Xia

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,,das klingt echt schrecklich wegen Finn" meinte ich.
Wir saßen in der Cafeteria. Mittagspause.
,,Ja, er war echt fertig" meinte Lucy und strich sich ihr naturrotes, langes Haar hinters Ohr.
,,Hast du mal mit Julienne darüber geredet?" Fragte Lilly nun und schob sich wieder eine Gabel Reis in den Mund.

Heute war das Essen mal nicht so beschissen wie sonst.
Normalerweise bekamen wir, da wir immer zu spät zum Essen kamen, nur das kalte Zeug, das übrig blieb.
Ich erblickte Jack, der sich zusammen mit Finn an einen Tisch setzte.
Ich suchte seinen Blick, doch er sah mich nicht. Er hatte mir auch auf meine Nachrichten nicht mehr geantwortet seit wir uns das letzte Mal sahen.

,,Einen Moment" meinte ich zu meinen Freundinnen, stand auf und schlenderte zu den Jungs.
,,Na, heute wieder Fahrstunde mit der besten Lehrerin der Welt?" Grinste ich Jack an und stieß ihn leicht mit der Schulter.
Der würdigte mich keines Blickes sondern warf seinem besten Freund einen Blick zu, den ich nicht deuten konnte.
Finn lächelte entschuldigend und beide standen auf um sich an einen anderen Tisch zu setzen.
Was war denn nun los?
Ich verstand nun gar nichts mehr.

,,What the.." murmelte ich und gesellte mich zurück zu Lilly und Lucy, die immer noch diskutierten.
,,Was ist denn mit Jack los?" Fragte ich seine Schwester und sie stochterte nachdenklich in ihrem Essen.

,,Naja.."
,,Nun sag schon, Lil" drängelte ich
,,Er ist vielleicht n wenig sauer, dass du wieder mit Roman zusammen bist"
Ich zog meine Augenbrauen hoch und schüttelte ungläubig den Kopf
,,Was hat das mit Jack und mir zu tun?"
,,Och man, Xia" lachte Lucy neben mir und wuschelte mir durch meine Kinnlangen Haare.
,,Weiß hier jeder Bescheid, außer mir was abgeht?"
,,Also zugegeben hat er's nicht, aber komm schon: ist dir nie sein Blick aufgefallen wenn er dich ansieht?"
Ich glaubte Lillys Worten nicht.
Entweder ich war immer zu viel mit Roman und den Problemen rund um ihn beschäftigt, sodass ich alles andere gar nicht realisierte oder ich war einfach nur bescheuert.

Ich fragte nicht weiter nach, sondern beobachtete die Jungs nur aus der Ferne.
Kurz trafen sich unsere Blicke, bis ich mich wieder meinem Essen zuwand.
Ich hatte kein gutes Gefühl bei der ganzen Sache.

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,,Roman, hör' auf"  murmelte ich leise und drückte ihn von mir weg.
Ich hasste es, dass er manchmal so stürmisch wurde.

Es war mittlerweile schon Nachmittag und wir lagen auf meinem Bett.

,,Was ist denn jetzt schon wieder?" Fluchte der und setzte sich auf.
Ich tat es ihm gleich und kratzte mich am Hinterkopf.
,,Sag schon, hast du deine Tage?"
Ich seufzte und verdrehte die Augen.

,,Auf der Party letzten Freitag.." fing ich an und Roman sah mich prompt genervt an
,,Ich dachte,das hätten wir besprochen"
,,Dieser Junge, den du angegriffen hast" fuhr ich fort doch wieder unterbrach er mich mit:,, was ist mit dem?"
,,Hast du dem irgendwas getan? Also nach der Party."
,,Ich bin nach Hause gegangen, so wie du es wolltest" meinte er und tat so, als wäre er der gehorchsamste und beste Freund der Welt.
,,Ich meine die Tage danach"
,,Warum sollte ich? Der interessiert mich nicht"
,,Warum warst du dann so eifersüchtig?"
,,Ach Xia" er rückte näher und küsste meinen Hals erneut.
Manchmal hasste ich es, wie er meinen Namen aussprach. Als wäre ich ein verdorbenes kleines Mädchen, das alles tat was er wollte.
Diese verdammte Liebe.

,,Der kommt doch nie an dich ran, du bist eben n paar Level höher als er" grinste er und strich mir durchs Haar.
Ich glaubte nichts von dem, was er mir sagte.
Wieso sollte er das nun denken?
,,Lass uns nicht streiten" flüsterte er und strich meinen Pullover von meiner Schulter.
,,Roman, ich will jetzt nicht"
,,Also doch deine Tage?"
Ich seufzte und stand vom Bett auf.
,,Geh jetzt bitte" bat ich ihn und er sah mich sauer mit gerunzelter Stirn an.

,,Wegen diesen Bastard wirfst du mich raus?"
,,Er ist kein Bastard, ich kenne ihn schon lange und daher ist er mir wichtig"
,,Na gut" brummte er, stand vom Bett auf und verließ stampfend mein Zimmer.

Ich ließ mich auf mein Bett fallen und vergrub mein Gesicht in meinem Polster.

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Am nächsten Tag wollte ich Julienne wegen Finn befragen.
Ich lehnte mich gegen den Spind neben ihr und strich ihr kurz über die Schulter.
,,Hi Juli, na?"
,,Hi, Xia" meinte sie nur leise und lächelte.
,,Wo warst du heute morgen, dachte ich seh dich im Bus"
,,Oh ähm.. ja.. hab verschlafen" lachte sie und kratzte sich verlegen an der Schläfe
Irgendwas an ihrem Verhalten deutete darauf hin, dass sie nicht die Wahrheit sagte.
Wenn ich was konnte, dann erkennen wann Jemand lügt.
,,Ich muss los, komm noch zu spät zum Unterricht" brabbelte Julienne, zog ihre Bücher aus dem Spind, schlug ihn zu und rannte förmlich über den Flur.

Ich machte mich also  auf dem Weg zum Theater-Unterricht, auf dem Weg traf ich auf Elly die heute (nicht so wie sonst) mal etwas glücklicher aussah.
Das Lächeln stand ihr gut.

,,Mrs. Harper, wie wär's mit ihnen?" Fragte die Lehrerin.
Es wurde still und alle richteten ihre Blicke auf Madison.
Diese schüttelte hektisch ihren Kopf und presste ihre Lippen aufeinander.
Nanu? Hatte die sonst so hyperaktive Madison heute keine Lust zu zeigen was sie konnte?
,,Auf die Bühne"
,,Du schaffst das" hörte man Finn flüstern, der dieses Mal nicht mehr neben Julienne saß.

Was mir erst jetzt auffiel: Julienne hätte eigentlich jetzt mit uns Theater-Unterricht. Warum war sie dann in die andere Richtung geflohen?

Madison schnaubte und stand zögernd auf.
Noch nie war Jemand so langsam zur Bühne geschliffen.
Ich stützte meinen Kopf auf meine Hand und betrachtete das Spektakel.
,,Mach hinne!" Rief Jemand aus der letzten Reihe und Madison lief knallrot an.
,,D-die Lieb' hält Maß" fing Madison an Shakespeare zu zitieren, doch hörte prompt auf, als das Getuschel anfing.
,,Hat die jetzt ne Spange?"
,,Oh mein Gott, warum redet die so?"
,,Die kann ja nichtmal reden"
Elly neben mir sah sie mitleidend an.
,,Nimm die Hand aus'm Mund!" Schrie wieder Jemand der hintersten Reihe und Finn giftete: ,,Halt deine Fresse!"

,,Ich würde gerne!" Schrie ich plötzlich und hielt meine Hand nach oben.
Da Maddie nicht weiter sprach und das Getuschel sonst nicht aufhören würde stand ich auf und lief zur Bühne.
Madison sah mich nicht mal an sondern stapfte nur mit gesenktem Kopf zu ihrem Platz zurück. Sie sollte mir eigentlich dankbar sein,dass ich sie aus dieser äußerst peinlichen Situation gerettet hatte.
Normalerweise würde ich ihr auch keinen Gefallen tun.

,,Die Lieb' hält Maß, die Lust hat nie genug" fing ich an und es blieb ruhig.
Niemand tuschelte, niemand kicherte.
,,Die Lieb' ist Wahrheit ganz, die Lust ganz Lug."

Ladies First/ It x Stranger Things #Golden_Award2018Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt