Kapitel 26

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'Schlaf jetzt, Megan.' murmelte er, schaltete das Nachtlicht aus und legte sich hin. Ich legte meine Hände links und rechts neben mir und starrte an die Decke. 

Ich empfand tiefe Verzweiflung. Ich habe mich ins Unglück gestürzt und nun konnte ich nicht mehr davon rennen. Mehrere Wege traten sich vor mir auf, und ich war unschlüssig, welchen ich einschlagen sollte. Ich konnte jetzt nach Hause und das ganze hinter mir lassen oder ich werde hier bleiben um Justin zu helfen seine inneren Dämonen zu bekämpfen. Widersprüchliche Gedanken und Gefühle wirbelten mir durch den Kopf- Wut, Hoffnung, Schmerz. Ich brauchte Anleitung,  doch die konnte ich von niemanden bekommen. 

Justin drehte sich, so dass ich  seinen muskulösen Bauch betrachten konnte. Ich versuchte mich zusammen zu reißen meine Fingerkuppeln nicht über seine definierten Muskeln zu streichen.

Nach etwa einer Stunde war ich dann endlich eingeschlafen. Es war Mitternacht als ich aufwachte, weil ich jemanden schreien hörte. 'Nein, Nein.. ' murmelte eine leicht verzerrte Stimme von unten. 'Dad, Dad.. ich kann das nicht.' Das war Justin, er schrie. Ich versuchte die Seite neben mir nach Justin's Körper abzusuchen, doch das einzige was ich spürte war ein kaltes Bettlacken. Ich stand auf, sodass meine Kniekehlen die kühle Bettkante berührten.

Mit einem Ruck stand ich auf, und rannte förmlich nach unten zu Justin. Meine Augen huschten zu Justin der mit einer Tasse Kaffé am Esstisch saß, seine Augen waren rot umrandet und sein Gesicht war nass. 'Justin, was..?' 'Verdammt, du durftest nicht hier bleiben, Megan. Siehst du wie abgefuckt ich bin, siehst du es ? Ich wache nachts auf und muss an meine scheiß Vergangenheit denken. Siehst du nicht was für Irrer ich bin.' sagte er und presste die Hände gegen die Schläfe.

Ich näherte mich, 'Justin, das bist du nicht. Sag mir was los ist, ich werde versuchen an deiner Seite zu stehen.' Er krampfte die Hand so fest um die Tasse, dass die Knöchel  weiß hervor traten und schmiss sie mit voller Wucht auf den Boden. Es krachte so laut, dass ich zusammenzuckte.

Fassungslos beobachtete ich, dass er dabei grinste. Er stand auf, 'Mir kann niemand helfen, nicht Mac, nicht Susan und auch nicht du Megan.' er ging hoch in sein Zimmer, und das letzte was ich hörte war das Knallen seiner Zimmertür. Eine schreckliche Kälte durchdrang meinen Körper. Die Entscheidung war offensichtlich,  ich werde an Justins Seite bleiben und ihm helfen. Ich straffte mich wieder und ging nach oben, öffnete die Tür und fand Justin zusammengekauert auf dem Bett.

Erst jetzt fiel mir auf, dass ich seit dem Moment, in dem ich die Tür geöffnet hatte, den Atem anhielt. Ich gab die angestaute Luft frei und schnappte nach Sauerstoff.  Vorsichtig ging ich auf ihn zu, legte mich ins Bett und umarmte ihn.

'Pssht, alles ist gut. Ich bin bei dir, egal wie du bist.' er drehte sich zu mir um, nahm mein Gesicht zwischen seine Hände. 'Warum willst du bei mir bleiben?' hauchte er sanft, er hatte so einen kindlichen Ausdruck in den Augen.'Weil, weil..weil wir Freunde sind.' murmelte ich verwirrt. Er lachte auf, 'Freunde? Megan wir sind vieles, aber keine Freunde.' sagte er und streifte meine Lippen mit seinen. Ich erschauderte unter dieser zärtlichen Geste und meine Hände waren nun an seinen Haaren angelangt.

Er legte seine Hände auf meine Tallie, und ich begann an den Spitzen seiner Haare zu ziehen. 'Du magst meine Haare wohl, oder?' er lächelte, 'Hmm.' lächelte ich und legte meine Hände auf meinen Bauch, er schlang einen Arm um mich.

'So gern ich auch möchte, ich kann es dir nicht sagen. Du würdest schreiend vor mir wegrennen, und..und das möchte ich auf keinen fall.' redete er. 'Ich werde nicht wegrennen.' entschlossenheit packte mich. 'Sei einfach ruhig, Megan!' sagte er und schnalzte mit der Zunge. Ich sah, wie seine Wut anschwoll.

In seinen Augen schien das Feuer zu lodern. Ich bemühte mich, die entsetzliche Angst abzuzocken, die auf mich einstürmte.

Seine Augen waren plötzlich kalt, Gefühle waren ihnen nicht zu entnehmen. Ich endeckte nicht mehr den liebevollen Ausdruck, den ich zuvor in seinem Gesicht gesehen hatte.

Stattdessen blickte ich nun in die schwarzen, toten Augen eines Hais. Justin hatte sich verwandelt. Ich hatte gesehen, was unter der Oberfläche dieses ruhigen Gewässers brodelte.

Between Heart and MindWo Geschichten leben. Entdecke jetzt