Nach ein paar weiteren Flugstunden erreichten sie ihr Ziel. Hier im Norden von Dasma war es nicht so heiß wie sonst und tatsächlich konnte Lelaenia einen kühlen Luftzug spüren. Der Endlose Ozean schien die ganzen Stürme zu ihnen zu wehen. Lelaenia bemerkte schnell, dass hier nicht viele Dasmanten lebten, da sie keine Drachen fand und weil dieser Ort wahrscheinlich nicht der idealste für einen Dasmanten war. Der Himmel war so schwarzrot, dass man denken könnte, dass es hier für gewöhnlich Blut regnete. Es war weder Tag noch Nacht.
Sie landeten und stiegen sofort ab. ,,Manielle befindet sich am Fuß dieses Berges. Sie lebt schon seit über 900 Jahren auf dieser Welt. Ich bin mir sicher, dass sie uns weiterhelfen kann.", erklärte Randon, während er Ippotis zu verstehen gab, dass dieser sich nun etwas Nahrung suchen konnte.
Lelaenia wurde allmählich nervös. Sie fürchtete sich davor, dass sie keine Antworten bekommen würde. Aber sie fürchtete sich auch davor, Antworten zu bekommen, die sie nicht hören wollte. Randon legte zur Beruhigung eine Hand an ihrem Rücken und führte sie zum Berg vor ihnen. Lelaenia hatte nun wieder ihre wahre Erscheinungsform angenommen, denn sie mussten sowieso die Wahrheit vor Manielle sagen. Randon klopfte drei Mal an der Holztür und nach einigen Sekunden öffnete sich diese.Eine sehr alte Frau mit rotschwarzen Haaren und gebückter Haltung starrte sie fassungslos an. ,,Eure Hoheit.", sie verneigte sich so gut es ging und da bemerkte Lelaenia, dass die Flammen in ihren Augen heftiger brannten als bei anderen Dasmanten. Es war kaum noch etwas von ihrer Iris zu erkennen. Da fragte sie sich, ob die Stärke der Flammen etwas mit der Stärke der Magie zu tun hatte.
Sie ließ sie hinein und schloss die Tür hinter sich. ,,Wir würden gerne ein paar ... Fragen stellen." Randon packte aus seiner Tasche einen Goldbeutel aus zeigte es ihr. ,,So ganz unter uns." Manielle beäugte den Beutel gierig und nickte grinsend. ,,Aber sicher doch, mein Prinz. Setzt euch, setzt euch." Sie nahmen an einem Steintisch Platz. Argwöhnisch sah Lelaenia sie an.
Manielle schenkte ihnen mit zittrigen Händen Tee in kleinen Tassen ein und lächelte sie immer wieder an. Dann setzte sie sich gegenüber von ihnen und beäugte hin und wieder gierig Randons Tasche. ,,Nun, bevor ich dir sage, wer deine Mutter ist, beziehungsweise mit welchem Gegenstand du geboren bist, könnte ich dir auch etwas über deinen Menschenvater erzählen. Du scheinst dir darüber auch Gedanken zu machen, Kind.", sagte sie grinsend und deutete unauffällig erneut auf Randons Tasche. Sprachlos sah Lelaenia sie an. Woher wusste sie, aus welchem Grund sie hier waren? Mit jeder Sekunde fand sie Manielle unheimlicher.
Randon sah sie widerwillig an und holte noch ein Goldbeutel heraus, welches er ihr zu schmiss. Grinsend fing Manielle es auf und nickte. Lelaenia fühlte sich schlecht dabei, dass Randon dafür bezahlte.
Manielle rückte mit ihrem Stuhl näher an Lelaenia. Da bemerkte sie, dass ihr Gesicht beinahe komplett nur aus Falten bestand. Aus dem Augenwinkel bekam sie mit, wie Randon langsam seine Hand an dem Knauf seines Schwertes legte. ,,Das wird nun etwas wehtun, Kind." Sie strich mit ihren knochigen Fingern über Lelaenias Haare bis sie ihre Kopfhaut erreichte. Plötzlich bohrte sie ihre langen, spitzen Fingernägel in ihre Haut.
Lelaenia riss ihre Augen auf und schnappte verzweifelt nach Luft. Der stechende Schmerz verbreitete sich in ihrem ganzen Körper und ließ ihn fast zusammenbrechen. Doch Manielles Augen schienen sie zu paralysieren bis sie nichts mehr sah außer die Flammen in ihren Augen. Und der Schmerz hörte schlagartig auf.
Die Kilsons standen neben ihr und sprachen mit Jack Manners. Aber Lelaenia hörte nichts, sah nur wie ihre Münder sich bewegten. Und sie alle schienen so unglaublich groß zu sein und Lelaenia so unglaublich klein.
Jack Manners kniete sich zu ihr und strich ihr lächelnd über die Haare. Doch in seinem Lächeln versteckte sich eine unglaubliche Qual. In seinen leuchtend grünen Augen erkannte Lelaenia ihr siebenjähriges Selbst.
Er sprach zu ihr, doch sie hörte ihn nicht. Das brauchte sie auch nicht, denn sie erinnerte sich noch genau an seine Worte.,,Die Dinge, die du gesehen hast. Vergiss niemals, dass das etwas ganz Besonderes ist."
Abrupt verschwand die Erinnerung und Lelaenia befand sich wieder in Manielles Haus. Schnellatmend fasste sie sich an den Kopf. Manielle schien etwas erschöpft zu sein und blickte beängstigt zu Randon, der währenddessen aufgesprungen war und sein Schwert bereitwillig vor sich hielt. Langsam steckte er es wieder ein und legte eine Hand auf Lelaenias Schulter. ,,Und?", fragte er vorsichtig. ,,Jack Manners", antwortete Manielle ihm hauchend.
Benommen starrte Lelaenia sie an. Jack Manners - ihr Vater? Sie spürte so viele Emotionen gleichzeitig, von Trauer bis Wut. Warum hatte Manners das ihr verschwiegen? Wie konnte er die ganze Zeit über mit ihr reden, als wäre nichts? Wieso hatte er sie nicht aufnehmen können, wenn ihre Mutter sie schon nicht behalten konnte?
Und Noryn? Wusste er die ganze Zeit über, dass sie Geschwister waren?,,Ich bin mir sicher, es gibt eine sinnvolle Erklärung dafür. Aber ich muss zugeben, dass ich auch schon auf diesen Gedanken gekommen bin. Am Tag der Verkündung der Hochzeit, als du grüne Haare hattest, sahen du und Noryn euch zum Verwechseln ähnlich." Er stoppte, als er bemerkte, dass seine Worte nicht gerade hilfreich waren und strich deshalb über Lelaenias Rücken. ,,Manners hat sicher seine Gründe. Und ich bin mir so gut wie sicher, dass Noryn nichts davon wusste.", beruhigte er sie und lächelte aufmunternd. Benebelt nickte sie. ,,Wir können hier auch aufhören. Wir werden auch einen anderen, weniger schmerzvollen Weg finden, deine Mutter zu finden.", schlug er ihr leise vor, doch Lelaenia schüttelte den Kopf und riss sich zusammen. Sie hatten nicht den langen Weg gemacht, damit sie dann wie ein ängstliches Häschen weglief. Also nickte sie Manielle zu. Randon warf ihr noch einen Goldbeutel zu, welchen sie ohne weitere Hemmungen annahm.
,,Da du keine Erinnerungen an deine Mutter hast, kann ich nur herausfinden, was für einen magischen Gegenstand du zu deiner Geburt getragen hast.", erklärte Manielle mit kratziger Stimme und rückte wieder etwas näher und fasste ihr wieder an den Kopf.
Obwohl Lelaenia diesmal auf die Schmerzen vorbereitet gewesen war, traf es sie wie ein Schlag, als Manielle erneut ihre Fingerspitzen in ihre Haut bohrte. Dieses Mal schien der Schmerz sie zu zerreißen. Vor lauter Qualen schrie sie auf und krallte verzweifelt ihre Hände in Manielles knochige Schultern. Die Flammen verschlangen ihre Augen beinahe, so heftig loderten sie. Und wieder wurde alles rot und der Schmerz stoppte.
Gania überreichte Lelaenia das Schwert. Der Griff war schwarz und ein grüner Kristall war an diesem befestigt.
Kurz löste sich das Bild auf und die Schmerzen erschienen wieder, doch bevor Lelaenia darauf reagieren konnte, trat das Bild wieder ein.
Der grüne Kristall schien zu leuchten und sie beinahe zu verschlingen.
,,Lelaenia, Mávros ist von nun an dein Begleiter. Allerdings frage ich mich nur, wie diese Bindung erfolgen konnte ohne jegliche Magie deinerseits.", erklärte Noryn ihr. Das Schwert an ihrer Hüfte schien zu glühen und dann sah sie wieder den grünen Kristall.Manielle atmete schwer und stolperte zurück. ,,Bei allen Königreichen Trías! Irgendjemand wollte anscheinend nicht, dass ich dir das zeige. Jemand mit sehr, sehr starker Magie, die weit über meine reicht.", rief sie entsetzt und schüttelte panisch den Kopf.
Die Schweißtränen rannten über Lelaenias Stirn. Sie versuchte sich zu beruhigen und zog ihr Schwert heraus. Der grüne Kristall leuchtete und Randon zog scharf die Luft ein. ,,Das ... ist es?", hauchte er ungläubig und stand auf. Manielle nickte, stand ebenfalls auf und verbeugte sich vor Lelaenia. ,,Thronfolgerin Lelaenia, Tochter der Königin von Penoria."
~
Das muss wahrscheinlich ein ziemlich großer Schock für Lelaenia sein ;)
Warum konnten ihre leiblichen Eltern sie wohl nicht behalten? Was wird Jack Manners dazu sagen? Und wusste Noryn bereits davon?
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Twin Stars
FantasyPAUSIERT !!! Was wäre, wenn unsere Welt nicht die einzige ist und der Eingang zu einer anderen Welt auf einer einfachen Farm läge? Auf dem ersten Blick sieht vielleicht die neue Welt beinahe idyllisch aus, doch was passiert, wenn man bemerkt, dass d...