Visier. Dumbledore hat das also gesagt...
Langsam wandte sie den Kopf Richtung Lehrertisch. Dumbledore beobachtete sie mit einem gutmütigen Lächeln und gleichzeitig blitzte etwas seltsames in seinen Augen auf. Ihr Blick richtete sich wieder auf die Ravenclaw. „Hat er das?"
Verdammtes Glück, das der alte Sack da hatte.
Saphir setzte das Glas ab. Sie spürte Riddles Blick auf sich ruhen. „Also gut. Und was gedenken sie mit meinem Können anzufangen?"
Das Mädchen blinzelte überrascht. Zögerte kurz. Und gab sie sich einen Ruck. „Wir brauchen Ihre Hilfe. Die Lehrerin, die unseren Chor geführt hat, kann dies nicht mehr tun. Sie wurde unpässlich. Wenn wir keinen Ersatz finden, müssen wir den Angel-Chor-Wettbewerb absagen. Vielen von uns im Chor liegt etwas an diesem Wettbewerb. Können Sie uns helfen?"
Langsam lehnte Saphir sich vor und winkte das Chormitglied zu sich heran. Ihre Stimme war nicht mehr als ein Hauch. „Also gut, Miss. Wir sprechen uns später." Saphir stand auf.
Das würde interessant werden! Zeit ein bisschen den Slytherin raus zulassen. Riddle, bald würden sie auf dem gleichen Niveau stehen.Saphir kniff die Augen zusammen. Lehnte sich ein Stück vor.
Der Chor wusste wie man sang, das stand fest.
Ihr Blick richtete sich wieder auf den Prospekt in ihrer Hand. Der Angel-Chor-Wettbewerb also. Sah ziemlich peppig aus. Für diese Jahre.
Sie wedelte mit der Zeitschrift. Emily, das Ravenclawmädchen, unterbrach das Lied und sah Saphir erwartungsvoll an. Die legte den Prospekt in aller Ruhe zur Seite, lächelte leicht. „Ihr seit gut!"
Einstimmiges aufseufzen und einige lächelten glücklich über diese Lob. Immerhin war Saphir eine Slytherin.
„Aber", unterbrach Saphir die überschwängliche Freude des Chors, in dem kein einziger Slytherin vorhanden war. „Mit so einer Performance werdet ihr den Wettbewerb nicht gewinnen."
Erschrockenes Schweigen.
Saphir stand auf. „Ich hab mir diese Sache mal angeschaut, bei der ihr alle so sehr gewinnen wollt. Mit so etwas, was ihr mir gerade vorgeführt habt, könnt ihr das vergessen."
Emily trat vor, öffnete den Mund und Saphir hob die Hand.
Sie war noch nicht fertig!
„Wenn ihr gewinnen wollt, dann braucht ihr Feuer. Kein warmes Wasser! Feuer! Ihr könnt nicht gewinnen, weil ihr zu brav, zu anständig seit." Mit einer schnellen Bewegung packte sie einen Stuhl und knallte ihn mit voller Wucht auf den Boden, ließ sich falsch herum drauf fallen. Mit verschränkten Armen und finsterem Gesicht. Die Sänger zuckten erschrocken zusammen und wichen vor Saphir zurück.
„Was habt ihr für Lieder?"
Etwas verschüchtert kam ein junger Hufflepuff auf sie zu und überreichte Saphir einen Stapel Pergamentblätter. Schnell überflog sie die Lieder und betrachtete die darunter abgebildeten Noten.
Alles Brave-Mädchen-Lieder. Nichts, womit sich arbeiten ließe.
In Gedanken entschuldigte Saphir sich schon mal bei den Queens. Mit einem Seufzer ließ sie die Noten auf das Lehrerpult fallen und stand auf. „Also gut, so sieht der Plan aus: Ich werde euch etwas beibringen, das die Welt noch nicht gesehen hat. Das alles kann nach hinten los gehen, wenn ihr eine beschissene Jury habt. Oder ihr habt in Null Komma Nichts den ersten Platz. Die einzige Frage ist, wollt ihr das tun?"
Der Chor starrte sie an.
„Wollen Sie damit sagen, entweder wir gewinnen oder wir verlieren."
„Hör auf mich zu siezen, Emily und ja, so sieht die Lage aus."
Emily kniff leicht die Augen zusammen. Sah ihre Chormitglieder an. „Okay, Saphir. Wir sind dabei!"
Saphir lächelte schief. Nickte. Gelächter und Freude wurde zum Ausdruck gebracht. Die Mädchen und Jungs hüpften umher, umarmten einander und brachen in ausgelassenes Geschnatter aus. Saphir streichelte sich über das Kinn. Emily stellte sich leicht grinsend neben sie, beobachtete sie von der Seite.
„Lass meine Rolle in dieser Sache etwas unter den Tisch fallen, Emily. Ein Slytherin hat viele Feinde!" Dann hob sie die Stimme für alle hörbar. „Morgen um 11 Uhr. Bringt Sportkleidung mit." Saphir winkte kurz und dann ließ sie den lachenden Chor in dem Klassenzimmer zurück. Das würde wirklich interessant werden.
Mit einem düsteren Lächeln machte sie sich auf den Weg zur Bibliothek.
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Times Gryffindor & Slytherins Erbe
FanfictionWir schreiben das Jahr 1944. Noch ist Lord Voldemort ein Junge namens Tom Vorlost Riddle. Doch bald wird er mit seinem Plan beginnen. Er schart bereits seine Todesser um sich und in seiner Seele hat sich die Dunkelheit eingenistet. Als dann in seine...