Kapitel 10

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Aus einem kleinen Spalt schaut der junge Apache dem Mädchen hinterher. Sie soll ihm etwas kochen, weswegen sie nun etwas skeptisch zu den Frauen geht. Winnetou ist gespannt was sie kocht, ob sie es gut kann. Die Frauen der Apachen können es, sie lernen es schon von klein auf. Genauso wie das Nähen und bearbeiten von Leder. Dagegen lernen die Männer das Kämpfen. Kämpfen, jagen und Spurenlesen wird ihnen ebenfalls früh beigebracht. Auch wenn Winnetou es hasst gegen andere zu kämpfen. Er versteht nicht, wieso sich die Menschen immer streiten müssen. Während er den Kampf verabscheut, liebt sein jüngerer Bruder ihn. Sie sind sehr verschieden, dass hat Klekih-Petra auch schnell festgestellt. Der junge Apache wollte immer alles wissen, war wissensbegierig, wollte immer Geschichten aus der Fernen Welt hören. Seinen Bruder hingegen langweilte dies, er wollte immer neue Abenteuer erleben. Die Brüder haben sich oft gestritten, tuen es immer noch.

Etwas sehnsüchtig betrachtet Winnetou das blonde Mädchen, welches die Wurzeln in die Hand nimmt und dann wieder weglegt. Er bedauert es sehr, dass sie nicht sprechen kann. Zu gerne würde er ihre Stimme hören, ihr lauschen, wenn sie von der fernen Welt erzählt. Dinge, die Winnetou sich in seinem Kopf nicht vorstellen kann, so absurd sind sie. Gerne würde er ihr das Reiten beibringen. Dann könnte er ihr das Land seines Vaters zeigen. Doch er möchte sie nicht überfallen. Es muss schwer sein für sie, hier zu sein, ohne ihre Familie. Zu gerne möchte er sie gehen lassen, doch dann würde sein Bruder über ihn spotten, er wäre der Spott des ganzen Stammes. Winnetou tritt vom Fenster weg und geht ebenfalls hinaus in die Sonne. Erschrocken schaut Ruby hoch, in der Angst etwas falsch gemacht zu haben. Sie möchte nichts falsch machen, möchte niemanden verärgern. Doch der Apache geht wortlos an ihr vorbei zu den Pferden. Dort begrüßt er seinen treuen Hengst und schwingt sich leichtfüßig auf den Rücken des grauen Tieres. Auch wenn er nicht viel Zeit hat, will er dem Mädchen nicht auf die Hände schauen, sondern ihr ihren Freiraum lassen. Er will sie nicht bedrängen. Gemächlich reitet Winnetou den Weg hinunter, lässt seinem Hengst die freie Wegwahl.

Aufmerksam schaut Ruby sich die Wurzeln an, welche sie zur Auswahl hat. Viele kennt sie nicht, es scheinen einheimische Wurzeln zu sein. Sie nimmt sich ein paar Brocken Fleisch, etwas Gemüse, Wasser und eine große Schüssel um darin die Suppe zu kochen. Hoffentlich klappt es so wie sie es sich vorstellt, da sie ihren Retter nicht enttäuschen möchte. Wenn sie lieb ist und alles tut, was er verlangt, lässt er sie eventuell irgendwann gehen, immerhin hat er sie vor dem Tod gerettet. Schnell schürt Ruby das Feuer im Pueblo, bis eine ausreichende Glut vorhanden ist. Dann gießt sie das Wasser und schüttet direkt das Fleisch hinzu. Am liebsten würde Ruby die Suppe mit ein paar Gewürzen zurechtmachen, doch sie hatte nichts ihr bekanntes erkennen können. Nachher nimmt sie etwas falsches, was ihr das Essen verdirbt. So muss der Mann, welcher wohl Winnetou heißt, mit dem Vorlieb nehmen, was sie ihm zurecht macht. Gerne würde das blonde Mädchen noch was Brot dazu backen, allerdings hatte sie weder Mehl oder Korn erkennen könnten und das braucht sie nunmal dafür. Mais hätte sie auch nehmen können, doch den gab es ebenfalls nicht. Sie hofft das Winnetou rechtzeitig von seinem Ritt zurück kommt damit die Suppe nicht kalt wird oder das Gemüse und das Fleisch zerkocht. Sobald das Wasser mit dem Fleisch leicht köchelt schüttet Ruby das kleingeschnittene Gemüse dazu und wartet geduldig, bis alles gar wird.

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