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(1999)

Jack Manners blieb lange ratlos und geschockt. Er verstand nicht, warum die Königin das getan hatte. Erst wurde er von ihr verbannt und dann kam sie zu ihm und verführte ihn! Dabei hatte er gedacht, dass sie ihn töten würde.

Es vergingen mehrere Monate. Das Jahr neigte dem Ende zu und Jack hatte immer noch keine Antworten bekommen. Denn die Königin war nicht wieder aufgetaucht. Bereute sie es wohl? Verständlich wäre es zumindest.
Vieles hatte sich verändert seit ihrem Besuch. Noryns Mutter Gania hatte ihm mehrere Briefe geschrieben, welche Noryn ihm gebracht hatte. In denen erzählte sie, dass der König von Dasma, Kydraen Blackfire, nun in Penoria war und sich im Palast befand. Erst fragten sie sich alle, was denn los war und was der König vorhatte. Doch schon nach einigen Briefen stellte sich heraus, dass er ein Mistkerl war. Er ließ eine Zraonin hinrichten, da sie protestiert hatte. Hellana Strain hieß sie, glaubte er.

Die Lage verschlimmerte sich und Jack machte sich andauernd Sorgen um seinen nun zwölf jährigen Sohn. Wer wusste denn schon, wozu der König fähig war? Doch die Sache mit der Königin saß fest in seinem Hinterkopf. Und er war noch schockierter, als eines Wintertages die Königin von Noxēn kam.

Das konnte doch wohl nicht sein! Warum zum Teufel verirrten sich alle Königinnen hierher? Wer würde als nächstes seine Farm besuchen? König Kydraen etwa?
Majestätisch und anmutig schritt sie zu ihm. Dabei liebkosteten ihre schwarzen, langen Haare den Schnee auf dem Boden. Noch bevor sie ganz bei ihm angelangt war, fiel Jack auf die Knie und ignorierte, dass diese nun nass waren.
,,Meine Königin."

Nun, da er vor ihr stand, erkannte er ein neugeborenes Kind, eingewickelt in einer schwarzen Decke, in ihren Armen. ,,Was-", stotterte er und Königin Nyxia lief in das Haus ohne ein weiteres Wort. Verwirrt ging Jack ihr hinterher und zündete das Holz im Kamin an, damit das Baby es auch warm hatte. ,,Driana schickte mich hierher. Sie konnte leider nicht selbst kommen, um dir das Ganze zu erklären. Nun ja, das ist deine Tochter.", erklärte sie ruhig. Sprachlos starrte er sie an und fühlte sich wie vom Kopf gestoßen. Seine Tochter? Das konnte doch nicht sein! Es war doch nur einmal und alle unsterblichen Wesen in Tría werden unglaublich selten schwanger!  ,,Meine Tochter?", wiederholte er ungläubig. Königin Nyxia nickte geduldig. Vorsichtig nahm er ihr das Baby ab. Das letzte Mal war schon über ein Jahrzehnt her. Das Baby schlief ruhig. Sie hatte kaum Haare auf dem Kopf und ihre spitzen Ohren waren noch so winzig. ,,Ihr Name ist Lelaenia.", fügte Nyxia hinzu und beobachtete die Situation emotionslos. Jack drückte sie etwas an sich. ,,Lelaenia.", hauchte er liebevoll und strich ihr ganz zart über das Gesicht. ,,Wie die erste dasmantische Königin." Jack spürte, wie seine Augen feucht wurden.

Nyxia sah zum Feuer im Kamin und nickte. ,,Ich werde es gleich einer Menschenfamilie übergeben." Ihre Stimme war so monoton, dass man beinahe denken könnte, dass ihr das alles so ziemlich egal war. ,,Wie bitte?" Die Farbe aus Jacks Gesicht entwich. Das war doch ein schlechter Witz! ,,Kydraen Blackfire ist kein großer Freund von Menschen. Er verabscheut sie, um es genauer zu beschreiben. Und da er im Moment rund um die Uhr bei Driana ist, kann sie Lelaenia nicht behalten. Es war schon schwer genug, ihre Schwangerschaft geheim zu halten. Es ist zu gefährlich für sie, denn er würde sie ohne mit der Wimper zu zucken töten. Und-" Jack schüttelte den Kopf und unterbrach sie. ,,Dann kann ich sie doch aufnehmen! Ich bin schließlich ihr Vater. Ich bleibe auch auf der Erde und werde Tría niemals wieder betreten. Aber bitte, lasst sie hier, eure Hoheit.", flehte er verzweifelt und seine Augen füllten sich mit Tränen.

Nyxia verneinte kopfschüttelnd. ,,Das ist leider nicht möglich. Kydraen würde es herausfinden und schließlich persönlich hierher kommen, um sie zu töten. Außerdem ist das nicht alles." Sie machte eine kurze Pause und starrte nun das Baby an. ,,Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Irgendwann wird ihr Weg sie wieder nach Tría führen. Eine Prophezeiung."

Twin StarsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt