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,,Um zu wissen, wie man einen mächtigen König aufhalten kann, muss man erst einmal herausfinden, woher er die ganze Macht hat.", sagte Lelaenia am nächsten Tag grübelnd. Noryn nickte. ,,Nun, es ist nicht schwierig, Macht über Penoria zu ergreifen, wenn sich keiner wehren kann.", erklärte er. ,,Man müsste erst einmal das eigene Volk davon überzeugen, nicht tatenlos zuzusehen." Lelaenia strich sich die schulterlangen Haare hinters Ohr und murmelte zustimmend. ,,Außerdem schien der Dasmant auf dem Drachen gestern ziemlich übel zu sein. Also müsste man auch beim Volk des Gegners die Ideologie ändern.", fügte sie nachdenklich hinzu und bekam eine Gänsehaut, als sie an den Dasmanten dachte.

Wie kann jemand bloß so grausam sein? Wie kann man entspannt da sitzen, während unter einem alles vollkommen zerstört wurde? Lelaenia konnte seine letzten Worte nicht mehr aus dem Kopf kriegen. Ich werde dich ganz sicher nicht vergessen.

,,Und wenn man die Kraft und Magie dieser beiden Völker zusammentäte, hätte man eine Chance gegen ihn.", erklärte Noryn und schluckte wieder bedrückt, als er eine tote Eule auf dem Boden vorfand. Auch Lelaenia ließ es nicht kalt, weshalb sie wegsah. ,,Und auch wenn wir die Dasmanten nicht ändern können, wir könnten doch die Nyreanen um Hilfe bitten.", schlug Lelaenia vor und bekam ein mulmiges Gefühl im Magen bei dem Gedanken an Königin Nyxia. Sie wusste ganz sicher, wer ihre Mutter war, dachte sich Lelaenia genervt.

,,Die Nyreanen tun alles, was ihre Königin ihnen befehlt. Und es ist ganz deutlich, dass Königin Nyxia uns helfen will. Jedoch hat sie sich die letzten 18 Jahre eher zurückgehalten und uns nur indirekt geholfen. Falls es zu einem Krieg kommen sollte, brauchen wir die Nyreanen an unserer Seite.", stellte Noryn besorgt fest. Am liebsten würde er gleich sofort nach Noxēn reisen und vor der Königin auf die Knie fallen, um nach Rat zu fragen.

,,Und ganz wichtig: Während wir Zraonen unsere Magie aus zum Beispiel Tannenzapfen schöpfen", Er stoppte kurz und hielt seine Tannenzapfe hoch. ,,ist die Quelle der Magie der Dasmanten die Flammen in ihren Augen. Und König Kydraen Blackfire besitzt schwarze Flammen in seinen Augen, was äußerst selten vorkommt und unglaublich stark ist. Um ihm seine Kraft zu nehmen, müsste man-" Lelaenia sah ihn mit großen Augen an. ,,... ihm sein Augenlicht nehmen.", unterbrach Lelaenia ihn und hatte plötzlich einen ganz trockenen Hals. Noryn nickte angespannt. ,,Dies wird wohl die schwierigste Aufgabe von allen werden.", murmelte er und rieb sich gereizt die Stirn. ,,Nun ja, eins nach dem anderen.", nuschelte sie bereits erschöpft.

Der Wald schien hier zu enden, denn die Anzahl der Bäume wurde weniger und ein großer Hügel war vor ihnen zu erkennen. Doch nicht der Hügel ließ die beiden erstarren, sondern der schwarzrote Drache und der Dasmant auf ihm. Sie konnten von Glück sprechen, dass sie nicht in ihre Richtung sahen und sie somit auch nicht entdeckten.

Der Dasmant redete eindringlich auf den Drachen ein, doch leider verstand Lelaenia aufgrund der Entfernung kein Wort. Schweratmend legte sie eine Hand auf den Schwertknauf und blickte fragend zu Noryn. ,,Lass uns gehen. Er hat uns nicht gesehen.", formte sie mit ihren Lippen und sah immer wieder panisch zum Drachen, bewusst, dass er oder der Dasmant sie jeden Moment entdecken könnten.

Doch Noryn starrte ihn wütend an, wobei seine Brust sich schnell hob und senkte. In diesem Moment schien er all die toten Tiere und Pflanzen diesem Dasmanten in die Schuhe zu schieben. Vorahnend biss sich Lelaenia auf die Lippe. ,,Noryn, bitte!", flüsterte sie und legte eine Hand auf seine Schulter. Noryn jedoch beachtete sie nicht mehr und ging mit zügigen Schritten den eher steilen Hügel hoch. Vor Entsetzen riss sie ihre Augen auf. Das konnte doch wohl nicht sein Ernst sein! Stöhnend zog sie ihr Schwert heraus und lief ihm hinterher.

Noryn hatte seine Ärmel hochgekrempelt und der Dasmant zuckte zusammen, als er ihn sah. Denn er war ganz rot im Gesicht und schien ihn erwürgen zu wollen. Der Drache brummte alarmiert, doch der Dasmant strich ihm über den Rücken. ,,Ruhig.", murmelte er.

,,Wie-wie könnt Ihr nur denken, dass Ihr das Recht habt, Lebewesen einfach aus Lust und Laune umzubringen? W-wie könnt Ihr nur so herzlos sein? Nur weil ihr das älteste Volk seid, heißt das noch lange nicht, dass Ihr euch alles nehmen könnt, was euch lieb ist! Es ist-", schrie Noryn schon beinahe und stotterte teilweise vor lauter Wut. Wenn es so weiter ginge, würde er bald in Flammen aufgehen- auch ohne die Hilfe des Drachen.

Doch plötzlich erkannte Noryn die goldene, gezackte Krone auf seinen purpurroten Haaren und den roten Edelstein, der vorne auf einer Zacke thronte und gefrierte in seiner Bewegung. Dann dachte er sich jedoch, dass es sowieso zu spät war und fuhr fort.
,,Und dass Ihr Vater der König ist, gibt euch auch nicht das Recht, unsere Häuser zu verbrennen!", spuckte Noryn verachtend.

Lelaenia ließ ihr Schwert verwirrt senken, als der Prinz nur da stand und sich zu tiefst bedrückt die ganzen bösen Worte an den Kopf schmeißen ließ. Warum zum Teufel hielt er den Drachen zurück?

,,Noryn.", murmelte sie und versuchte ihn somit etwas zu beruhigen, aber dieser schien nichts davon hören zu wollen. ,,Nein, Lelaenia, lass mich ausreden!", sagte er geschnappt und fuhr fort.

Lelaenia nahm sich die Zeit und beäugte den Drachen. Lediglich seine Augen und die Zacken auf seinem Rücken waren rot, der Rest war mattschwarz. Seine Flügel, die er schon bereitwillig angespannt hatte, erinnerten Lelaenia an Fledermausflügel. Der lange, dicke Schweif, die zwei spitzen Hörner auf seiner Stirn und die spitzen Krallen ließen ihn wie aus der Hölle entsprungen wirken. Ehrfürchtig schluckte Lelaenia. Der rote Drache gestern war nichts im Vergleich zu diesem hier.

Lelaenia sah wieder zum offensichtlichen Prinzen, der sich verlegen den Kopf kratzte und die ganze Zeit versuchte, Noryn eine Antwort zu geben. Doch hin und wieder sah er fassungslos zu ihr und als Noryn die Luft ausging, fiel der Prinz plötzlich auf die Knie und verbeugte sich tief vor Lelaenia.

Geschockt starrte sie ihn an und auch Noryn erstarrte. ,,Die große Lelaenia hat meine Gebete erhört. Ich dachte schon, dass ich niemals das Mädchen aus der Prophezeiung treffen würde. Lasst mich euch helfen!"

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Was hält ihr von dem Prinzen bisher? Und was glaubt ihr hat er vor? :)
Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen.

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