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,,Was ..." Lelaenia wusste einfach nicht, was sie bei diesem Anblick sagen sollte. Der dasmantische Prinz, der Sohn von König Kydraen Blackfire höchstpersönlich, lag mit seinem Kopf zu ihren Füßen und bat seine Hilfe an. Was zur Hölle passierte hier gerade?

,,W-woher wisst Ihr von der Prophezeing? Allen Zraonen des Landes ist es untersagt, ein Wörtchen darüber zu verlieren." Noryn schien zuerst wieder die Worte gefunden zu haben, was Lelaenia auch wieder auf die Sprünge half. ,,Und warum habt Ihr nach mir gesucht?"

Der Prinz stand daraufhin auf, richtete seine roten, bis zur Schulter reichenden Haare ungeschickt und versuchte zu lächeln. ,,Oh, Verzeihung, lasst mich das erklären. Ich bin Randon, Sohn des derzeitigen Königs von Dasma." Noryn schnaufte und verdrehte genervt die Augen. ,,Ich denke, das ist uns bewusst, eure Hoheit.", spuckte er verachtend, woraufhin sich Randons Ohren wieder etwas rot färbten. Er versuchte, sich nicht von Noryns Worten ablenken zu lassen und schluckte. ,,Nun, leider bin ich der Königssohn. Man müsste meinen, dass jeder auf den ersten Blick erkennen könnte, wie falsch mein Vater handelt. Doch es sind überraschend viele Dasmanten seiner Meinung. Auch ich war als Kind davon überzeugt, weil man im jungen Alter noch nichts hinterfragt, was die eigenen Eltern tun. Doch vor etwa 18 Jahren, als wir zum ersten Mal hierher gereist sind, gab es einige Proteste von den Zraonen. Und die Stifterin dieser Proteste, Hellana Strain, wurde zum Palast geführt, wo sie dann ..." Randon brach ab und schüttelte sich vor Grauen. Und mehr Worte waren dazu auch nicht nötig gewesen, denn Noryn und Lelaenia verstanden es.

,,Da habe ich angefangen, meinem Vater zu misstrauen. Und ich nahm mir fest vor, bei den nächsten Protesten indirekt zu helfen. Für mich stand eines fest: Mein Vater musste gestürzt werden. Doch es kamen keine neuen Proteste. Und so habe ich mich getarnt und etwas gelauscht und somit auch von der Prophezeiung gehört. Ich konnte vielleicht Hellana Strain nicht mehr helfen, aber ich könnte dir helfen, also wartete ich 17 Jahre." Randon sah Noryns blasse Miene und fuhr somit schnell fort. ,,Selbstverständlich habe ich es niemanden weitererzählt. Doch dieses Jahr haben sich die Zraonen nicht mehr zurückgehalten, wenn sie darüber geredet haben, und es war kein Flüstern mehr, sondern ein Rufen. Mein Vater weiß es. Und all seine Krieger wissen davon." Randon sah die beiden bedauernd an und seufzte. Lelaenia spürte die Angst wie eine kalte, nasse Hand über ihren Rücken fahren. Sie war verloren! Sie hatten keine Chance mehr, sie-

Noryn legte seine Hand auf Lelaenias Schulter und sah sie besorgt an, doch lächelte dann aufmunternd. ,,Wir kriegen das schon hin.", flüstert er und sie nickte lächelnd. Dann sah Noryn spöttisch zum Prinzen. ,,Es wäre überaus leichtsinnig von uns, dir einfach so zu vertrauen. Wie wahrscheinlich ist es schon, dass der Thronfolger von Dasma seinem Vater den Rücken zukehrt?"

Randon errötete erneut, als Noryn sprach. ,,Selbstverständlich verstehe ich eure Bedenken. Aber ich- ich kann es euch beweisen!", rechtfertigte er sich und kratzte sich am Hinterkopf. Noryn hob eine Augenbraue. ,,Ach ja? Und wie?" Lelaenia war der Meinung, dass er etwas zu böse zum Prinzen war, also räusperte sie sich. ,,Noryn, er ist vor mir auf die Knie gefallen!", versuchte sie Randon zu verteidigen. Die glühenden Flammen in seinen Augen leuchteten kurz etwas heller und er lächelte ihr dankend zu. ,,Es ist schon in Ordnung. Wenn ich euch helfe und hoffentlich auch begleiten darf, werde ich es euch sowieso früher oder später erzählen."

Nun wurde Noryn neugierig und vergaß sein Misstrauen Randon gegenüber. ,,Was erzählen?"
Randon räusperte sich. ,,Die Pläne meines Vaters." Der Schock auf ihren Gesichtern war ziemlich deutlich zu erkennen, also fuhr Randon fort. ,,Wenn Königin Driana einwilligt, seine Frau zu werden, und das wird sie früher oder später auf jeden Fall tun, erklärt er den Krieg mit Noxēn. Er wird als Grund natürlich nennen, dass die Nyreanen ihm widersetzt haben und sie allgemein nicht gut für die unsterbliche Rasse sind und nicht an seinen großen Plänen interessiert sind. Aber er wird ihnen keine Zeit geben, sich zu widersetzen. Er will den Krieg, und zwar weil die Nyreanen viel stärker sind als die Zraonen, und viel zu unberechenbar. Man könnte es also auch anders ausdrücken: Er fürchtet sich vor ihnen, ganz besonders vor Königin Nyxia. Ihr Tod würde aber sein Sieg bedeuten. Dann würde niemand mehr ihn aufhalten können. Er hätte die Macht über ganz Tría und könnte die Welt so formen, wie er es gerne hätte und wer weiß schon wie Tría nach einem Krieg zwischen Dasma und Noxēn aussehen wird. Wir können von Glück sprechen, wenn wir das überhaupt überleben.", erklärte er mit mulmigen Gefühl im Magen.

Lelaenia schluckte und nahm tief Luft. ,,Und was würde er dann machen? Wenn er den Krieg gewinnen würde?", fragte sie, das Schlimmste befürchtend. Doch Randon fuhr sich nur verzweifelt durch die Haare. ,,Ich... ich weiß es nicht. In den letzten Tage habe ich verucht, mehr darüber herauszufinden. Doch, nun ja, mein Vater hat mich in letzter Zeit nicht sehr ... geschätzt." Er lachte nervös, zog seine Ärmel hoch und zeigte ihnen seine rotweißen, verbrannten Arme, die unglaublich schmerzen mussten. Entsetzt starrten Noryn und Lelaenia ihn an. Und selbst in Noryn schien sich von da an etwas zu ändern, denn er wurde ganz rot im Gesicht - diesmal vor Scham und nicht vor Wut. ,,Es tut mir leid. Es war falsch von mir, Euch anzuschreien." Randon sah ihn erstaunt an und seine Kinnlade fiel hinunter, bis er sich wieder fasste und schnell antwortete. ,,Oh, ähm, kein Grund sich zu entschuldigen, immerhin zerstört mein Volk dieses Land und ich muss die Verantwortung dafür übernehmen." Er machte eine wegwerfende Geste und lächelte ihn schüchtern an. Doch Noryn schüttelte den Kopf, überzeugt von seinem Fehler. ,,Nein, niemand sollte allein aufgrund seiner Herkunft oder aufgrund der Fehler der Eltern die Schuld für etwas tragen, das er nicht begangen hat.", erklärte er nun leiser.

Lelaenia sah den beiden lächelnd zu und nickte. ,,Das stimmt. Wir brauchen außerdem jede Hilfe, die uns angeboten wird. Wir würden dir sehr dankbar sein, bei der Umsetzung unserer Pläne mitzuhelfen." Randon lächelte breit und nickte heftig. ,,Selbstverständlich. Wie sehen denn eure Pläne aus?"

Lelaenia sah Noryn an. ,,Nun ja, erst einmal die Zraonen überzeugen, Aufstände zu machen und ganz wichtig: zu kämpfen. Das müsste man ihnen allerdings beibringen.", schilderte sie grob. Zwar glaubte sie Randon, dass er die Wahrheit sagte. Aber sicher war sicher, weshalb sie nicht gleich alles verriet.

Randon nickte nachdenklich. ,,Und was ist mit euch? Seid ihr in der Lage, euch ordentlich zu verteidigen?", fragte er neugierig, woraufhin Lelaenia und Noryn den Boden anstarrten. ,,Ähm ..." Randon lächelte aufmunternd und nickte Lelaenia zu, da sie sowieso schon ein Schwert in der Hand hatte. Sie nickte und atmete tief aus. Bevor sie das schwarze Schwert mit dem Kristall im Knauf anhob, stoppte sie plötzlich und wollte Randon erzählen, dass sie das Schwert nicht wirklich steuerte und dass es sie eher führte, doch sie überlegte es sich anders und schwieg. Und als sie einen Blick zu Noryn warf, bemerkte sie, dass er wohl den selben Gedanken hatte, denn er schüttelte kaum merklich seinen Kopf. Sie richtete sich wieder an Randon und nickte. ,,Okay, ich bin bereit."

Eins hatte ihr Schwert ihr beigebracht: Schlag immer zuerst zu, denn die meisten Gegner werden dies nicht erwarten. Also versuchte sie mit einem kräftigen Schlag auf den Ansatz seines Schwertes, also so ziemlich in der Nähe seiner Hand, es aus seiner Hand fallen zu lassen. Doch dazu kam es nicht und ehe Lelaenia sich versah, ging Randon einen Schritt zur Seite, schlug auf ihr Schwert, sodass es sich plötzlich drehte und ihr aus der Hand fiel, woraufhin Lelaenia nach vorne kippte.

Entgeistert sah sie zu Randon nach oben und auch Noryn starrte ihn entrüstet an. Innerhalb von wenigen Sekunden hatte er sie entwaffnet.

Randon kratzte sich am Hinterkopf. ,,Ich denke, wir müssen noch viel lernen." Dann nickte er Noryn zu, um es als nächstes zu versuchen.
Noryn riss verstört seine Augen auf und schüttelte schnell seinen Kopf. Das konnte ja was werden.

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Glaubt ihr, dass Randon ihnen helfen wird? Und denkt ihr, dass es wirklich zu einem Krieg zwischen Noxēn und Dasma kommen wird? :)

Übrigens danke ich vielmals für die ganzen Votes und Kommentare!♡

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