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Penoria:

Es war so weit. Der Tag der Hochzeit war gekommen. Sie hatten die letzten Tage alle Pläne besprochen, doch es könnte dennoch so viel schief gehen. Besonders weil Randon nun die meist gesuchte Person in Dasma wie in Penoria war. Im Falle eines Notfalls könnte er sich vielleicht nicht einmal richtig wehren können, da seine Magie seit der Feuerexplosion im Palast noch erschöpft war. Er könnte nicht gegen seinen Vater antreten. Man musste hier aber erwähnen, dass Noryn Erstaunliches bei Randons Heilung geleistet hatte. Die Brandwunden waren fast vollständig verschwunden.

Wahrscheinlich wären sie dieses Risiko nicht eingegangen, heute zur Hochzeitsfeier zu gehen, wenn noch alle Zraonen und Dasmanten da gewesen wären. So war es aber nicht, denn es war tatsächlich jeden Tag ein Nyrean gekommen, um einige Zraonen und Dasmanten abzuholen, sodass nur noch seine engsten Krieger übrig waren, darunter auch Jonah. Randon war immer noch nicht gut auf ihn zu sprechen, doch er hatte ihn nicht vor den anderen Dasmanten bloßgestellt, indem er ihnen von seinem Verrat erzählt hätte. Denn er wusste nicht, wie er in seiner Lage gehandelt hätte.

Mit einer scharfen Klinge in der Hand betrachtete sich Randon im Spiegel. Die letzten Tage hatten ihn sehr mitgenommen, was man an seinem eingefallenen Gesicht erkennen konnte. Seufzend sah er sich die ganzen Schwerter und Dolche an, die an seinem Körper versteckt befestigt waren. Er war bereit. Es fehlten nur noch seine Haare. Mit zitternden Händen nahm er sie in die Hand, um sie abzuschneiden. Doch seine Hände wollten nicht ruhig werden.

Plötzlich spürte er, wie ihm sanft die Klinge abgenommen wurde. ,,Ich mach das schon.", sagte Noryn leise hinter ihm. Randon nickte und betrachtete ihn im Spiegel, während er ihm vorsichtig die schulterlangen Haare Stück für Stück abschnitt. Noryn war ebenfalls von Kopf bis Fuß bewaffnet.

Ein Ring blutroter Haare bildete sich um seine Füße herum. Manche könnten denken, dass es zum Zwecke der besseren Tarnung dienen sollte. Aber Randons eigentlicher Beweggrund war, nicht mehr wie sein Vater aussehen zu müssen. Und irgendetwas sagte ihm, dass Noryn das genau wusste.

Nach einer Zeit steckte Noryn vorsichtig die Klinge zurück in die Scheide an Randons Hüfte. Seine Haare verdeckten jetzt nur noch die langen Spitzen seiner Ohren. Langsam drehte er sich zu Noryn. ,,Danke.", murmelte er und legte eine Hand etwas unsicher an seine Wange. Lächelnd strich Noryn seine Haare zurecht. ,,Es steht dir.", gab er zu und sah ihm nun in die Augen. Randons Herz raste wie verrückt, als er Noryn vorsichtig noch näher kam.

Zärtlich sah Noryn ihn an, bevor ihre Lippen sich aufeinander legten. Erst schienen beide sich noch zurückzuhalten, doch dann krallte sich Noryn in seinen Haaren fest und Randon umschloss sein Gesicht etwas fester. Als sie sich kurz voneinander lösten, hatte Randon das Gefühl zu schweben. Schwer atmete er gegen Noryns Lippen. ,,Und auch danke dafür.", hauchte er, woraufhin Noryn etwas lachen musste.

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Randon hatte einen schwarzen Hut auf dem Kopf und hielt sich versteckt in den Schatten. Unauffällig gab er Noryn, der mit Jonah und zwei weiteren Dasmanten einige Meter entfernt auf sein Zeichen wartete, ein Nicken. Daraufhin gingen sie zügig los, um Jonahs kleine Schwester Rea zu befreien. Denn in diesem Tumult würde es kaum auffallen.

Argwöhnisch beobachtete er die riesige Menge vor ihm. Alle Dasmanten waren hierher gereist, um das Spektakel mit anzusehen. Der König und die Königin waren noch nicht zu sehen, aber sie waren trotzdem schon aufgeregt und gut gelaunt. Die Zraonen unter ihnen schienen sich nicht sehr wohl zu fühlen. Unsicher sahen sie sich um.

Mit gesenktem Kopf und Händen in den Hosentaschen mischte er sich unter die Zraonen. Mit seiner Kleidung müsste er eigentlich wie ein gewöhnlicher Dasmant aussehen und keine Aufmerksamkeit auf sich lenken. Und das tat er auch nicht - niemand betrachtete ihn, während er gespielt gelangweilt die Gespräche mitverfolgte.

,,Beruhig dich, Arvor! Nach diesem heutigen Tag kann alles nur besser werden. Wenn König Kydraen erst einmal dieses Land mit der Kalten Königin regiert, wird es uns allen besser gehen. Der König kennt bestimmt Wege, wie man unsere kranken Brüder und Schwestern heilt.", sagte ein Zraon zum anderen. ,,Du hast wahrscheinlich recht. Außerdem bräuchten wir dringend königliches Nachkommen. Driana hat noch keine Kinder. Und dieser Verräter, dieses Abschaum Randon ist ja kein Thronfolger mehr."
Mit zusammengebissenen Zähnen ging Randon weiter. Er wollte sich nicht länger anhören, was sein Vater in den Köpfen der Zraonen gepflanzt hatte.

Je näher er dem Palast kam, desto schwerer fiel es ihm, seine Magie aufrecht zu halten, damit ihn auch niemand erkannte. Er hoffte bloß, dass sie nicht bald nachgab.

Als er schon wieder zurück zu den Bäumen gehen wollte, um sich besser zu tarnen und seiner Magie eine kurze Verschnaufspause zu gönnen, fing die Menge plötzlich an zu jubeln. Erstarrt sah er zum Palast und tatsächlich: Das riesige Tor öffnete sich und der König und die Königin schritten Hand in Hand hinaus. Gemeinsam liefen sie einen langen Steg entlang. Als Randon seinen Vater sah, wie er ein leichtes Grinsen verbarg, schienen die Flammen in ihm wieder zu brennen. Unauffällig drückte er die Dasmanten und Zraonen bei Seite, um näher am Geschehen zu sein. Da sah er dann auch die zahlreichen bewaffneten Krieger um den Steg herum. König Kydraen hatte sich also schon gedacht, dass sein Sohn hier auftauchen könnte.

Am Ende des Stegs angekommen, blieben die beiden Herrscher stehen, um sich einander zuzuwenden Randon war verwirrt. Müsste nicht erst noch geredet, gefeiert und getrunken werden, bevor die Zeremonie beginnt?

Kydraen legte eine Hand an Drianas Hinterkopf und zeichnete mit seiner anderen Hand eine Krone aus schwarzen Flammen über ihrem Kopf. Beunruhigt bemerkte Randon, dass Driana noch blasser als sonst war und etwas zitterte. Kydraens Hand schien ihr einziger Halt zu sein.
Doch sie riss sich zusammen und legte eine Hand auf seine Schulter, um mit der anderen eine Krone aus Blättern und Wurzeln zu schaffen.

Im gleichen Augenblick als Driana fertig war, presste Kydraen schon seine Lippen auf ihren. Warum hat er es so eilig? Befürchtet er etwa, dass ihn irgendjemand aufhalten wird?

Randon war ihnen nun so gefährlich nah, dass der König, wenn er nur einmal in die Runde schauen würde, ihn sicher sofort erkennen würde. Gefasst legte er eine Hand auf den Knauf seines Dolches. Er würde nicht zögern. Wenn er sich nur noch etwas drehen würde, würde er sein Ziel nicht verfehlen.

,,Dasmanten und Zraonen - mein Volk! Heute ist nicht nur ein glücklicher Tag für zwei sich Liebenden, sondern für ganz Dasma und für ganz Penoria. Denn mit unserer Liebe haben wir die Grenzen entfernt und diese beiden Länder vereint.", verkündete der König laut und lächelnd. Die Übelkeit stieg in Randon auf und er hob den Dolch etwas weiter an. Nur noch ein bisschen weiter.

Wie als würde das Schicksal Randon endlich mal einen Gefallen tun wollen, drehte Kydraen sich tatsächlich etwas weiter zu ihm. Perfekt. Jetzt müsste er nur mit aller Kraft schleudern.

Randon war bereit. Er ließ all seine Kraft in seinen Arm fließen. Doch dann ... Randon riss seine Augen auf. Die ganze Menge schrie entsetzt auf.

Königin Driana war neben Kydraen umgefallen. Und dann ... Zwei ganze Völker wurden ganz ruhig, als Kydraen Blackfire sich zu ihr kniete und eine Hand auf ihre Brust legte.

Zwei ganze Völker wurden so still, dass Randons schwerer Atem sicher überall zu hören war. Gebannt starrten alle nach vorne.

Bedauernd senkte der König seinen Kopf. Eine Minute des Unglauben folgten daraufhin. Und dann brach der reinste Chaos aus.

Königin Driana war tot.

Twin StarsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt