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Bereits zehn Minuten später befinden wir uns im Esszimmer des Anzugträgers.
Zu unserer Überraschung ist seine Wohnung nicht annähernd so pompös wie der öffentliche Teil des Schlosses.
Zwar sind die Wände noch ziemlich altmodisch tapeziert, aber es gibt Möbel von Ikea und sein Herd ist nicht mit dem Ofen aus der öffentlichen rußgeschwärzten Küche zu vergleichen.

Während der Mann uns etwas kocht nutze ich die Gelegenheit, um die beiden ein bisschen in Ruhe zu lassen und natürlich, um das Haus zu erkunden.
Schon immer habe ich es geliebt in alten Dingen herumzustöbern, da ist das die ideale Gelegenheit.
Auch wenn ich selbstverständlich nicht wirklich herumstöbere, sondern mir die Zimmer und die Bilder darin anschaue.

Ich wandere durch den Flur über den Teppichboden.
Ja, richtig, er hat einen Teppichboden, einen roten, flauschigen mit Muster.
Aus was genau das Muster besteht kann ich leider nicht feststellen, auch nicht, als mir plötzlich eine Katze um die Beine streicht, über die ich stolpere und volle Kanne auf den Boden falle.
Aua!

Ich betrachte den Teppich genauer und streiche mit dem Finger darüber. Wenn ich schon mal daliege...

So richtig realisiere ich erst, dass es eine Katze war, die mich zu Fall gebracht hat, als sie zu meinem Gesicht läuft und sich daran reibt.
Und wenn jemand jetzt denkt, dass das total süß ist und ich nun beginne mit der Katze auf dem Boden zu kuscheln bis das Essen fertig ist, hat er sich gewaltig getäuscht!

Warum nicht? Tja, wo fange ich an?
Die Katze riecht...eben sehr charakteristisch nach Katze und ihre Näschen ist ziemlich feucht.
Außerdem ist das nette Tierchen anscheinend erst vor kurzem draußen gewesen und offenbar in irgendeinem Schlammloch herumgekrochen, denn ihr Fell ist verklebt und am Bauch ist sie nass und dreckig und überhaupt ist ihr Fell überhaupt nicht flauschig!

Jedenfalls habe ich genügend Gründe mich schnell aufzurichten und mir erst einmal mit meinem Ärmel das Gesicht und vor allem die Mundwinkel abzuputzen.
Urgh, denke ich, als ich einige Katzenhaare auf meinem Pullover entdecke und schaue die Katze böse an.
Die kümmert es allerdings nicht, denn wie ich feststelle, hat sie sich inzwischen auf den Weg ins Wohnzimmer gemacht.
Nettes Tierchen.
Kurz halte ich inne und höre Mom in der Küche lachen. Gut so. Die vermissen mich nicht.

Die erste Tür im Flur ist, wie ich feststelle, die Wohnungstür.
Draußen im Rest des Schlosses ist es kälter und es dämmert schon. Dezent gruselig ist das und so schließe ich die Tür schnell und leise wieder. Zum Glück quietscht sie nicht.

Der zweite Raum entpuppt sich als eine kleine Toilette, die ich gleich mal besuche. Offiziell dass sie nicht so einsam ist, inoffiziell damit ich mich von dem Zusammenstoß mit der Katze erholen kann. Bestimmt zwei Minuten wasche ich mir Hände und Gesicht, bis ich wieder hinausgehe (natürlich nicht ohne mich höflich von der Toilette zu verabschieden) und in den Raum gegenüber gehe. Nun gut ich versuche es, denn vor lauter Gerümpel lässt sich diese Tür nur halb öffnen und als ich neugierig hineinspähe und alte Koffer, Berge von Kleidern und jede Menge Spinnweben erblicke schließe ich die Tür freiwillig wieder. Spinnen mögen zwar ganz nette Tiere sein, aber genau wie Katzen sind es nicht gerade meine besten Freunde.

Ein aberteuerliches Haus ist das. Und so viele Tiere!

Am schnellsten schließe ich allerdings die Tür, die sich ganz am Ende des Flurs befindet. Als ich sie öffne sehe ich sofort das große Doppelbett.
Etwas raschelt und huscht und bevor noch so ein Vieh mich anspringen kann knalle ich schon die Tür zu. Wenn auch etwas zu laut. Ich fühle mich ein bisschen ertappt, als der Wohnungsbesitzer höchstpersönlich den Kopf aus der Küche steckt und mich fragt, ob mir etwas passiert ist.

"Nein, nein", sage ich schnell. "Ich habe nur die Tür etwas zu fest zugemacht."

Und als er mich noch immer ansieht, behaupte ich schnell: "Ich habe gedacht, das wäre die Toilette und dann hat sich etwas bewegt..."

Carbisdale - How to defeat the Spirit of CastlesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt