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"Caroline! Hey Caro", dringt Moms Stimme wie aus weiter Ferne zu mir durch.

Ich gähne und versuche langsam meine Augen zu öffnen.

Mist! Zu hell! Wer hat diesen Vorhang aufgemacht?

Schnell kneife ich die Augen wieder zusammen und drehe mich nach rechts, um das Gesicht in meinen Händen vergraben zu können. Meine altbewährte an-die-Sonne- gewöhnen- Methode. Normalerweise drehe ich mich nach links, aber da ist dieser grässliche Samtvorhang, wie ich noch ganz genau weiß. Und an den will ich nun wirklich nicht rankommen.

"Zieh dich an!", sagt meine Mutter noch, dann höre ich die Tür zugehen.

Ich seufze. So früh und so hektisch - typisch Mom.

Ich lasse mich nochmal zurück in die Kissen fallen und genieße nochmal die friedvolle altmodische Atmosphäre des Zimmers, nun, da es in morgendliches sanftes Licht getaucht ist.

Hier ist es wunderschön...und Mom und ich müssen nun wieder in die kahle neue Wohnung, die mit Umzugskartons vollgestopft ist und in der es immer noch ein bisschen nach Farbe riecht.

Zwar widerstrebt es mir, aber ich schlage seufzend die Decke zurück und stehe auf.

Auf bloßen Füßen tappe ich zum Fenster und sehe hinaus. Die atemberaubende Landschaft mit ihren grünen Hügeln macht mich abermals sprachlos und in meinem Herz regt sich etwas. Meine Brust wird plötzlich eng und ich muss schlucken.

Werd jetzt bloß nicht sentimental, Caroline!, ermahne ich mich und runzle die Stirn. Fehlt gerade noch, dass ich anfangen zu heulen wie eine fünfjährige!

Noch einige Minuten betrachte ich die Landschaft, bis ich ein scharrendes Geräusch höre. Es kommt von der Tür. Mit einer bösen Vorahnung gehe ich zur Tür, schaue hinaus - und tatsächlich.

Vor der Tür sitzt die Katze. Als hätte sie geahnt, dass ich herumtrödle.

"Ich komme ja schon!", murmle ich ihr genervt zu und schaue mich um, ob jemand mitbekommen hat, dass ich tatsächlich mit einer Katze spreche. Doch der Flur ist leer. Mit einer Toilette rede ich, aber mit einer Katze ist es mir peinlich? Ich weiß selbst, dass es seltsam ist, aber mir kommt es vor, als würde das Vieh vor mir mich hämisch angrinsen. Schon wieder.

Als die Katze dann auch noch ins Zimmer schlüpfen will, schließe ich schnell die Tür. Fehlt gerade noch, dass die in ein Schlafzimmer geht.

Ich gehe an ihr vorbei ins Badezimmer und als ich die Tür zum Badezimmer abschließe überlege ich mir, ob es vielleicht nicht doch besser gewesen wäre die Katze ins Zimmer zu sperren.

Hastig richte ich mich her und trete, nachdem ich der Toilette einen guten Morgen gewünscht habe, nach draußen auf den Flur.

Dort treffe ich auf Mom und Matthias, die im Türrahmen zur Küche stehen und sich angeregt über etwas unterhalten.

Über Fische, wie ich nach mehreren Sekunden feststelle. Genau Moms Thema. Super gemacht Matthias! Jetzt hast du sie. Denn genau das braucht Mom.

"Goldfische sind wunderschön!", schwärmt sie gerade mit leuchtenden Augen und ihr Gegenüber schaut lächelnd auf sie herunter und nickt bestätigend.

"Ich wollte schon immer einen Goldfisch. Oder zwei! Sie sind so faszinierende Tiere, aber ich denke in einem Goldfischglas würden sie nur unglücklich werden. Zu eng. Goldfische brauchen einen richtigen Teich." Sie sieht richtig bekümmert aus.

"Wenn du willst können wir zusammen einen Spaziergang zum Goldfischteich mache", sagt Matthias und meine Mutter läuft rot an. Fast so rot wie die kitschig geblümte Tapete im Flur.

Carbisdale - How to defeat the Spirit of CastlesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt