Als ich wieder zu Bewusstsein komme und die Welt für mich wieder auftaucht ist das erste, was ich wahrnehme, das Licht.
Das Licht.
Licht ist verräterisch. Es deckt alles auf.
Ich will, dass es weggeht. Es soll weg!
Licht ist das Einzige, das zu mir hinein in die Kugel dringt, denn Glas ist durchsichtig. Zwar dimmt der Nebel, der mich umgibt, das Licht etwas, aber es scheint mich trotzdem zu durchbohren und zu durchschauen. Ich fühle mich ausgeliefert und habe den Drang mich zu verstecken. Wann verschwindet das Licht denn nun endlich?
Es gibt nur einen Weg.
Ich muss weiter hinausschauen, durch das Glas hindurch auf die andere Seite.
Und noch bevor ich darüber nachdenken kann, reiße ich mit einem kurzen, schmerzhaften Stich im Kopf die Augen auf, mit einem Ruck.
Kurz und schmerzvoll.
Es funktioniert! Die Glaskugel ist zwar noch da, aber sie beeinträchtigt mich nicht mehr. Ich kann selbstständig denken, ohne, dass etwas passiert!
Vor Erleichterung schließe ich die Augen wieder und muss mich erst einmal kurz sammeln.
Die Speere scheinen mich doch noch nicht zerstört zu haben, denn meine Erinnerungen, meine Gedanken und die Welt um mich herum sind wieder da.
Und leider weiß ich auch noch ganz genau was passiert ist und auch die dicke, abstoßende Luft ist noch da.
So seltsam es auch klingt: Ich spüre, dass ich noch in dem Schloss bin.
In diesem Castle irgendwo in den Highlands, ganz im Norden des Vereinigten Königreichs.
Meine Mom und ich sind hierher vorübergehend ausgewandert. Vorher haben wie in Miami in den Vereinigten Staaten gelebt, davor in Alabama.
Seit mein Vater nicht mehr da ist, ziehen wir ständig um. Ich glaube daran, dass Mom sich ohne ihn einfach nirgends mehr heimisch fühlt. Zumindest nicht mehr in den USA, wohin sie eigentlich auch nur wegen meinem Vater gezogen ist.
Deshalb auch der Kontinentwechsel, vermute ich. Eine andere Erklärung kann ich gar nicht vorstellen.
Mom behauptet zwar immer, dass sie sich immer so ein Reiseleben gewünscht hat, aber ich habe immer gesehen, dass es nicht so ist.
Sie scheint immer auf der Flucht zu sein und die Umzüge machen ihr mehr zu schaffen, als sie mir zeigt. Mom weiß nicht, dass ich sie schon als kleines Kind Nacht für Nacht weinen höre. Das schlimmste Geräusch der Welt für mich. Sie denkt, ich habe ihr das abgekauft mit ihrer übertriebenen Reiselust. Doch ich bin der festen Überzeugung: Jeder braucht einen Ort an dem er ankommen und sich zuhause fühlen kann.
Hier in Schottland scheint es besser zu sein. Mom hat bisher kein einziges Mal geweint und es geradezu irre, wieviel Lebensfreude und Optimismus sie zu entwickeln scheint.
Ich finde das toll und ich hoffe wirklich, dass dieser Aufenthalt nun länger als ein Jahr unser Zuhause sein wird. Mir gefällt es hier wesentlich besser als in Amerika. Alles scheint perfekt zu sein...nun ja schien perfekt zu sein.
Heute ist unser vierte Tag hier und bevor wir die Umzugskartons ausgepackt haben hat Mom mich natürlich zu den Sehenswürdigkeiten geschleppt.
Ich habe ja nichts gegen Schlösser, im Gegenteil, ich finde sie echt interessant. Aber dieses seltsame Gefühl, dass ich schon habe, seitdem ich in der Nähe dieses Castles habe, schreckt mich ab.
Hier drinnen ist es noch stärker, als zuvor und das liegt nicht nur an der Luft. Befindet sich hier zufällig ein starkes Magnetfeld? Ja, ich spüre, dass ich noch im Castle bin. Und wie.
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Carbisdale - How to defeat the Spirit of Castles
RomanceSchon als Caroline zum ersten Mal Cawdor Castle, ein Schloss in ihrer neuen Heimat Schottland, betritt, ahnt sie, dass hier etwas nicht stimmt. Seltsame Legenden ranken sich um die Schlösser hier in der Gegend, insbesondere um Carbisdale Castle, de...